Archiv für den Monat: Juni 2013

Sonntag, 30. Juni, Afton – Jackson – Grand Teton NP – Coulter Bay Village, 136 mls

Sonntag erkennt man daran, dass der Parkplatz vor der Kirche, sorry, nein, vor den Kirchen voll und der vor dem Supermarkt leer ist. Die Luft ist angenehm, ganz anders als der Start gestern.  Nach einer guten Stunde Fahrt gibt es Frühstück im Yankee Doodle Cafe, wo wir auch online gehen können um den Beitrag von gestern hochzuladen. Das Kaffee ist eine einzige Hommage an USA, alles Balu-weiß-Rot, ein paar Adler, Tassen, Skier, Turnschuh, Teller – was immer eine US-Flagge hat, hängt an der Wand. Der Besitzer selber ist die größte Show: Ein Schulter mit der Flagge, die andere Schulter mit dem Reiter aus Wyoming mit hinterlegter Flagge tätowiert. The Land of the free, thanks to the brave. Von geschmackvoll oder dezent ist dabei nicht die Rede. Das Essen ist lecker, der Kaffee auch.

P1020774 P1020786P1020787

Schnell sind wir in Jackson, entscheiden uns aber nach einer kurzen Ehrenrunde, lieber den Hintereingang in den Grand Teton National Park zu nehmen. Lieber kleine krumme, als volle gerade Straßen. Jackson selber ist, teils echt, teils nachgebaut auf alt gemacht und voller Souvenirläden Hotels. Wir biegen ab und kommen südlich Richtung Teton Village. Auf einer der Karten sah das aus, als käme man nur von Norden rein und als sei es eine Sackgasse. Aber hier war ein Schild, also probieren wir es auch. Die Neugierde verschafft uns dann doch noch unser erste Schotterpiste hier, die wir bisher so erfolgreich vermieden hatten. Aber wenn ich die Karte richtig deute, sind es höchstens 2 Meilen. Außerdem ist es nicht immer Schotter,. Manchmal kommt uralter Asphalt durch. Anstrengend und warm ist es trotzdem,  bloß nicht stehen bleiben aber schneller als 20mph geht auch nicht.

Belohnt werden wir durch eine schmale, schöne Straße, teils durch Birkenwäldchen, teils durch offenes Land, wenig befahren und schön zu gucken.

P1020790

Und dann sind da die Grand Tetons, alpenartig, hoch, die Gipfel mit Schnee, davor  Hochebene, manchmal Nadelwäldchen, manchmal Wasser. Wir hangeln uns von Fotostopp zu Fotostopp, gehen am Jenny Lake ein bißchen spazieren und fahren die Signal Mountain Road hoch. Immer wieder tolle Bilder, Wasser und Berge gibt einfach etwas her. Ich spiele mit der Kamera, versuche mich and er unterschiedlichen Einstellungen, aber meistens ist die Automatik (noch) besser als ich.

P1020791 P1020798P1020801 P1020803P1020827 P1020829P1020832 P1020833P1020837 P1020863

Dann verlassen wir den Park und die Schilder fangen an vor einer Baustelle zu warnen, 30 min Verzögerung möglich, einspurige Fahrbahn. Aber wir haben Glück, bevor die Straße wirklich eng wird, biegen wir links zu unserer Übernachtun ab. Es ist wieder eine Cabin, aber diesmal richtig im Wald (wenn auch eine von vielen) und aus rohem Holz gezimmert. Niedlich.

P1020885 P1020887

Es gibt eine Marina, ein Restaurant  und einen Generalstore, viele Möglichkeiten gute Bilder zu machen, zudem die Sonne langsam untergeht. Es gibt allerdings auch Heerscharen von Mücken. Nach einem kurzen Spaziergang bin ich völlig zerstochen und Basti hat nichts. Wie unfair, daher wird es auch nichts mit dem gemütlichen vor der Hütte sitzen, nach einem kurzen Versuch und zwei weiteren Bissen flüchte ich in die Guest Lobby – hier gibt es einen Schreibtisch, Licht, WLAN und keine Mücken.

P1020896 P1020901P1020910

Basti: Jackson ist im Winter ein erlesenes Plätzchen zum Skifahren mit dem anspruchsvollen Skigebiet Jackson Hole. Dadurch, daß es aber in der Hochebene liegt, erlaubt es auch ausgiebige Touren Sommers wie Winters. Es ist aber nichts für eine Pause, zumal es dort immer noch sehr warm ist. Und jetzt machen wir auf Natur, an jedem zweiten Schild an den Wegen der Anlage (Camping und Cottages sowie die erwähnten Annehmlichkeiten) wird vor Bären gewarnt und gefragt, ob man auch sein Bärenspray dabei hat. Irgendwie befremdlich, da ich in Deutschland rumlaufen kann wo ich will und höchstens Angst vor dem Verlaufen haben muß (OK, Wildschweine sind auch nicht zu unterschätzen).

Samstag, 29. Juni, Salt Lake City – Logan Canyon – Hwy89 – Afton, 208 mls

Als ich morgens das Motelzimmer verlasse, trifft mich der Schlag, so unerwartet warm ist es. Okay, die Abluft der Klimaanlagen tut sicherlich das ihre dazu, aber so richtig abgekühlt hat es sich in der Nacht nicht. Der Weather Channel hat Rekordtemperaturen in Las Vegas versprochen – wie gut, dass wir nur aus Salt Lake City raus müssen und uns dann in die Berge, jetzt die Rocky Mountains, schrauben können.

Die ersten 40 Meilen gehen über die Autobahn, einfach nur raus, mit ausreichenden Fahrtwind um nicht schon morgens einzugehen. Haben wir alles oder wenigstens das meiste von Salt Lake City gesehen? Ganz bestimmt nicht, aber wir haben genug gesehen. Rena an Basti: „Willst Du noch an den See?“ Basti: „nee, ist Wasser mit Salzrand.“ Okay.

Logan Canyon ist niedlich, ein kleines Flüßchen mal rechts oder links neben uns, so flach, dass es von den Steinen im Wasser aufgewirbelt wird und daher  reißend schnell aussieht. Die Kurven gleichmäßig mit gutem Radius gebaut, so dass wir mit gutem Tempo durchkommen. Respektive durchkommen könnten, wenn da nicht dieser weiße Ford vor uns rumschnecken würde. Er denkt nicht daran Platz zu machen und es kommt und kommt keine Passing Lane. Grummel. Aber irgendwann ist es dann doch soweit und wir kommen mit dem Harleyfahrer vor uns vorbei. Hurra. Am Scheitelpunkt –Scenic View- halten wir, werfen einen kurzen Blick auf den Bear Lake und fahren weiter. Den kompletten See entlang stehen Schilder über Historical Marker, aber so gut die Scenic Views sind, die Historical Marker sind nix. Da steht ein Schild auf dem in heldenverehrenden Worten eingraviert ist, was hier mal passiert ist. Und mehr nicht. Keine Reste, keine Ruinen, keine Spuren. Nie. Hier stand mal ein Fort – so what? Soweit ich die Überschriften erhaschen kann, drehen sich alle Historical Marker um den Oregon Trail. Werd ich mal im Internet nachlesen. Vielleicht. Ob die hier oder 5 mls weiter gehalten haben, interessiert mich ehrlich gesagt gar nicht.

P1020739 P1020742P1020751

Vom See aus wird es nochmal schön, weiter auf dem Hwy 89, sind es schnelle, schöne, weite Kurven, ganz leer, nur für uns. Die paar Autos machen Platz oder es ist gerade die Chance vorbeizukommen. Jaaaaa. Gib mir mehr! Wir kommen durch Paris und Montpelier, wobei hier das erste kleiner ist als das zweite. Eines der Dörfer oder auch ein anders, ich weiß es nicht mehr genau, hat genau 100 Einwohner. Ist da jeder mit jedem Verwandt? Zumindest kannst Du nichts anstellen ohne dass deine Mutter es morgen von der Nachbarin erfährt.

