Archiv für den Tag: 27. Mai 2013

Montag, 27.Mai Florence – Reedsport, 24 mls.

Memorial Day zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten. Und der Himmel weint dazu. Dauerregen. Bisher hatten wir immerhin so viel Glück, dass wir trocken starten konnten. Heute nicht einmal das. Von den Böen will ich gar nicht reden, aber es ist nicht angenehm, wenn das Moped in einer Kurve durch den Wind versetzt wird. Die Oregon Dunes verpassen wir. Manchmal guckt ein Sandhügel zwischen den Bäumen hindurch. Aber der Himmel ist bleigrau und ein bißchen Sand kann uns nicht zum Anhalten bewegen. Keine Düne der Welt kann so beeindruckend wie die Wüste in Abu Dhabi sein, warum also naß werden. Wir suchen uns ein Motel in Reedsport, in dem man auch waschen kann und hoffen auf morgen.  Denn morgen wollen wir uns –vollgetankt und ausgeschlafen- in die Büsche schlagen, runter von den großen, rauf auf die kleinen Straßen. Ich liebe meine Oregon-Karte, sie verspricht Kurven.

Vom trockenen Fenster aus beobachten wir die Rückreise der großen Jungs mit ihren noch größeren Spielzeugen. Ich drehe mich immer noch um, wenn es hinter mir tief und sonor blubbert. Meistens um dann fast auf Augenhöhe mit einer Motorhaube zu sein. Ja, ich gebe zu, hier würde ich auch einen höhergelegten 8-Zylinder-Pickup fahren. Ich bräuchte zwar eine Leiter zum Einsteigen und einen Kran zum Beladen aber hier kann man die Autos bewegen. In Deutschland käme man um keine Kurve, geschweige denn in einen Parkplatz. Die großen Jungs haben auf ihren großen Spielzeugen die kleinen geladen: Eine Art Jetski um durch den Sand zu heizen. Um das Paket komplett zu machen, hängt hinten dran ein riesiger Trailer. Wie gesagt, hier ist alles etwas größer. Noch kostet die Gallone keine $5. Umweltschutz –was ist das? Dreck sammeln vielleicht, Müll trennen ja, Energie sparen – kein amerikanisches Konzept. Weder beim Heizen noch beim Fahren.

Trotz der kurzen Strecke kommen wir wieder an ein paar lustigen Schildern vorbei.  Ich mag die gelben Quadrate, die hochkant stehen. Manche sind klar, wie „Slow“. Über andere wie „Congestion“  muss ich nachdenken. Ich kenne das Wort nur in Bezug auf Verdauung, auf die genaue Übersetzung komme ich nicht. Beschäftigt mich ein paar Meilen bis ich auf Verstopfung komme. „Dip“ mag ich auch und auch die feine Unterscheidung zwischen „Rocks“ und „Slides“ aber am allerliebsten sind mir die Schilder, bei denen ein Maler kunstvolle Kurven gemalt hat. Ich schwöre, jedes Kurvenwarnschild hat andere Radien. Sehr hübsch und meistens vielversprechend. Im Gegensatz dazu meint „Speed Zone ahead“ leider nicht, dass man da Gas geben darf, sondern das Gegenteil.

Sonntag, 26.Mai, Pacific City – Newport – Florence, 115 mls

Bevor wir starten bringen wir meinen TomTom wieder an – mit Klebeband. Ach, hatte ich gar nicht erzählt. Wir haben ja an beiden Motorrädern Strom und Halterung für einen TomTom (Navi). Eigentlich. Bei meinem ist direkt am ersten Tag die Halterung abgebrochen. Jetzt haben wir sie mit Duct Tape wieder zusammengeklebt und meistens lädt er auch. Nicht immer, aber man kann nicht alles haben. Ich bin ein Fan von Duct Tape (aka Duck Tape), die Seitentasche meines Tankrucksack hält es auch zusammen.  Wahrscheinlich kann man auch Autos damit reparieren und die amerikanischen Häuser, die ja eh aus Spanplatten bestehen. Deshalb sind die Motels auch nur ein Sicht- und Wetterschutz, man hört alles und Isolierung gibt es auch nicht. Heizung an = warm, Heizung aus = kalt.

