Wir starten – wie unerwartet – im Regen. Aber es ist deutlich weniger als gestern, alles gut. Unser erster Weg führt uns auf die Lower Smith River Road. Anfangs eine normale Strasse wird es bald zu einem, naja, Weg. Also ein meistens geteerter Weg, breit genug für 2 Autos, nur ein paar Stellen sind zwischendurch Schotter und andere Schlamm und die Schlaglöcher, dass über die Brücken immer nur einer paßt, wird per Schild angekündigt. Nachdem wir mit normalen 30 mph angefangen haben sind wir bald runter auf 15 mph, werden aber belohnt durch eine einsame Waldgegend. Als wir halten ist nur noch lautes, vielfältiges Vogelgezwitscher zu hören. Der Smith River ist immer neben uns, meistens rechts, manchmal auch links. Meistens fast auf selber Höhe, nur ein paar Meter unter uns, dann wieder kommt Straße, dann lange nichts und dann der Fluss. Leitplanken? Hier nicht. Schön ist es, einsam, klein, auf den ersten 40 mls kommt uns ab und an ein Truck entgegen, ansonsten könnten wir auch alleine auf der Welt sein.
Schade nur, dass Basti sein Mopped auf die Seite legt. An einer der wenigen Gabelungen, die es gibt, will er anhalten, daß heißt er steht schon, aber das Motorrad noch nicht, das Vorderrad rutscht im Schlamm weg. Wie gut, dass es inzwischen aufgehört hat zu regnen. Wir richten die Ninja wieder auf, Basti macht heile (das kann er selber besser erzählen) und wir entscheiden uns für den kürzeren Weg zurück in die Zivilisation.
Wie immer auch der längere Weg gewesen wäre, der kürzere führt über einen Berg und bietet einen faszinierenden Ausblick (jedenfalls in den Momenten, wo ich den Blick von der Straße nehme) und erklärt auch, warum es diese Weg überhaupt gibt: Hier wird Holz gemacht und zwar nicht zu knapp. Auch hier verzichtet man aus gutem Grund auf Leitplanken oder ähnliches, vermutlich kämen die Schwertransporter sonst nicht um die engen Kurven, daher geht es direkt neben der Straße steil runter. Ich sehe abgeholzte und wieder aufgeforstete Berge und kann ganz weit gucken – bis wir wieder auf dem Weg nach unten sind und die jungen Bäume bereits zu hoch um weiter als bis zu ihnen zu sehen. Im Himmel kreisen ein paar Adler. So fühlt sich Weite an.
In Elkton biegen wir auf die 138 ab und wenn das anfangs eine ganz normal, breite Straße ist, später hinter Roseburg sogar zweispurig und sehr langweilig, entwickelt sie sich zu einem Fest. Sie schlängelt sich den Umqaph River entlang, ist aber im Gegensatz zum Smith River Road durchgängig sehr gut geteert. Wir fliegen um die Kurven – möglicherweise etwas schneller als legal. Gott sei Dank warnt uns ein entgegenkommender Motorradfahrer vor dem Sheriff am Straßenrand. Die 70 mls zwischen Roseburg und dem Diamond Lake vergehen im wahrsten Sinne wie im Flug. Es ist eine Strecke der ungemachten Fotos. Der Fluss schimmert manchmal türkisfarben zwischen den Bäumen hindurch, manchmal fahren wir direkt auf ihn zu. Er hat Stromschnellen, fließt schnell, alles sehr schön, durchaus beeindruckend. Aber dafür anhalten – no way.
Die Regenkombis hatten wir bereits in Elkton ausgezogen – so also sieht Oregon im Sonnenschein aus. Deutlich besser als gestern. Jetzt rächt sich das, denn die Kombis halten nicht nur den Regen ab sondern auch den Wind. Wir schrauben uns auf 5.900 ft hoch (knappe 2.000m) und entdecken neue Schilder: Warnung vor kreuzenden Snowmobilen und: „Don’t pass the snow plough on the right side“. Okay, machen wir nicht. Kalt ist es auch ohne Schnee. Und ab der Hochebene geht es schnurgerade aus. Zwar nicht schön zu fahren aber erst einmal ein völlig unerwarteter Blick.
Wir halten an einer -ich weiß nicht- Bude an der Mündung der 138 auf die 97. Es gibt Kaffee, Cola, Alkohol, Naschzeug, Mehl, Haferflocken, Andenken und was weiß ich noch. In der einen Ecke zieht die Besitzerin (im Raum!) Tomaten, in einer anderen steht ein alter Holzofen und bollert vor sich hin. Es ist kruschig, aber nicht vollgestellt. Ihr Geld verdient sie vermutlich mit den Truckern und dem Alkohol. Schräg, aber sehr nett. Weitere 10mls später sind wir in Chemult – wer immer das Kaff, bestehend aus 3 Motels, zwei Tankstellen, einem Restaurant und einem Supermarkt, auf der Landkarte finden mag – und finden ein Bett, die Pferde davor angebunden.
Basti: Also……
Seit wir in Newport eine Karte von Oregon gekauft haben, die ausreichend fein im Maßstab ist, ist Rena in ihrem Element. Alle Strassen die eine Farbe haben, sind eigentlich zu groß – so sind wir an die Smith River Road gekommen. Ich hatte Schwierigkeiten im TomTom weit genug „rein-zu-zoomen“ um die Straße überhaupt zu finden, aber es hat sich gelohnt. Ist wie kleinste Eifel- oder Schwarzwaldsträßchen, nur eben 40mls lang und wie erwähnt kein Verkehr.
Mein Ausrutscher/Umfaller ist primär ärgerlich – weil dumm – und das zusätzliche Gewicht vom Gepäck war sicher auch nicht hilfreich. Die Bilanz: ein paar neue Kratzer am Motorgehäusedeckel, ein Lenkerspiegel aus der Halterung gesprungen (nicht kaputt und vor Ort wieder eingebaut) und ein verzogener vorderer Kotflügel. Da der Kotflügel aus Karbon ist, wird wohl eine der Halterungen leicht verzogen sein. Da er schleift, hilft nur eins, eine Halterungsschraube raus zur Entlastung und mit Kabelbinder ordentlich fixiert (Danke Alexander!!!). Jetzt muß ich nur noch die Lenkstange wieder in den gleichen Winkel bekommen damit ich nicht schief auf dem Moped sitze – was ein cm so alles ausmachen kann!
Kaum sind wir auf dem Highway 138 (entspricht einer deutschen Bundesstraße) erklärt sich Rena bereit vorzufahren. Find ich gut, denn vorfahren ist anstrengend. Vielleicht bin ich Ihr aber auch zu langsam, denn nachdem wir am Sheriff vorbei sind pendelt sie sich schnell um die 80mph ein.
Auf dem letzten Stück nach der Passhöhe ein Aha-Erlebnis für mich und eine Vorbereitung auf die Strecken bei Las Vegas. Ich fahre das erste Mal bewußt eine schurgerade Straße für über 20mls – und Rena zieht das Tempo an. Ich beschwere mich nicht denn auf 2000m ist es sau kalt und ich will es schnell hinter mir haben. Der Kaffee an der Kreuzung zur 97 ist himmlisch (heiß und stark).