Seit Montpelier gucken wir nach einer Unterkunft, aber wir sind im Nichts, da gibt es keine Motels. Wie gut, dass wir diesmal ans Tanken gedacht haben. Aber mittendrin steht dann doch ein Store mit Inn. Wir halten auf der Straße, überlegen, ob die da übernachten wollen, da hält ein Golfcaddy neben uns, ob wir Probleme hätten. Nein, wir überlegen nur ob wir hier übernachten wollen. Die Antwort ist nicht so ermutigend, dass wir bleiben, zudem der freundliche Hundebesitzer (auf dem Beifahrersitz sitzt ein riesiger schwarzer Hund, sein Kopf  ziemlich genau auf Augenhöhe mit mir) meint in 45 min kommt der nächste Ort und da gäbe es auch Zimmer. Und so kommen wir nach Afton, der Ort, der stolz darauf ist, die längste Elkhorn-Bridge der Welt zu haben. Ich würde behaupten, es ist auch die einzige, wer macht so etwas Albernes? Über die Straße spannt sich ein großer Metallbogen, an den Geweihe angebunden, irgendwie drumgewickelt sind. Sinnfrei und nicht wirklich schön. Ich sehe einen Harley-Fahrer, der im Fahren ein Foto mit dem Handy von dem Ding macht. Also auch noch gefährlich.

P1020765 P1020756P1020758

Wir finden ein Bett. Das erste Mal haben wir eine Cabin statt eines Motelzimmers. Es ist ein einfaches Ferienhaus, Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche, Bad, davon 10 Stück nebeneinander. Die Bikes sind vor der Veranda angebunden.

P1020753

Wir gehen essen – mit den schlechtesten Fritten ever, halbroh. Naja, ist gut für die Linie wenn wir sie nicht essen, wir haben beide zugenommen in den letzten Wochen. Kann nicht an dem ständigen Fastfood liegen, oder?

Jetzt sitze ich auf der Veranda, höre Straßen- und Vogellärm. Es ist so warm, dass ich mich in den Schatten verziehe. Das habe ich vermisst, seit Las Vegas ist es immer so warm, dass keiner von uns draußen sitzen will. Wir verbringen zu viel Zeit in klimatisierten Zimmern, einfach weil man draußen kaum atmen kann. Jetzt ist es immer noch warm, eine Anzeige im Dorf hat 90°F gesagt, es geht ein leichter Wind – alles gut.

Basti: Wir sitzen gerade beim Frühstück in Alpine in einem typischen Cafe mit WiFi und haben so die Chance den Beitrag von gestern hochzuladen. Die Cabins waren zwar groß, aber ohne technischen Schnick-Schnack. So wird es auch in den nächsten Tagen sein, da einige Unterkünfte in Yellowstone eher „basic“ sind, also nicht verzagen wenn mal kein neuer Beitrag da ist und einfach am nächsten Tag 2 Berichte lesen 🙂

Freitag, 28. Juni, Provo – Sundance – Bingham Canyon Mine – Salt Lake City, 89 mls

Die Bridal Falls locken uns auf einen kleinen Umweg, der sich als echtes Highlight herausstellt. Die Falls sind nicht mehr als okay, wir haben schon bessere gesehen und das Licht ist auch ungünstig. Aber von da aus biegen wir auf den Hwy 92 Richtung Sundance ab und kommen unverhofft auf einen wunderschönen Waldweg. Sundance entpuppt sich als Ansammlung von Ferienhäusern, keine Ahnung, wie hier die ganzen Filmfans beim Sundance Film Festival untergebracht werden, aber ich hätte ja schon Schwierigkeiten mich hier auf einen Film zu konzentrieren anstatt einfach immer nur rauszugehen. Wobei – der gestern war echt super.

P1020658

Wir schwingen die schmale Straße weiter nach oben, erst durch einen Birkenwald, später dann durch Nadelholz. Die schnellen Wechsel beeindrucken mich immer noch, was daran liegen kann, dass in Deutschland auf derselben Strecke mindestens 3 Dörfer wären und die Wechsel einfach nicht auffallen. Die Strecke und die Gegend sind einfach nur nett, im besten Sinne des Wortes, unspektakulär, friedlich, schön. Nett, eben.

P1020664 P1020667P1020666

Das einzige, was etwas stört ist der Blick auf die Tankanzeige. Wir haben beide vergessen wie sonst immer vor Abfahrt vollzutanken. Hm, es war ein etwas rauer Start, weil unsere Taktung nicht übereingestimmt hat. Kann passieren, sollte aber nicht vom Tanken ablenken. Ich habe noch ein knappes Viertel Sprit im Tank und weiß weder genau wo ich bin, noch wie weit ich mit der Menge überhaupt kommen würde. Ups. Aber eine Wahl haben wir eh nicht mehr, also fahren wir weiter. Ich gebe zu, dass ich sehr erleichtert bin als die Timpanogos Höhlen auftauchen. Die habe ich auf der Karte und die maximal 15 mls bis zur nächsten Tankstelle schaffen wir auf jeden Fall.

Bei einem Fotostopp unterwegs haben wir zwei Endurofahrer getroffen, die aus dem Wald in den Wald gefahren sind. Einer der beiden Trails, die an der Stelle ausgeschildert waren war explizit für Enduros freigegeben. Hier an den Höhlen zeigt eine Karte ein echtes Enduro-Paradies, eine ganze Gegend mit Trails, die ausschließlich für Enduristen da sind. Hach, das will ich ja auch noch mal ausprobieren.

P1020660

Plötzlich wie immer sind wir zurück in der Zivilisation, tanken (puh!) und machen uns zur Bingham Canyon Mine auf, die dummerweise auf der anderen Seite der Reihe von Städten vor Salt Lake City liegt. Warm ist es inzwischen auch, wie unerwartet. Bei einer Pause vergleiche ich die Wetterinfo auf Bastis Handy: Es ist hier doppelt so warm wie in Bonn.

Nach heißen 40 Minuten durch den normalen Autobahn-Wahnsinn einer amerikanischen Großstadt fahren wir auf riesige Schutthalden zu, man made mountains, nur um an der Tür der Mine abgewiesen zu werden. Das Besucherzentrum hat geschlossen, keine Fotos auf dem Minengelände. Schade, ein Loch in der Erde, das angeblich vom Weltraum zu sehen ist, hätte ich gerne gesehen.

P1020673 P1020676

Nach weiteren 40 Minuten über die Autobahnen von Salt Lake City sind wir am Motel, relativ früh, aber wir wollen uns ja noch die Stadt angucken. Im einzigen Schatten parkt bereits ein anderer Motorradfahrer und während Basti stundenlang in der Lobby verschwindet („Schichtwechsel an der Rezeption“) unterhalte ich mich ein wenig. Er kommt aus der Gegend, färht Harley, hat ein Harley T-Shirt an und eine Harley Basecap auf, sein Mopped ist blitzeblank und Chromblitzend. Unsere müßten vielleicht mal gewaschen werden. Er hat zwei Tipps für uns, die wir beide vermutlich beherzigen werden, Logan Canyon für die Fahrt nach Teton und Yellowstone und den Bear-Tooth-Pass nach Yellowstone.

Im Hotel sind wir vernünftig: Wir warten die Hitze ab, waschen Wäsche und buchen Unterkünfte für Teton und Yellowstone. Letzteres erweist als mittleres Fiasko, am Ende sind wir für drei Nächte in drei verschiedenen Hotels und haben über 600$ ausgegeben. Basti redet mit sich, dem Computer oder mir und ich kann es nicht gut unterscheiden. Ich ringe mit den Händen und den Nerven, kann aber nichts machen. Alles ausgebucht. Aber eine wirklich Alternative gibt es nicht und ich verzichte lieber auf die Einhaltung des Budgets als auf Old Faithful.

Gegen 19:30 Uhr ist es endlich geschafft und wir fahren per Taxe in den Tempelbezirk. Bei der Menge an fleißigen Bronzestatuen, Blumen und Heiligenszenen könnte man fast… nee, nicht religiös werden. Aber schon auf die Idee kommen, dass man mit der Gründung einer Kirche ziemlich gut Geld machen kann, vor allem, wenn es wie hier in Utah, mit der Leitung des Staates zusammengeht. Es ist alles sauber, geplant angelegt, in der Menge durchaus beeindruckend und macht mich eher zynisch als alles andere. Wir gehen weiter zum Capitol Hill, der mit schönem Licht und tollem Ausblick verwöhnt. Und dann laufen wir eine gute Stunde zurück zum Hotel. Unterwegs die erste echte Sünde: Der erste McDreck seit wir unterwegs sind. Der dann auch gleich voll mit Kiddos ist, die alle nur einen Shake wollen. Es dauert Stunden, aber ich warte lieber als einen hungrigen Basti mit nach Hause zu nehmen.