Nachdem wir die ersten Meilen ohne Regenkombi gefahren sind, fängt es –natürlich- an zu nieseln. Ich wußte gar nicht, wie viele unterschiedliche Sorten von Regen es geben kann. Wir bekommen alle ab.

In Newport gibt es angeblich Seelöwen, aber wir finden sie nicht. Stattdessen gibt es dort Frühstück und eine Karte von Oregon auf der auch die kleinen, netten „weißen“ Straßen zu finden sind.  Die kurvigen, bei denen man sich nicht sicher sein kann, dass sie irgendwo ankommen und bei denen man vorher tanken sollte. Newport ist eine witzige Mischung aus Fischfabrik und Tourismus, Nippes neben frischen Fisch. Gleich neben der Historic Bayfront ist ein alter Leuchtturm. Während Basti an seinem Headset vom TomTom fummelt und ich ein paar Pazifik-Bilder mache, zieht Wetter auf. So schnell hatte ich die Regenkombi,  die wir für den Spaziergang in Newport ausgezogen hatten, noch nie an. Das ist nämlich gar nicht so einfach, den Vollkörpergummianzug über die Motorradkombi zu bekommen, Irgendwo hängt es immer, an der Schulter, am Schuh…

Der 101 (ausgesprochen One Oh One) ist prima zu fahren, nur etwas voll. Da am Montag Memorial Day ist, sind alle Amerikaner zum Campen unterwegs. Und Campingplätze gibt es hier viele. Fast so viele wie Trailheads, Anfänge oder Einstiege von Wanderwegen. Urlaubsgegend, halt. So sieht es auch aus, immer wieder kann man zwischen Straße und Meer Häuser erkennen.

Unser einziger Abstecher heute führt uns zum Cape Perpetua. Grandioser Ausblick auf ca. 240 m Höhe. Ein Adler schwebt vor uns langsam über die Bucht weiter ins Landesinnere. Toll.

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In Florence halten wir, suchen uns ein Motel an der 101 und fahren dann ohne Gepäck in die Innenstadt. Niedlich. Wie essen Chowder und Krabben. Chowder ist Muschel-Speck-Kartoffel-Eintopf mit ganz viel Stärke. Klingt nicht lecker – ist es aber, jedenfalls wenn er gut gemacht ist.

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Der Rest des Abends ist mit Computer-Ärger ausgefüllt. Der Blog ist weg und es kostet uns beide Nerven während Basti das Ding neu aufsetzt. Ihm beim Machen, mir beim Zusehen. Irgendwann gehe ich lesen, das ist besser für den Weltfrieden.

Samstag, 25.Mai Stevenson – Portland – Pacific City, 153 mls

Frühstücken  – Packen – Losfahren. Keine Hickups, nichts, was uns aufhält und trocken ist es auch. Okay, so darf es bleiben. Nach keiner Meile biegen wir links auf eine Brücke ab, die nur deshalb erwähnenswert ist, weil sie keinen Belag hat sondern aus Eisengittern besteht. Ich kenne das nur von Treppen. Bremsen oder Kurvenfahren will ich hier nicht, brauche ich auch nicht, ist auf 15 mph beschränkt. Auf der andern Seite des Columbos haben wir Washington State verlassen und sind in Oregon. Basti zahlt souverän die Maut von 1$, er hat tatsächlich daran gedacht, Geld außen dabei zu haben, nicht unter der Regenpelle irgendwo tief vergraben. Denn der Himmel ist immer noch grau in grau und wir fahren wie gestern im Zwiebel-Look. Ich habe an: Zwei Paar Strümpfe (eines davon Skisocken), lange Unterhose, T-Shirt, Fleece, Skihemd, darüber die Motorradkombi und darüber die Regenpelle. Da ist es schon schlau daran zu denken, das Geld griffig zu haben.

Jetzt also Oregon.

