Memorial Day zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten. Und der Himmel weint dazu. Dauerregen. Bisher hatten wir immerhin so viel Glück, dass wir trocken starten konnten. Heute nicht einmal das. Von den Böen will ich gar nicht reden, aber es ist nicht angenehm, wenn das Moped in einer Kurve durch den Wind versetzt wird. Die Oregon Dunes verpassen wir. Manchmal guckt ein Sandhügel zwischen den Bäumen hindurch. Aber der Himmel ist bleigrau und ein bißchen Sand kann uns nicht zum Anhalten bewegen. Keine Düne der Welt kann so beeindruckend wie die Wüste in Abu Dhabi sein, warum also naß werden. Wir suchen uns ein Motel in Reedsport, in dem man auch waschen kann und hoffen auf morgen. Denn morgen wollen wir uns –vollgetankt und ausgeschlafen- in die Büsche schlagen, runter von den großen, rauf auf die kleinen Straßen. Ich liebe meine Oregon-Karte, sie verspricht Kurven.
Vom trockenen Fenster aus beobachten wir die Rückreise der großen Jungs mit ihren noch größeren Spielzeugen. Ich drehe mich immer noch um, wenn es hinter mir tief und sonor blubbert. Meistens um dann fast auf Augenhöhe mit einer Motorhaube zu sein. Ja, ich gebe zu, hier würde ich auch einen höhergelegten 8-Zylinder-Pickup fahren. Ich bräuchte zwar eine Leiter zum Einsteigen und einen Kran zum Beladen aber hier kann man die Autos bewegen. In Deutschland käme man um keine Kurve, geschweige denn in einen Parkplatz. Die großen Jungs haben auf ihren großen Spielzeugen die kleinen geladen: Eine Art Jetski um durch den Sand zu heizen. Um das Paket komplett zu machen, hängt hinten dran ein riesiger Trailer. Wie gesagt, hier ist alles etwas größer. Noch kostet die Gallone keine $5. Umweltschutz –was ist das? Dreck sammeln vielleicht, Müll trennen ja, Energie sparen – kein amerikanisches Konzept. Weder beim Heizen noch beim Fahren.
Trotz der kurzen Strecke kommen wir wieder an ein paar lustigen Schildern vorbei. Ich mag die gelben Quadrate, die hochkant stehen. Manche sind klar, wie „Slow“. Über andere wie „Congestion“ muss ich nachdenken. Ich kenne das Wort nur in Bezug auf Verdauung, auf die genaue Übersetzung komme ich nicht. Beschäftigt mich ein paar Meilen bis ich auf Verstopfung komme. „Dip“ mag ich auch und auch die feine Unterscheidung zwischen „Rocks“ und „Slides“ aber am allerliebsten sind mir die Schilder, bei denen ein Maler kunstvolle Kurven gemalt hat. Ich schwöre, jedes Kurvenwarnschild hat andere Radien. Sehr hübsch und meistens vielversprechend. Im Gegensatz dazu meint „Speed Zone ahead“ leider nicht, dass man da Gas geben darf, sondern das Gegenteil.