P1020699 P1020698P1020705 P1020706P1020715 P1020723P1020725 P1020729

Basti: Was ein Spaß, wieder Kurven bis zum Abwinken. Die Straße ist nur 1,5 Autos breit, also muß ich auf Gegenverkehr achten, denn die fahren bestimmt mittig. Der Straßenverlauf ist nicht einsehbar durch die vielen jungen Birken und das Gebüsch darunter, aber die paar Autos, die uns entgegenkommen halten sich brav an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 und 30 mph und das einzige Wohnmobil verpassen wir, da wir gerade auf einem Parkplatz stehen und pausieren.

Als wir wieder unten in der Ebene sind und diese queren um zu der Kupfermiene zu gelangen, schwant mir Böses. Am Horizont sehe ich grau-braune Berge mit Grün durchsetzt und einen breiten sandfarbenen Streifen.  An alle Sandburgenbauer der Nord- und Ostsee: Ihr könnt einpacken, DAS ist eine Sandburg! Als wir am Eingang abgewiesen werden, weiß ich nicht ob ich mich freuen soll oder enttäuscht bin. Zum einen hätte ich gerne nach der Hitzefahrt auch in den Tagebau geschaut, zum anderen erinnere ich mich daran wie wir Hasenfüße in den letzten Wochen vor Schotterstrecken regelmäßig gekniffen haben – und hier führt garantiert keine geteerte Straße rauf.

Natürlich hatten alle recht, die uns gewarnt haben eine Unterkunft in den Sommerferien und um den 4. Juli herum im Yellowstone frühzeitig zu buchen, leider können wir erst jetzt absehen wann wir dort sind. Der Preis sind teure Unterkünfte und immer nur für eine Nacht. Dafür kennen wir danach die Hälfte aller Lodges im Park – sind also Experten 🙂

Donnerstag, 27.Juni, Loa – Huntington – Fairview – Scofield – Provo, 239 mls

Nachdem gestern und überhaupt die letzten Tage einen Sightseeing-Fokus hatten, geht es heute mal wieder mehr ums fahren, hauptsächlich um Strecke zu machen, aber vielleicht erwischen wir ja auch die eine oder andere nette Kurve. Kurz nach 8:00 Uhr sind wir bereits unterwegs und biegen direkt hinter Loa auf den Hwy 72 ab.

P1020630

Was anfangs ein langweiliger Weg zwischen Feldern und Rindern ist, wir mit zunehmender Höhe immer besser. Die Kurven kommen öfter und sind schön gleichmäßig rund gebaut, das Wetter ist super und auf den ersten 36 mls begegnen uns gerade mal zwei Autos. Nach den ganzen schroffen Felsen tut es auch gut durch grünes Weideland zu fahren, auch wenn das später abnimmt, bleibt es grün. Zwischendurch sind ein paar Viehsperren in die Straße gebaut, Gitter, über die Rinder wohl nicht gerne gehen. Daneben dann oft ein Warnschild „Open Range“, was nichts anderes bedeutet, dass  zwischen mir und dem Rind kein Zaun ist. Aber da die Rinder, die ich sehe, ruhig am Straßenrand stehen und nicht aufgeregt wie die selbstmörderischen Chipmonks hin und her laufen, soll es mir recht sein. Was ich anfangs für Mäuse gehalten habe, sind tatsächlich Chipmonks, die schnell mal eben über die Straße huschen. Bisher hat es immer gepasst. Für die Rehe stimmt das leider weniger, ich sehe heute mehr tote als lebendige Rehe am Straßenrand und auch das Stinktier liegt schon länger da.

Nach 36 mls ist der erste Spaß des Tages schon vorbei, wir fahren unter der I75 durch und landen auf einer Verbindungsstraße zwischen was auch immer. Jedenfalls ist sie stark befahren und geht direkt gerade aus. Auch die Landschaft ändert sich ziemlich schlagartig, plötzlich sind wir in einer Mondlandschaft. Links ein paar Tafelberge, recht graue Fläche, dazwischen ein paar Krater. Beeindruckend in der Abweisung. Wir halten in Ferron zum Tanken und in Huntigton zum Telefonieren, aber eigentlich geht es nur darum möglichst bald auf die 31 abbiegen zu können.

P1020631

Die 31 ist ein Traum zu fahren, belebter als die 71, aber milder in der Landschaft, irgendwie weicher, und kurviger. Es ist schön mal wieder Motorrad zu fahren und nicht auf dem Motorrad die Strecke zwischen zwei Sehenswürdigkeiten zu überwinden. Aber das ist nicht fair, auch dabei gab es schöne Strecken. Egal, die 31 ist prima. Ab und an halten wir, mal an einem Stausee in dem ein altes Kohledorf verschwunden ist oder am höchsten Fundort eines Mammuts oder einfach nur an einem der Scenic Views, die sich meistens lohnen.  Vom Mammut-Fundort aus sehen wir eine weiße Fläche auf dem Berghang vor uns. Ich will es erst nicht glauben, aber die Straße führt noch an ein paar anderen Stellen vorbei, wo tatsächlich noch Schnee liegt. Okay, wir sind hier ziemlich hoch, aber damit hätte ich nicht mehr gerechnet. Zudem es inzwischen ziemlich warm geworden ist und ich froh bin, weitere Lüftungsschlitze an meiner Jacke entdeckt zu haben. Dass ich nicht alle Funktionen meiner Kamera beherrsche, ist mir klar, aber bei meiner Jacke…? Egal, jetzt sind alle offen. Glaube ich.

P1020634 P1020637P1020638 P1020636P1020639 P1020640P1020641 P1020644

In Fairfield wollen wir auf die 89 abbiegen, aber die Straße ist gesperrt. Der Polizist schickt Basti über die Interstate Richtung Norden und ruft mir nur zur „Follow him“. Tue ich doch die ganze Zeit schon sehr gerne. Aber Interstate? Inzwischen ist es warm, ich befürchte das Thermometer kratzt an der 100°F, da macht Interstate noch weniger Spaß als sowieso schon. Und es ist erst mal ein ziemliches Stück zurück. Hm. Wir suchen die Karte nach Alternativen ab, aber als wir durch die Gespräche an der Tanke mitbekommen, wie weit der Hwy gesperrt ist und von wo sie schon Autos aus Norden kommend zurück schicken, lassen wir es erst mal sein. Es ist ein Flugzeugabsturz. Eine Nummer kleiner hätte es auch getan. Egal, wir probieren eine kleine Nebenstrecke über Scofield, die sich als wunderschöne entpuppt:  Eine kleine, schmale Straße, die sich an einem Flüßchen entlang durch ein enges Tal windet.  Wunderbar. Da stören auch die Mengen von Pollen durch die ich auf einmal fahre kaum. Wie gut, dass ich den Helm rechtzeitig zugemacht habe. Es ist einfach nur schön hier. Keine Sehenswürdigkeiten, keine Arches oder Monuments oder Canyons – einfach nur friedliche Landschaft. Mit einem Kohlewerk am Straßenrand – okay erst am Ende.

P1020645 P1020648P1020647

Der Fluss wird zum See (gestaut) und die Straße machte eine 180°-Kehre, was dazu führt, dass das Auto, was uns im Kurvenknick auf dem Staudamm entgegen kam, auf einmal in dieselbe Richtung fährt wie wir. Nur eben auf der anderen Flußseite. Skurril.  Aber irgendwann ist auch dieser Spaß zu Ende und wir landen auf dem breitausgebauten Hwy 6 . Schade nur, dass sie die Straße gerade reparieren und sie über 7 mls Wechselverkehr hat. So befahren wie die Straße ist, dauert das über die Länge natürlich. Wir stellen die Motoren ab und schwitzen leise vor uns hin.

Die Strecke selber ist okay, kurvig, ziemlich windig, sehr befahren, aber mit knapp über 70mph fahren wir den meisten davon und die, die noch schneller sind, stören uns auch nicht. Im Tal ist es dann noch heißer, wir quälen uns durch die ersten Städte vor Salt Lake City, eine geht in die andere über.  Bei einem Milchshake – kühl!- machen wir uns an die letzte Planung, suchen mögliche Motels heraus. Sie liegen alle am Hwy 89, ich habe Angst vor einer lauten Nacht, aber mein Weber findet ein leicht zurück gesetztes und quer zur Straße gebautes Days Inn.  Gepäck ins Zimmer, Klimaanlage an – ausdampfen.