Nach einem winzigen Stück über die den Highway landen wir auf der Historic Orgeon Route 30. Ein Schild warnt uns: „Narrow and windig road“ – ja bitte. Die Strasse schlängelt sich zwischen dem Columbo und dem neuen Highway auf der einen und relativ steilen Bergen auf der anderen Seite entlang. Hinter jeder zweiten Kurve ist ein grandioser Wasserfall zu bewundern, wir halten aber nur an einem, den Multnomah Falls, einem zweistufigen Wasserfall über ca. 190 m. Sagt der Reiseführer. Vor Ort ist alles in Fuß angegeben und wenn ich damit noch einigermaßen klarkomme, weil ich es vom Segeln her kenne, bringen mich die Meilen regelmäßig durcheinander.  Die Reichweite meines Motorrads? Keine Ahnung, zudem die Jungs hier auch noch anders rechnen. Wir rechnen wie viel  Liter ein Fahrzeug auf 100km braucht. Die Amis rechnen, wie viel Meilen ein Fahrzeug mit einer Gallone schafft. Wer kann das vergleichen?

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Aber was kümmern mich die Meilen oder auch die Reichweite, solange die Reichweite der Ninja kleiner ist als die der Bumble Bee. Basti wird schon halten, wenn er Sprit braucht und dann habe ich immer noch ca. 50 mlx Reserve.

Der wunderschönen, geschlängelten Historic Route 30 folgen wir weiter. Sie schraubt sich langsam in die Höhe und ab und an blitzt der Columbo auf. Davon ein Foto wäre toll,  aber es gibt nur Haltemöglichkeiten an den Wasserfällen und da ist die Sicht zum Columbo meistens beschränkt. Bis wir oben sind und bevor es wieder runter, bzw. weiter vom Fluß weg geht, kommt ein Parkplatz. Mit einer phantastischen Aussicht, ein bißchen wie der Rhein auf Steroide: Alles ein etwas größer, breiter, kräftiger als nötig. Sehr beeindruckend.

Nach ein paar weiteren kurvigen Meilen, einer langweilen Ortseinfallstrasse und einem quirligen Studentenviertel mit vielen kleinen Cafes sind wir in Portland und parken fast direkt am Pioneer Courthouse Square, dem Mittelpunkt der Stadt. Der Platz ist belebt, vereint alte und neue Architektur, es gibt viele Radfahrer hier. Nett. Nach einem gesunden Mittagessen (Wrap und Salat) fahren wir weiter zum „Rose Test Garden“. Kein Wunder, dass Portland auch die Rosenstadt genannt ist, der Rosengarten ist riesig. Sehr schön, aber auch kein Grund lange zu bleiben.

Wir verlassen Portland und nähern uns über die Route 6 dem Pazifik. Ein Fest! Langgezogene Kurven, die man gleichmäßig schwingen kann, immer noch mehr. Das macht einen Heidenspaß und hat erst ein Ende als vor uns eine Schlange von Autos sich brav an das Speed Limit hält. 55mph sind erlaubt – wir waren meistens etwas schneller unterwegs, so um die 70 mph vielleicht. Also manchmal. In Ausnahmesituationen. Natürlich sind wir ansonsten absolut gesetzestreu. Wie in Deutschland eben auch. Hüstel.

Die Bumble Bee macht schaltfaul. In vielen Bereichen fährt sie ähnlich wie mein Fazer in Deutschland. Während die aber unter 5.000 Umdrehungen unwillig auf der Kette hackt, geht die Bumble Bee ab 2.000 Touren mit. Die reine Fahrfreude. Landschaft rechts und links? Ja, bestimmt vorhanden.

Ab Tillamouk biegen wir auf den Three Capes Scenic Loop ab. Von der Straße entspricht das ungefähr einer kleinen Landstraße in der Eifel, aber der Belag ist besser.  Tja und dann sind wir auf einmal am Pazifik. Ich war noch nie vorher mit dem Motorrad am Meer – wozu auch.  In Deutschland ist das plattes Land, schön und windig aber langweilig zum Fahren. Hier ist es atemberaubend. Die Straße schlängelt sich einen Berg hoch, von oben hat man einen kurzen aber tollen Blick auf’s Meer (keine Chance zum Anhalten), dann geht es wieder runter und es muss das Wissen reichen, dass der Pazifik zum Greifen nah ist, gleich hinter dem nächsten Hügel. Und dann ist man oben und sieht – Sand.  Eines der lustigen gelben Schilder (von denen ich maximal die Hälfte richtig deuten kann) warnt vor Sandverwehungen und bevor man sich wundern kann, fährt man durch eine Dünenlandschaft. Nur der Pazifik ist nicht zu sehen und dann sind da wieder Bäume rechts und links. Aber das Meer ist da, ich weiß es genau.

