Sonntag, 23.Juni, Kanab – Grand Canyon NP, North Rim – Cape Royal – Kanab, 206 mls

Wir fahren ohne Gepäck – Hurra. Das fehlende Gewicht macht sich bemerkbar, beide Motorräder sind leichter zu bewegen. Das erste Stück bis Jacob Lake geht über fast 40 mls mehr oder weniger gerade aus. Arizona belohnt dafür mit raumgreifender Landschaft. Ja, wir sind wieder in Arizona, was mich hinsichtlich Uhrzeiten endgültig durcheinander bringt. Wie gut, dass es egal ist, wann wir wo sind.

Im Saloon Jacob Lake gibt es Frühstück und dann biegen wir in die Sackgasse zum Grand Canyon ab. Es wird kurviger, aber nicht sehr. Die Landschaft ändert sich, weniger deutliche Höhenunterschiede, mehr Pflanzen. Eben noch grün, fahren wir plötzlich durch ein abgebranntes Gebiet. Dann wieder, genauso plötzlich ist wieder alles grün. Birken, Kiefern, Wiesen, alles ganz lieblich, nur eben einfach mehr als in Deutschland. Deutlich mehr.

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Der North Rim ist zwar angeblich weniger besucht als der South Rim, aber als wir ankommen –okay, es ist Sonntag, ist schon ziemlich viel los. Wir gehen zur Angel Point und dann an der Kante entlang zu ein, zwei anderen. Da wir heute schlauer waren als gestern, haben wir Wasser und Bananen mit.

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Die Aussicht ist – keine Ahnung. Ich glaube das Wort „awesome“ wurde für den Grand Canyon erfunden.  Es ist viel. Tiefe, schmale Schluchten bis zum Horizont, manche steil, manche abgestuft, viele kahl, einige andere bewachsen. Ich könnte stundenlang stehen und gucken und würde immer wieder etwas Neues entdecken. Manchmal ist der Weg so schmal, dass ich gehen kann. Und ich kann stehen bleiben und runtergucken. Aber ich kann nicht beides. Wir versuchen ein paar Heldenfotos – witziger ist es, anderen zuzusehen und vor allem zuzuhören, wenn er auf einen weit in den Canyon ragenden Stein klettert und sie Panik kriegt. Ach, nicht fair, aber witzig. Unsere Heldenbilder sind dagegen harmlos, kaum vom Weg herunter. Die eine oder andere Böe macht mich trotzdem nervös.

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Nach dem North Rim machen wir noch einen Abstecher zum Cape Royal. Gute Entscheidung. Schöne Straße (trotz Geschwindigkeitsbegrenzung und ein paar fiesen Dellen), Ausblick mit Wasser, nette Leute. Die Straße führt an ein paar –Gott sei Dank wenigen – Stellen direkt auf den Canyon zu oder eng daran vorbei. Mich lenkt das ab, Basti sieht nur Asphalt.

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Angels Window ist ein riesiges Loch im Felsen, darüber ist ein Aussichtspunkt. Auf einer Bank im Schatten setzt sich eine  ältere Dame zu uns und irgendwie kommen wir ins Gespräch. Sie ist Französisch-Russisch-Amerikanisch, kann auch etwas Deutsch, ihre Vorfahren kommen aus dem Baltikum – ein bißchen erinnert sie mich an Tante Esly. Wir quatschen bis ihre Freunde vom Aussichtspunkt wieder kommen. Der Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt, es war ein rundum schöner Tag.

Basti: Ich bin schuld, daß wir bei der Routenplanung die Nordseite und nicht die Südseite des Grand Canyon als Ziel festlegen. Und ich war vom ersten Eindruck erst mal enttäuscht.  Der Grund dafür ist meine mangelnde Vorbereitung, denn ich hatte einen Blick auf den Colorado River erwartet. Nichts desto trotz ist die Aussicht und die Lodge schon beeindruckend und lohnend. Die Lodge hat eine Lobby/Salon mit Panoramafenstern zum Canyon und riesige, gemütliche Ledersofas. So kann man den Ausblick auch bei Hitze und Kälte in Ruhe genießen.

Aber ich bin ja ein Glückskind und so gibt der Abstecher zum Cape Royal alles was ich mir erhofft habe. Die Aussichten unterwegs wie auch am Cape beeindrucken mich mehr als am Angel Point und ich sehe den Fluß! Also doch kein schlechtes Gewissen Rena in die falsche Ecke gelockt zu haben. Und damit sind wir am Wendepunkt, ab jetzt geht es wieder Richtung Norden.

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