Basti: Ich bin erhört worden!! Endlich wieder kurvige Strecken und wenig Bitumeneinlagen (sehr rutschig) – ein Hoch auf Renas Streckenplanung. Der Weg über einen Höhenzug von 2800m bringt Spass, Kühle und grüne Landschaft.

Ich bin leicht durch Werbung zu beeinflussen, seit Wochen sehe ich einen Werbespot von „Sonic“ einer Fastfood Kette, bei der in den Haltebuchten bestellt und das Essen dann per Rollschuh-Kellnerin gebracht wird. Als ich das Schild sehe (es sind wieder 40°C) fällt mir deren Werbung für über 25 Geschmacksrichtungen bei ihren Milchshakes ein und ich biege ab. Die Shakes sind klasse und sie haben auch ein paar Tische draußen, so dass wir nicht auf den Motorrädern sitzen müssen. Am Ende der Reise habe ich wahrscheinlich 80% der Fastfood Ketten durch 🙂

Haben heute Abend noch etwas Kultur genossen, „Now you see me“ im Kino – sehenswert.

Mittwoch, 26.Juni, Torrey – Capitol Reef National Park – Loa, 49 mls

Als wir zum Frühstück gehen, sind die 15 Harleyfahrer aus unserem Hotel schon weg. Es ist eine geführte Tour mit Begleitfahrzeug und zwei weiteren Harleys auf dem Hänger. Holländer. Will ich so reisen? Nein.  Aber es hat schon Charme ohne Gepäck zu fahren und sich um nichts kümmern zu müssen. Wobei – um viel muss ich mich hier auch nicht kümmern, das macht meistens Basti weil er bezahlt. Ihr erinnert Euch: Das amerikanische Konto.  Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, dass dadurch viel von der Admin bei ihm hängen bleibt. So wie heute auch, er hat im Hotel gefragt, ob wir für unseren Besuch im Capitol Reef National Park das Gepäck hier lassen können, wir kommen eh‘ wieder hier vorbei. Schlauer Kerl.

Also fahren wir ohne Gepäck, in leichten Schuhen (Basti) und Jeans (ich) die 10 mls zum NP. Das erste Mal sind wir vorbereitet, beim Frühstück haben wir ein Buch vom Hotel durchgeblättert, in dem alle Hikes hier beschrieben sind und wir haben uns zwei ausgesucht, die kurz und interessant klingen: Hickman Bridge und Goosenecks trails, der erste mit 2 mls hin und zurück, der zweite sogar nur 1/10 mls. Beide gehen direkt vom Hwy ab, also halten wir gar nicht erst am Visitor Center sondern fahren gleich zum richtigen Parkplatz für den Hickman Bridge Trailhead. Der Trail allerdings ist gesperrt, es sind ein paar Steine runter gekommen.  Ich bin enttäuscht, überlege kurz, ob ich nicht trotzdem gehe. Stattdessen fahren wir dann doch zum Visitor Center und lassen uns beraten.

P1020461 P1020467P1020473 P1020481

Am Center ist ein Aushang, der erklärt, dass zum Teil Auto-große Steine im März herunter gefallen sind, die den Trail wirklich versperren. Und dass immer noch Steine fallen, wenn auch kleinere. Also gehen wir stattdessen den Cohab Canyon Trail, der erst mal mit einem steilen Aufstieg mit vielen, viele Serpentinen anfängt. Immer wieder sieht es so aus, als sei der Weg zu Ende, weil Steine quer über den Weg verhindern sollen, dass er bei Regen weggespült wird. Ich bin ziemlich bald am schnaufen. Okay, wir sind hier auf 2.000m Höhe und bringen innerhalb von einer ¼ Meile weitere 100 Höhenmeter hinter uns. Da darf ich außer Atem sein, auch wenn ich überlege, ob Basti und ich nicht öfter in der Eifel „üben“ sollten.

P1020485 P1020504P1020490 P1020494P1020511 P1020514

Aber irgendwann, nach zwei Falschen Wasser und 2 Bananen sind wir oben und gehen in den Canyon. Sehr witzig. Wir gehen auf weichem, roten Sand auf den mancher Strand neidisch sein dürfte. Rechts und links hohe Sandsteinfelsen mit Mustern und Löchern und Dellen und Kanten. Schön.  Im Canyon selber stehen Bäume, wenn auch keine großen und auch nicht viele, ein paar Sträucher und Kakteen. Wir sehen ein paar Chipmonks (Streifenhörnchen) und Eidechsen.

P1020523 P1020568

Inzwischen steht die Sonne hoch am Himmel, Schatten ist Mangelware. Außer man geht in einen der wenigen gaaaanz schmalen Seitenarme des Canyons. Der eine ist so schmal, dass man sich kaum umdrehen kann. An einer Stelle kommt man nur seitwärts weiter. Witzig. Und sehr beeindrucken, was Wasser und Wetter so alles hinbekommt. Kurz danach machen wir uns auf den Rückweg, erst wieder runter und zurück zu den Moppeds, dann zum Visitor Center. Das viele Wasser mag zwar gesund und wichtig sein, aber ausschwitzen reicht nicht.

P1020531 P1020538P1020540 P1020549P1020543 P1020551P1020560 P1020524

Wir schenken uns den Scenic drive durchs Nebental, auch wenn die Geschichte von Fruita ganz interessant klingt, Mormonen haben hier vor mehr als 100 Jahren eine Obstplantage angelegt und betreiben sie heute noch. Außerdem zeigen sie in den alten Häusern altes Handwerk. Aber das ist dann doch zu viel Kultur auf einmal.

Im Center ist eine schlaue Ausstellung über die Geologie hier, welche Gesteine wo sind, u.a. woher die schwarzen Steine kommen, die auf den Wiesen und hängen herumliegen. Es sind Rest von einem alten Vulkanausbruch, ca. 23 Mio Jahre her, wenn ich mir das richtig gemerkt habe. Gut gemacht.

Unser nächster Halt sind Petroglyphen, allerdings haben wir auch hier Pech, ein paar kann man sehen, aber auch hier ist der Weg gesperrt, diesmal nicht wegen Steinen sondern ein Baum ist auf den Weg gefallen. Ach, es ist zu warm um darüber zu klettern. Die, die wir sehen können, sehen aus wie Kinderkritzeleien und als ob jemand darauf geschossen hat. Was vermutlich jemand getan hat.  Ähnlich wie das Death Valley wird es nur dann beeindruckend, wenn man weiß, was es ist. Dass diese Kritzeleien uralt sind, von einem Volk, das es nicht mehr gibt.

Auf dem Rückweg wollen wir noch den Goosenecks Trail machen, der einen tollen Ausblick verspricht. Allerdings sind die Angaben unterschiedlich, während das Buch im Hotel von 1/10 mls sprich, ist es hier auf einmal 1 ganze Meile. Hm. Vermutlich kann man weiter rein fahren, aber dazu haben wir beide keine Lust, Schotter. Also mache ich noch ein paar Bilder von Landschaft, Landschaft und Landschaft. Am Ende haben wir beide genug von roten Steinen, so faszinierend diese Landschaft auch ist, so langsam wird es Zeit, ihr den Rücken zu kehren. Wir fahren nicht weit,  nur nach Loa.

P1020601 P1020616P1020607

Loa ist komisch, es hat eine Schule, zwei Hotels, einen Supermarkt, eine aufgegebene Tankstelle, eine Bank, ein Court House, mindestens eine Kirche und Marias Cafe – auch aufgegeben. Alle Häuser haben eine riesige Fläche hinterm Haus, meistens steinig. Was macht man hier, wieso wohnt hier jemand? Farmer könnte ich ja verstehen, aber so viele ernährt das Land bestimmt nicht und für Tourismus ist es dann doch zu weit weg.  Irgendwie deprimierend und dass der Hoteleigner das Hotel gerne verkaufen möchte, macht es auch nicht besser. Im Hotel ist eine Pizzeria, aber viel versprechend sieht das nicht aus. Wir gehen zum Supermarkt, aber die Frischetheke ist schon zu. Also kaufen wir fertige Wraps und Käse, Salat und Turkey um sie zu pimpen. Picknick auf dem Bett. Hannah würde das Hotel bestimmt gefallen, auf fast allen Bildern sind Pferde zu sehen.