Am Ende halten wir in Pacific City und bekommen gerade noch das letzte Zimmer. In US ist langes Wochenende, am Montag ist Memorial Day, und jeder ist unterwegs, die Campingplätze sind ausgebucht.

Wir haben ein Bett, pröteln noch ein wenig an den Motorrädern und gehen dann hier im Inn essen – überraschend lecker. Ein Burger wird zur Delikatesse, wenn man statt Mayo Aioli nimmt. Yummi.

Freitag, 24.Mai. Centralia – Mt. St Helens – Stevenson, 252 mls

Einen einfachen Start haben wir wieder nicht – ich finde meinen Motorradschlüssel nicht.  Nach mehr als 30 min suchen und fluchen können wir endlich los. Und ich werde mir von heute an hoffentlich merken, in welche Hosentasche ich den Schlüssel tue, so dass ich ihn rausnehmen kann bevor ich die Jeans ganz nach unten in den Seesack packe.  Immerhin hat Basti so Zeit für seinen ersten Kaffee.

Wir nehmen die I5 bis zur Ausfahrt Toledo, wie wir es eigentlich gestern vorhatten. Es ist immer noch kalt aber zumindest trocken. Die 505 bringt uns durch das typisch amerikanische Hinterland – eine lange gerade Straße und ab und an häufen sich die Briefkästen am Straßenrand. Das ist dann eine Siedlung. Die 504 dagegen auf die wir dann abbiegen ist nichts weiter als eine –großartige- Sackgasse, denn sie führt „nur“ zum Johnston Ridge Vulcanic Observatorium.  Aber was für eine Straße. Ohne den Nieselregen und ohne den Schnee (!) am Straßenrand wäre es ein Motorradparadies. So macht es Spaß zu fahren, für’s Paradies ist es zu kalt. Wir halten zwischendurch und kommen ins Gespräch mit zwei Kanadiern, Iron Butts, die mal eben von Halifax in guten 100 Stunden hergeballert sind. Ihre Frauen sind dieselbe Strecke geflogen – ich finde, das spricht eindeutig für die Intelligenz der Frauen. Die vier wollen eine ähnliche Tour fahren wie wir, allerdings in 2 Wochen. Okay – wer es braucht.  Weiter zum Gipfel fahren wir alleine, die Jungs warnen uns noch vor Eis auf den Brücken. Dass es jetzt wieder stärker regnet, macht es auch nicht besser.

Die Landschaft um uns herum ist beeindruckend. Aber zum Anhalten und Fotografieren fehlen Sonne und Muße. Schließlich ist die Straße zu Ende, das Observatorium erreicht. Allein, Mt. St. Helens hüllt sich in Regenwolken und nichts verspricht, dass es besser wird. Ein paar Fotos mache ich trotzdem, Motorräder vor Schnee hatte ich auch  noch nicht. Und dann fahren wir die 30mls wieder zurück. Je trockener die Straße, desto großzügiger ignorieren wir die Speed Limits. Deutlich südlich von Toledo nehmen wir nochmal die I5, an einer Raststätte gibt es ein spätes Mittagessen. Dann schlagen wir uns wieder in die Büsche, über die 503 geht es nach Cougar, südlich vom Mt. St. Helens. Touristisch werden wir wieder enttäuscht. Der Lava Tunnel ist geschlossen und zum Ape Cave gehen wir zwar, haben aber beide keine Lust uns mit unseren Taschenlampen weiter als das Tageslicht reicht vorzutasten.  Zudem ich Dank des letzten kräftigen Regens wieder nasse Füße habe, in meinen Schuhen steht jeweils eine kleine Pfütze. Selbst Schuld. Ich habe mir extra für diese Tour neue Motorradschuhe gekauft weil ich keine Lust hatte, mit meinen schweren Stiefeln durch’s Death Valley zu tapsen. Ich hatte so sehr Kalifornien und so wenig Washington im Kopf, dass ich Sommerschuhe gekauft habe. Die natürlich alles mögliche, aber eben  nicht wasserdicht sind. Jetzt ist es zu spät und solange ich die Schuhe jeden Abend wieder trocken kriegen – Kismet.

Der Rest der Strecke geht über National Forrest Routes: Klein, kurvig, mitten durch den Wald. Am Straßenrand stehen ein paar Hirsche. Ein bißchen wie Schwarzwald, aber wo im Schwarzwald nach 20 km wieder Ortschaften kommen, kommt hier weitere 20 mls erst einmal nichts. Außer noch mehr Kurven. Und eine tolle Landschaft: großzügig, bergig, 1.000m unter uns Wasser, hohe Bäume. Ein letzter Versuch, sich wie Touristen zu benehmen und an einem Aussichtspunkt zu halten scheitert auch, ausgerechnet dieser Viewpoint wird gerade repariert. Wenn das so weiter geht, macht es nichts, dass wir noch immer keine Fotos im Blog hochladen können.

Wir landen in dem Hotel, das wir eigentlich für die letzte Nacht reserviert hatten; wir konnten die Reservierung verschieben. Das schlechte Wetter verabschiedet sich (hoffentlich) mit einem Regenbogen. Das Foto allerdings ist toll geworden.

Basti: was mich wirklich umhaut ist Rena’s Gesicht nachdem Sie den Helm abnimmt. Ich rechne mit Erschöpfung und Unzufriedenheit wegen nasser Füße und was ich sehe ist Euphorie und Zufriedenheit. Für die Eingeweihten: Schauinsland auf 90km. Ich selbst bin ziemlich kaputt nach 5 Stunden reiner Fahrzeit – aber schön ist die Strecke J.

Donnerstag, 23.Mai, Kirkland – Centralia, 98 mls

Das Beste, was man vom heutigen Tag sagen kann, ist, dass wir unterwegs sind. Auch wenn wir noch nicht weit gekommen sind.

Bevor wir losfahren, sind die allerletzten Last-Minute-Vorbereitungen dran. Final packen. Wir sortieren noch ein paar T-Shirts aus und dann gehen auch irgendwie Bastis Schuhe mit.  Keine Ahnung, ob ich etwas vermissen werde oder doch wie sonst auch immer im Urlaub einiges gar nicht anziehen werde.

Versicherungskarte besorgen. Ach ja, vergessen zu erzählen. Bastis Versicherung hat zwar Unterlagen geschickt, die beim Fahrzeug sein müssen –  allerdings dummerweise die von der Kawasaki, falsches Bike. Also alles nochmal von vorn. Aber es lohnt sich nicht auf die Mail zuwarten, denn im Haus ist gerade kein Strom, der Nachbar wird gerade angeschlossen, also gibt es einen angemeldeten Stromausfall. Hm. Wenn wir gar keinen Strom haben – wie geht dann die Garage auf?

Kurzes Bangen.

Dann der Zug an der richtigen Strippe, das Garagentor kann hochgeschoben werden. Puh. Durch den Hinterausgang hätte ich nicht gewollt.

Und dann sind wir tatsächlich unterwegs. Erst einmal Interstate I5 (entspricht unseren Autobahnen) Richtung Süden bis nach Toledo, WA, dann östlich zum Mount St. Helens. So zumindest der Plan.

In Kirkland scheint die Sonne.  Ab Tacoma nicht mehr. Es regnet. Und regnet und regnet und regnet. Wir haben rechtzeitig die Regenkombis angezogen, aber Spaß macht es trotzdem nicht. In der Gischt der Laster sehe ich gerade noch Sebastian und seine umgebaute ZX12R (aka Ninja), die Autos davor auch schon nicht mehr.  Ich habe kalte Hände und langsam aber sicher laufen meine Schuhe voll mit Wasser.