Basti: Heute hatte ich das erste Mal genug von Landschaft und Bildern. Der Spaziergang in die Höhenschlucht und die angeschlossene Klamm war super aber irgendwann ist es einfach „overkill“ mit all den Eindrücken. Renas Ausdauer beim Fotografieren ist beeindruckend, allerdings habe ich auf der Fahrt die Kamera im Rucksack, da wir kein Gepäck dabei haben (ist im Hotel) und so muß sie mir signalisieren ob sie anhalten und Bilder machen will. Ohne „Gegensprechanlage“ ist das schwer.

Aber nun geht es ja Richtung Norden und Salt Lake City, mal sehen was die Mormonen so zu bieten haben. Ich brauche zumindest wieder mehr Kurven, da mein Hinterreifen schon eine Kante hat von den vielen Geraden.

Dienstag, 25.Juni, Bryce Canyon – Hwy 16 – Torrey, 125 mls

Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr (!), um kurz nach 6:00 Uhr sind wir wieder am Amphitheater im Bryce Canyon, etwas zu spät für den Sonnenaufgang, aber genau richtig für tolles Licht. Nachdem gestern die Sonne hinter Wolken war, ist der Himmel heute klar und die Hoodoos sind noch beeindruckender. Schreck in Morgenstunde – die Batterie der Kamera zeigt rot, sprich, sie ist so gut wie leer.  Ich fluche mehr oder weniger leise vor mich hin und werde sehr selektiv mit den Bildern. Ich habe mich immer noch nicht damit abgefunden, dass man nicht jeden Eindruck auf ein sprechendes Bild bannen kann, sei es weil wir daran vorbei fahren oder aber die Menge mehr ausmacht als ein einzelnes Bild wiedergeben kann oder das Licht fehlt oder aber eben die Kamera nicht mehr ausreichend Saft hat. Ich werde das Gefühl heute noch öfter haben…

P1020353 P1020356

Nach dem wir in tollem Licht mit großartigen Eindrücken –in diesem Land gehen mir echt die Superlative aus!- vom Sunrise zum Sunset Point gegangen sind steigen wir ab. Es gibt einen Weg, der tief in die rote Steinwelt hineinführt und jetzt zeigt sich der zweite Vorteil des frühen Aufstehens: Wir sind alleine hier. Wo gestern Heerscharen von Touristen unterwegs waren, herrscht jetzt Stille, nur Basti und ich sind hier. Wir tauchen ein in eine aus der Nähe völlig andere Welt. Es geht in immer kleiner werdenden Serpentinen immer weiter runter, bis wir an einer engen Stelle auf fast ebenen Boden sind. Und hier wächst auch wieder etwas, um die Ecke kommend sehen wir erst einen Baum, dann immer mehr.  Irre. Und die Stille macht es noch einmal spannender, was besonders deutlich wir als wir auf einmal eine laute männliche Stimme näher kommen hören. Da waren zwei noch früher als wir uns sind bereits auf dem Rückweg. Wir schenken uns den Rest es Weges. Auf dem Anstieg versagt die Kamera endgültig, wir machen noch ein paar Bilder mit den Handies, aber irgendwie ist es auch gut so.

P1020366 P1020369P1020373

P1020371 WP_000255

Nach einem kurzen Frühstück sind wir auf dem Weg zurück zum Hotel um den Akku zu laden und selber vielleicht noch ein Nickerchen zu machen, es ist immerhin erst kurz nach 8:00 Uhr. Am Straßenrand stehen, wie auf dem Hinweg auch, Rehe, auf der einen Seite eine Mutter mit Kitz, auf der anderen Straßenseite ein paar mehr. Gut, dass keines der Tiere die Straßenseite wechseln will.

P1020384 P1020389

Punkt 11:00 Uhr sind wir dann unterwegs auf dem Hwy 12. Was für eine Straße. Erst ist es quasi die Rückseite vom Bryce Canyon, man sieht von weitem die rote Kante. Aber die Landschaft rechts und links hat einen ganz eigenen Charme, weitere Tafelberge, eher ins weiß-gelbliche gehend.  Die Straßenführung ist super, mitten durch, dann wieder durch ein weites Tal. Am Anfang halte ich fast alle 5 min, ich glaube, ich habe keinen Scenic Spot ausgelassen. Aber das ist nur das Vorspiel und irgendwann habe ich mich daran gewöhnt. Bis wir um eine Kurve kommen auf eine ebene zufahren, deutlich unter uns, riesig groß, karg, weiße und rote Steine und einfach durch die schiere Masse beeindruckend. Steinfläche, so weit das Auge reicht.

P1020395 P1020405P1020409

Ein zweites Mal tauchen wir ein, die Straße ist teilweise von oben zu erkennen, wir kurven uns hinunter in enge Schluchten und schmale Ecken, die Straße gerade irgendwie an den Hang gepackt. Wir werden von einem einzelnen Motorradfahrer und zwei Harley Fahrern mit Kindern begleitet. Mal sind wir vorne und die überholen uns bei einem unserer Fotostopps, dann fahren wir wieder an ihnen vorbei. Die Landschaft ist endlos genial und nein, wir halten nicht mehr überall. Ich will nicht sagen, dass ich satt bin, aber ich glaube einfach nicht, dass ein weiteres Fotos von hier oder dort einen Unterschied machen würde. Wahrscheinlich kann ich in einem Monat sowieso nicht mehr sagen, an welchem Halt ich welches Foto gemacht habe. Nur so ein paar, besondere, ganz weit oben oder ganz tief drinnen, da kann ich dann doch nicht wiederstehen.

P1020416 P1020433P1020438 P1020442

Von einem der Parkplätze fahren wir los, ich spendiere noch einen Blick zur Seite, da trägt mich eine Böe leicht in dieselbe Richtung. Es geht ganz tief runter, also korrigiere ich zur Straßenmitte hin. Nur – auf der anderen Seite ist genauso wenig und es geht genauso weit herunter. Ein Schild verbietet es, am  Straßenrand zu parken. Witzig, wer hier am Rand hält ist ganz schnell ganz weit unten und zwar auf beiden Seiten. Wer bitte baut Straßen genau auf einen Berggrat????

Nach ein paar weiteren Meilen sind wir dann auf einmal im Schwarzwald, alles grün, Birken und Wiesen rechts und links und Kühe auf der Straße. Und das alles nach einer langgezogenen U-Kurve. Was nervt ist der Bitumen auf der Straße. Und die eine Kuh, die sich nicht so recht entscheiden kann, ob sie über die Straße will oder nicht. Aber das ist auch alles, ansonsten ist die Straße super, das Wetter großartig und die Gegend phänomenal.

P1020445 P1020460

Wir suchen uns ein Hotel in Torrey, auch wenn unser Plan sich morgen das Goblin Valley anzusehen schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt wird, die Frau an der Rezeption bestätigt, dass die Anfahrt 12 mls Schotterstraße beinhaltet. Och, nö.

Montag, 24.Juni, Kanab –Bryce Canyon, 122 mls

Der Tag beginnt mit einer Kuriosität, der Moosi Cavern, eine Höhle direkt nördlich von Kanab, in der ein alter Mormone seine Familiengeschichte erzählt und dafür Eintritt nimmt. Die Höhle ist innen weiß gestrichen und war mal eine Bar mit Tanzsaal. Jetzt führt er gesammelte Sachen vor, alte Indianersachen, Dinosaurierspuren, Steine, Familiendevotionalien, Filmplakate und erzählt über seine große Verwandtschaft. Sein Urgroßvater hatte ca. 40 Brüder und nochmal genauso viele Schwestern mit zum Teil haarsträubenden Namen. 5$ pP.

P1020187

Die Landschaft ändert sich, von rot-weißen eher spärlich bewachsenen Klippen ausgehend wird es bewachsener, es gibt mehr Bäume, Gras und dann auch gleich wieder Wildwechsel, diesmal mit beleuchtetem und blinkenden Warnschild. Die beiden toten Rehe am Straßenrand zeigen, warum. Neben der Straße mäandert ein Flüßchen, winzig, aber eine Zeitlang ist es die Virgin – der Fluß, der im Zion für Flash Floods sorgen kann. Kleine Kanten hat er schon, in 20 Mio. Jahren ist hier der nächste Grand Canyon.