In Centralia fahren wir ab, es reicht. Es ist nass und kalt (50°F, was etwa 10°C entspricht) und vom Berg würde man eh‘ nichts sehen. Obwohl es erst 13:30 Uhr ist, suchen uns eine Übernachtung und hoffen auf besseres Wetter.

Mittwoch, 22.Mai. Kirkland

Nachdem wir vorgestern beide Bikes nach Hause gebracht hatten – Bastis stand ja noch bei Randy – haben wir uns gestern dann um die Last-Minute-Vorbereitungen gekümmert. Die Bumble Bee zum Händler gebracht, damit sie neue Füsse bekommt ( Road Pilot 2). Die gekauften waren zwar noch nicht abgefahren, aber alt. Ich glaube, es waren  immer noch ihre ersten und nachdem mir bei einer Bremsung das Hinterrad leicht seitlich weggerutscht war, habe ich mich umso mehr auf die neuen gefreut. Die alten haben wir wieder mitgenommen, um sie damit wieder zu verkaufen. Die Pilots werden dann abgefahren sein.

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Dann haben wir für Sebastian einen Tankrucksack besorgt. Noch sehe ich uns nicht alles mitnehmen, was sich beim „Reisegepäck“ stapelt.  Neben den Klamotten macht mich vor allem das ganze elektonische Zeug kirre: Heutzutage hat alles ein Ladegerät:  Handys, Bücher, Zahnbürste, Kamera, der Tablet, Bastis Rechner, die beiden Navigeräte, das Headset dazu, usw. Es läppert sich zusammen. Da bleibt jedenfalls kein Platz für ein zweites Paar Schuhe – Las Vegas geht in Flipflops, Turnschuhen oder gar nicht, andere habe ich nicht mit.  Beim Probepacken am Mittwochabend waren wir noch ganz zuversichtlich – das war allerdings bevor Basti aufgefallen ist, dass er die Schuhe und Jeans, die er anhat ja auch mitnehmen will.

Beim Abholen der Bumble Bee probiert ein junger Mann im Laden Helme für „Dirt Tracks“ aus. Er hat einen gefunden, der ihm gut paßt, ist aber wegen des Designs zögerlich: es ist wild verschlungen rot-weiß gemustert.  „Isn’t that something women like?“  fragt er den Verkäufer, Basti und mich. Ich hebe meinen Helm hoch – mattschwarz. Der Verkäufer lacht: „You are asking the wrong girl.“ Dass hier jeder mit jedem im Laden redet, jeder Verkäufer wissen will, wie es mir geht und auch andere Menschen im Laden ins Verkaufsgespräch einbezogen werden, daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.

Apropos gewöhnen: Ich gewöhne mich langsam aber sicher an den amerikanischen Verkehr. Natürlich fahre ich viel bewusster, denke mehr über die Regeln nach als ich es in Deutschland tun würde und achte besonders auf die Dinge, von denen ich weiß, dass sie anders sind. Aber in einer bestimmten Situation hilft das alles nichts: Es gibt Kreuzungen, da steht an allen vier Straßen ein Stopp-Schild und darunter „All ways“. Das bedeutet, dass alle Fahrzeuge stoppen und in der Reihenfolge weiterfahren, in der sie an die Kreuzung gekommen sind. Klappt wunderbar. Aber wenn ich links abbiegen will und vor dem dran wäre, der mir gegenüber geradeaus will – das geht nicht.  Das fühlt sich so dermaßen falsch an, in Deutschland hätte der Vorfahrt, dazu muss ich mich regelrecht überwinde, so tief sitzt das.

So nun ist er wieder online….

Hallo Ihr lieben Blog-Leser,

Ich habe es vorgestern irgendwie geschafft den Blog abzuschiessen und musste ihn ganz neu aufsetzen. Bis auf die ersten Beiträge und die dazugehörigen Kommentare steht der Blog jetzt aber wieder und einige Texte haben wir im Backup gefunden.

Sebastian

Und da ich nun auch endlich Bilder hochladen kann, hier die zwei Gefährte (denn auch ich bin stolz auf mein Moped):

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Ach ja, so hat sie mal ausgesehen:

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