P1020197 P1020200

In Hatch machen wir einen Frühstücksstopp in einem sehr nett gemachten Cafe. Auf dem Tisch stehen ein paar Bücher zum Schmöckern, der Kaffee ist gut, das Essen lecker. Die Kellnerin trägt ein T-Shirt: „All man are born equal, only a few become fire fighters”. Vor dem Laden steht ein altes Feuerwehrauto.

P1020210 P1020208

Wir sind bereits gegen Mittag am Hotel, werfen unsere Sachen ab und fahren in den Bryce Canyon. Die haben hier schon ein paar schöne Sackgassen gebaut. Ähnlich wie für den Grand Canyon gibt es für Bryce aber relativ wenig zu sagen, mir gehen schlicht die Superlative aus. Toll. Unglaublicher  Blick, sowohl nach unten in die „Hoodoos“ als auch in die Ferne – weites Land. Bilder, die sich einprägen, aber sehr schwer zu b eschreiben sind. Ein Meer von Sandsteintürmen und –türmchen und  -figuretten und –toren und was weiß ich. Ich könnte Stunden hier stehen und immer wieder neues entdecken. Anders als am Grand Canyon ist man näher dran. Wir fahren vielleicht 5 von den ganzen Viewpoints an. Zum Abstieg in die Hoodoos sind wir beide dann doch zu müde, auch wenn das Wetter eigentlich für einen ausgedehnten Spaziergang sprechen würde, es ist bewölkt, daher nicht so warm. Leider fehlt den meisten Bildern dadurch auch Licht, sie werden nicht ganz so plastisch. Aber als tolle Erinnerung taugen sie allemal, genauso wie die Souvenirs, die wir kaufen.

P1020213 P1020223P1020228 P1020229P1020240 P1020260P1020267 P1020277P1020295 P1020311P1020329 P1020330

Unsere Souvenirs müssen ja alle klein sein, das schränkt die Auswahl Gott sei Dank ein, sonst würde ich hier bei ein paar Sandstein-Platten oder Versteinerungen oder Büchern bestimmt schwach werden. So gibt es nur kleine Dinge, unter anderem eine Plakette für einen Wanderstab. Nein, ich habe keinen Wanderstab und will auch keinen haben, aber darauf ist Kokopelli abgebildet, ein Gott, der hier immer wieder in Bildern auftaucht, unter anderem auch an der Rezeption vom North Shore Inn in Overton. Er soll Glück bringen, davon kann man doch nie genug haben. Und  die anderen Sachen, die ich mit ihm drauf finde sind entweder zu groß oder kitschig. Ich finde schon eine schöne Stelle.

Die Legende sagt, dass früher im Bryce Canyon die Legend People gelebt haben, Vögel und andere Tiere, die aussahen, wie Menschen. Aber weil sie böse waren kam Sinawava, der Coyote God und hat sie verwandelt. Das ist eindeutig eine schönere Erklärung als das ganze geologische Kram – wobei auch das echt spannend ist, da man einigen der Steine quasi beim Zerfallen zusehen kann.

P1020273

Basti: Ich kämpfe seit zwei Tagen mit den Bildformaten, habt Geduld, in den nächsten Tagen kommen die Bilder zu Zion, Grand Canyon und Bryce.

So das ist jetzt auch wieder im Lot!!! Irgendwie hat Renas Kamera eigenständig die Bildgröße auf 5Mb geändert (waren das noch schöne Zeiten, als man nur Blende und Belichtungszeit einstellen konnte). Leider verschluckt sich der Blog an dieser Bildgröße, also habe ich 200 Bilder konvertiert.

Hier noch zwei Bilder von Bryce Canyon City: Ich nach einem ereignisreichen Tag und Magdeburg war vor uns da – hat den Wagen aber stehen lassen…….

P1020339 P1020341

Sonntag, 23.Juni, Kanab – Grand Canyon NP, North Rim – Cape Royal – Kanab, 206 mls

Wir fahren ohne Gepäck – Hurra. Das fehlende Gewicht macht sich bemerkbar, beide Motorräder sind leichter zu bewegen. Das erste Stück bis Jacob Lake geht über fast 40 mls mehr oder weniger gerade aus. Arizona belohnt dafür mit raumgreifender Landschaft. Ja, wir sind wieder in Arizona, was mich hinsichtlich Uhrzeiten endgültig durcheinander bringt. Wie gut, dass es egal ist, wann wir wo sind.

Im Saloon Jacob Lake gibt es Frühstück und dann biegen wir in die Sackgasse zum Grand Canyon ab. Es wird kurviger, aber nicht sehr. Die Landschaft ändert sich, weniger deutliche Höhenunterschiede, mehr Pflanzen. Eben noch grün, fahren wir plötzlich durch ein abgebranntes Gebiet. Dann wieder, genauso plötzlich ist wieder alles grün. Birken, Kiefern, Wiesen, alles ganz lieblich, nur eben einfach mehr als in Deutschland. Deutlich mehr.

P1020175 P1020161

Der North Rim ist zwar angeblich weniger besucht als der South Rim, aber als wir ankommen –okay, es ist Sonntag, ist schon ziemlich viel los. Wir gehen zur Angel Point und dann an der Kante entlang zu ein, zwei anderen. Da wir heute schlauer waren als gestern, haben wir Wasser und Bananen mit.

P1010990 P1010979

Die Aussicht ist – keine Ahnung. Ich glaube das Wort „awesome“ wurde für den Grand Canyon erfunden.  Es ist viel. Tiefe, schmale Schluchten bis zum Horizont, manche steil, manche abgestuft, viele kahl, einige andere bewachsen. Ich könnte stundenlang stehen und gucken und würde immer wieder etwas Neues entdecken. Manchmal ist der Weg so schmal, dass ich gehen kann. Und ich kann stehen bleiben und runtergucken. Aber ich kann nicht beides. Wir versuchen ein paar Heldenfotos – witziger ist es, anderen zuzusehen und vor allem zuzuhören, wenn er auf einen weit in den Canyon ragenden Stein klettert und sie Panik kriegt. Ach, nicht fair, aber witzig. Unsere Heldenbilder sind dagegen harmlos, kaum vom Weg herunter. Die eine oder andere Böe macht mich trotzdem nervös.

P1010991 P1010996P1020001 P1020018P1020020 P1020026P1020037 P1020049P1020071 P1020087P1020099 P1020102

Nach dem North Rim machen wir noch einen Abstecher zum Cape Royal. Gute Entscheidung. Schöne Straße (trotz Geschwindigkeitsbegrenzung und ein paar fiesen Dellen), Ausblick mit Wasser, nette Leute. Die Straße führt an ein paar –Gott sei Dank wenigen – Stellen direkt auf den Canyon zu oder eng daran vorbei. Mich lenkt das ab, Basti sieht nur Asphalt.

P1020118 P1020120P1020122 P1020128P1020131 P1020152P1020157 P1020159

Angels Window ist ein riesiges Loch im Felsen, darüber ist ein Aussichtspunkt. Auf einer Bank im Schatten setzt sich eine  ältere Dame zu uns und irgendwie kommen wir ins Gespräch. Sie ist Französisch-Russisch-Amerikanisch, kann auch etwas Deutsch, ihre Vorfahren kommen aus dem Baltikum – ein bißchen erinnert sie mich an Tante Esly. Wir quatschen bis ihre Freunde vom Aussichtspunkt wieder kommen. Der Abstecher hat sich auf jeden Fall gelohnt, es war ein rundum schöner Tag.

Basti: Ich bin schuld, daß wir bei der Routenplanung die Nordseite und nicht die Südseite des Grand Canyon als Ziel festlegen. Und ich war vom ersten Eindruck erst mal enttäuscht.  Der Grund dafür ist meine mangelnde Vorbereitung, denn ich hatte einen Blick auf den Colorado River erwartet. Nichts desto trotz ist die Aussicht und die Lodge schon beeindruckend und lohnend. Die Lodge hat eine Lobby/Salon mit Panoramafenstern zum Canyon und riesige, gemütliche Ledersofas. So kann man den Ausblick auch bei Hitze und Kälte in Ruhe genießen.

Aber ich bin ja ein Glückskind und so gibt der Abstecher zum Cape Royal alles was ich mir erhofft habe. Die Aussichten unterwegs wie auch am Cape beeindrucken mich mehr als am Angel Point und ich sehe den Fluß! Also doch kein schlechtes Gewissen Rena in die falsche Ecke gelockt zu haben. Und damit sind wir am Wendepunkt, ab jetzt geht es wieder Richtung Norden.

P1020183

Samstag, 22.Juni, Overton – I15 – Hurricane – Zion NP – Kanab, 166 mls

Da sind wir wieder – und gleich mit drei Bundesstaaten und vielfältigen Eindrücken. Wir starten in Nevada und wollen erst einmal Strecke machen, also auf die Interstate. Als rechts und links an der Straße keine Casinos mehr angezeigt werden, ist klar, dass wir Nevada verlassen haben. Die Interstate wird dafür spannend, sie steigt leicht an und wird zur Sackgasse. Zumindest sieht es so aus, denn sie führt schnurstracks auf eine Felswand zu. Recht uns links davor sind Bäume, aber definitiv keine Interstate, ja, überhaupt keine Straße. Häh?

Je näher wir kommen, desto übermächtiger wird der Eindruck, gleich gegen die Wand fahren zu müssen. Die Fahrbahnen sind getrennt, so dass man nicht sieht, woher die Autos kommen, die einem entgegenkommen.  Die Wand kommt -fast bedrohlich- näher, ist bestimmt 100m hoch, vielleicht auch mehr – und dann macht die Straße einen Knick und verschwindet in einer Schlucht. Ich bin so klein hier. Rechts und links riesige steile Wände, beeindruckende Farben, viel Rot und braun. Mindestens fünf Mal, vielleicht auch öfter überqueren wir den Fluß Virgin, nur dass ich nie Wasser entdecken kann. Am Ende sind wir durch eine der Stufen in der Landschaft, die man hier immer schon von ganz weitem sieht weil sie so hoch sind, durchgefahren und kommen auf einer Hochebene am anderen Ende wieder raus. Hier gehen die Uhren anders. Nein, wirklich, die beiden Uhren, die ich am Straßenrand sehe, sind beide eine Stunde weiter als meine am Motorrad. Aber Arizona, der Staat, in dem ich mich wähne hat dieselbe Uhrzeit wie Nevada, zumindest am Hoover Dam, wo wir ja auch schon mal einen Fuß nach Arizona gesetzt hatten. Beim Kaffeestopp in Hurricane klärt es sich durch einen Blick auf die Karte: Wir haben nur die äußerste nordwestliche Ecke von Arizona gestreift und sind jetzt bereits in Utah. Okaaay.

P1010774 P1010786P1010791 P1010795

Unser Ziel heißt Zion National Park. Eigentlich wollen wir „nur“ durchfahren, aber die Ranger bieten einen Bus an, der auch hoch zum Temple of Sinawava führt. Da können wir ja mal mitfahren. Eine leichtfertige Idee, kurzentschlossen und schlecht vorbereitet springen wir in den Bus. Man soll ja Wasser dabei haben, das haben wir auf den Moppeds vergessen. Und Snacks, die haben wir gar nicht. Und Sonnenschutz, na immerhin haben wir uns vor dem losgehen eingecremt und ich bin sogar in dünne Hosen geschlüpft. Ich habe zwar immer noch die dicken Moppedschuhe und mein lange Unterhose an, aber eine ganz leichte Leinenhose darüber. Warm ist mir trotzdem.

P1010800 P1010801P1010811 P1010809

Wir steigen das erste Mal am Weeping Rock aus und gehen ein paar Meter, vielleicht 500m, allerdings ziemlich steil. Um uns herum hohe, steile rote Wände, ganz oben etwas weiß und wo immer es geht krallen sich Pflanzen am feuchten Stein fest.  Basti bleibt auf dem Weg nach oben auf einmal stehen, es riecht durchdringend nach Kirche. Am Wegesrand wächst ein Kraut das wie Weihrauch riecht. Einfach so.

P1010817 P1010820P1010830 P1010831

Der Weeping Rock ist eine riesige Felswand, leicht ausgehöhlt, von der Wasser hinunterläuft. Im Bus haben sie erklärt, warum, aber ich habe nicht ausreichend gut zugehört. In dem Gang ist es deutlich kühler, Wasser tropft von der Decke und man hat einen unglaublichen Blick in den Canyon.  Wieder im Bus laufen direkt vor uns zwei Hirsche? Rehe? Rotwild? Über die Straße. Meine Biokenntnisse versagen völlig. Die beiden haben jeweils ein dickes Geweih, weißes Fell und sind beeindruckend schnell auf der Straße und auch wieder weg. Der Zion eine riesige Sackgasse, der zum Ende hin immer schmaler. Wirklich dramatisch wird es wohl, wenn die Wände so eng werden, dass man im Virgin laufen muss um weiter zu kommen. Aber das schenken wir uns. Wir fahren zwar mit dem Bus bis ans Ende und gehen auch die Strecke bis es nicht mehr mit trockenen Füßen weitergeht, aber auf weitere Wanderungen haben wir beide keine Lust. Dafür sind wir nicht ausgerüstet, obwohl man Schuhe und Wanderstöcke hätte leihen können. Auch hier passen Motorradfahren und Wandern nicht zusammen.

P1010840 P1010850P1010853 P1010854P1010858 P1010885P1010898 P1010911P1010867

Also wieder zurück, auf’s Mopped und weiter.

Wir werden allerdings ein weiteres Mal überrascht. Der Weg schraubt sich in einigen wunderschönen Serpentinen zum Carmel Tunnel hoch. Der Blick ist umwerfend. Im fast wahrsten Sinne des Wortes, denn es sind einige Autos mit Tempo 10 mph unterwegs und geraten trotzdem auf die Gegenfahrbahn. Wenn die noch langsamer werden, falle ich um. Stattdessen überholen wir – nur um einmal, wenigstens einmal auch selber anzuhalten mit dem Versuch, die Szenerie auf ein Bild zu bekommen. Ich befürchte, das gelingt nicht ganz, denn so beeindruckend die Bilder sein mögen, hier durch zu fahren ist etwas ganz eigenes.

P1010913 P1010925P1010927 P1010929P1010930

Vor dem Tunnel ist Blockabfertigung, ich schmelze langsam vor mich hin. Im Schritttempo geht es dann hinein und 1,7 Meilen hindurch, mit ein paar wenigen Möglichkeiten, einen Blick nach draußen zu werfen. Auf der anderen Seite sind wir dann wieder in einer völlig anderen Landschaft. Waren wir bisher in den roten Bereich der hohen Felswände und eher untern unterwegs, sind wir jetzt oben und fahren zwischen den weißen Bereichen hindurch. Und dass ist dann der erste Moment auf dieser Reise, an dem ich eine Helmkamera vermisse. Denn  natürlich halten wir an. Und natürlich sind die einzelnen Eindrücke super. Aber was mich hier wirklich finanziert ist der Wechsel, hinter jeder Kurve schieben sich andere Kanten und Klippen in den Vordergrund, andere Muster, andere Platten, es ist ein bißchen wie eine versteinerte Märchenlandschaft, nur schroffer. Hier gibt es bestimmt Trolle, die man nur deshalb nicht sieht, weil sie sich so langsam bewegen, dass man sie mit Steinen verwechselt.

P1010938 P1010941P1010943 P1010948

Hier will ich ein paar Fahrbilder von Basti machen. Aber hin- und herfahren und wenden – da verlieren wir uns und so ohne weiteres geht das auf der kurvigen Strecke auch nicht. Endlich habe ich eine Idee – einfach, aber ich habe echt gebraucht, darauf zu kommen. Ich fahre einfach vor, Basti gibt mir Zeit und kommt dann nach. Die Landschaft hier ist so irre, da finde ich schon etwas. Gesagt, getan. Am Checkerboard Mesa halte ich gar nicht erst an, der Stein ist deutlich zu erkennen, aber die Straße so gerade. Eine Kurve noch, hier bestimmt – und da ist dann schon der Parkausgang. Selten so geflucht.  Okay, nächstes Mal habe ich die Idee gleich parat.

P1010961 P1010965

Direkt hinterm Parkausgang gibt es eine etwas längere Pause, inklusive gekühlter Getränke. Wir haben zwar an den Busstopps Wasser getrunken und unsere Thermoskanne ist inzwischen auch leer, aber Durst habe ich immer noch.

Utah hält eine weitere Überraschung für uns bereit. Wir sind jetzt auf einer der Hochebene und so eng und kurvig es bis eben war – auf einmal kann man bis zum Horizont gucken. Links von uns geht es nochmal hoch, rechts von uns, allerdings weit entfernt, geht es runter. Der nächste Halt ist leider erst in einer Senke. Aber der Blick, vor allem im Kontrast zu den engen Schluchten im Zion ist phänomenal.

Der Zion ist in unserem Reiseführer relativ kurz behandelt und ich dachte heute wird nur ein Tag um von A nach B zu kommen. So kann man sich irren.

Basti: Der Zion Canyon hat mich mehr beeindruckt als Yosemite, so irre die schiere Größe von Yosemite ist, finde ich die Enge vom Zion und die Farben einfach spektakulär. Eine gute Meile hin und zurück wandern in Moped-Jeans und Stiefeln wenn alle anderen in Shorts und Turnschuhen oder Flip-Flops unterwegs sind, ist schon ziemlich dumm, aber dann die Helme nicht in der Sonne beim Moped liegen lassen zu wollen und mitzuschleppen (und das Wasser zu vergessen) ist dämlich. Ich zahle dafür mit viel Schweiß und mitleidigen Blicken.

Wunderschöne Serpentinen rauf zum Tunnel und die tragen ihre Autos um die Kurven…. Rena hat es ja schon erwähnt, aber ich rufe in meinem Helm – trotz durchgezogener Linie – Überhol doch bitte! Und dann immer wieder der eigene Zwiespalt, da die Entscheidung für ein Foto anzuhalten den Kurvenfluss stört, aber die Bilder sind es wert. Es kostet nur immer wieder Überwindung und ich merke, dass ich keinen Blick für das Umland habe, wenn die Strecke schön wird.

Nun sind wir in Kanab unsere Station für die nächsten zwei Tage. Viele Motels, ein paar Restaurants und ein Golfplatz, aber nur 80 Meilen vom North Rim des Grand Canyon entfernt. Es sollte also Morgen ein netter Ritt mit leichtem Gepäck werden 🙂

 

Freitag, 14. Juni, Las Vegas – Hoover Dam – Lake Mead – Overton, 143 mls

Raus aus Las Vegas geht erstaunlich gut und über die I515 sind wir bald schon am Hoover Dam. Was für ein Bau, inklusive Kunst am Bau. Mit einem Fuß sind wir in Nevada, mit dem anderen schon in Arizona.

P1010561 P1010559P1010571 P1010576P1010578 P1010573P1010586

Dann geht es weiter, am Lake Meat, der durch den Staudamm entstanden ist, entlang. Wobei entlang echt relativ ist. Ja, laut Karte ist der See nur wenige Meilen entfernt. Sehen tut man ihn nach den ersten Kurven nicht mehr, nur noch Steine in allen Farben, schwarz, braun, beige, rot. Mondlandschaft und anders als Death Valley mit ziemlich weit entfernten Horizont. Flaches, ödes Land, soweit das Auge reicht.

P1010591

Beim Fahren geht es meistens nur darum, die Temperatur auszuregeln. So zu sitzen, dass möglichst viel Fahrtwind durch die Schuhe und Jacke kommt. Wenn ich das linke Bein von der Fußpedale um 45° nach hinten abwinkele kühlt es besser. Rechts geht das nicht, da ist der Auspuff im weg und lange halten kann ich das auch nicht. Wenn ich die Zehen nach unten strecke, kommt mehr Wind durch die Schuhe als wenn die Füße normal auf den Pedalen stehen. Und so probiere ich alles Mögliche aus, Hauptsache, es kühlt ein bißchen.

P1010592 P1010601P1010607 P1010610

Wir suchen uns relativ früh, bereits gegen Mittag, ein Hotel in Overton und warten die Mittagshitze ab. Dann fahren wir –in Jeans und ohne Gepäck- ins Valley of Fire. Das wiederrum hält, was der Name verspricht: Rotes, aufgetürmtes Gestein, von der Abendsonne angeleuchtet. Dann ist es wieder weiß, mit einer ganz harten Grenze, keine weichen Übergänge sondern von jetzt auf gleich weiß. Irre. Wir fahren durch ein enges Tal roten Gesteins auf ein Plateau. Im Hintergrund fast eine Fototapete, eine weit entfernte Gebirgswand. Zu wenig Licht um gute Bilder zu machen, aber eine beeindruckende Landschaft. Dass auf dem Rückweg fünf Steinböcke direkt vor uns auf die Straße laufen ist ein i-Tüpfelchen. Vier laufen nach links, einer nach rechts. Wir halten, fahren ganz langsam weiter, bis auch der rechte Bock wieder drüben auf der anderen Seite bei seinen Kumpels ist. Schöne Tiere. Es ist immer noch sehr warm, der Wind kühlt nicht sondern verteilt die warme Luft nur neu, obwohl es inzwischen schon fast dunkel ist.

P1010614 P1010642P1010619 P1010630P1010649 P1010655P1010662 P1010670P1010683 P1010686

Auf dem Rückweg fallen mir die Maße in den Senken am Straßenrand auf, bis 6 feet hoch.  Mit dem Schild „Flooding“ machen sie Sinn – kommst Du mit Deinem höher gelegten Pickup noch durch das Wasser oder wendest Du Dein 08/15-Auto wieder?

P1010694

Donnerstag, 13. Juni, Las Vegas, 0 mls

Wie geplant schlafen wir bis zum Aufwachen. Dann planen wir den nächsten Tag, was unter anderem dazu führt, dass wir die Idee heute zum Hoover Dam zu fahren, ausfällt. Also haben wir nichts vor außer nichts tun. Was wir auch fast schaffen. Ich wasche meine seidene lange Unterhose, einer meiner wenigen Einkäufe für diese Tour. Aber sie hat sich auf jeden Fall gelohnt. Die Motorradhose direkt auf der Haut ist fies, normale lange Unterhosen wärmen – diese nicht. Teurer Kauf, war es aber auf jeden Fall wert.

Basti: Naja, nach einem faulen Vormittag werden wir dann doch noch aktiv und gehen wie angekündigt in den M&M Laden (4 Etagen), Gott sei Dank haben wir wenig Stauraum und Schokolade schmilzt in unserem Gepäck. Aber Rena überredet mich doch noch in eine Show zu gehen und wir einigen uns auf Cirque du Soleil, die insgesamt 6 verschiedene Shows in Las Vegas haben. Es wird eine neuere Produktion (die älteste läuft seit 9 Jahre) namens „KA“ die ausgerechnet hier im MGM Grand läuft – kurzer Weg! Ich bin echt beeindruckt. Abgesehen von der Artistik, die bei Cirque du Soleil immer großartig ist, haben die hier eine Bühnentechnik auf die Beine gestellt, dagegen war „Elisabeth“ in Wien simpel. Aber irre Technik ist nichts, wenn sie nicht entsprechend genutzt wird – und das schaffen sie wirklich! Eine beeindruckende Darstellung in 3 Dimensionen da der „Bühnenboden“ von Horizontal bis Vertikal in jedem erdenklichen Winkel gestellt, gedreht  und bespielt wird, mit dementsprechend beeindruckenden visuellen Effekten.

Ich finde Vegas nicht so schlimm wie das in Rena’s Beschreibung klingt, aber wirklich begriffen habe ich es auch nicht. Ich schiebe es auf den Kontrast zwischen Motorradfahren/Motels und dem maximalen Konsum, der hier in professioneller Präzision befördert wird. Es ist sicher ein Budget von $5000 und ein langes Wochenende nötig um sich dem vollends hinzugeben. Beeindruckt bin ich von Kleinigkeiten wie den kleinen Geschäften und Billigbuden zwischen den Megahotels – hatte mir das irgendwie noch glatter und glänzender vorgestellt.

Aber ist ja auch schon wieder vorbei, morgen geht es wieder früh los, damit wir der Nachmittagshitze etwas entfliehen.

Rena: Ach, ich finde Las Vegas auch gar nicht so schlimm, es erschließt sich mir nur nicht. Wobei die Show (und auch der M&M-Laden) mich dem Ganzen ein bißchen näher bringen. Beides hat mich auf eigene Art beeindruckt. Der Laden hat weniger Schokolade als gedacht, dafür alles, was der Mensch nicht braucht und man  mit den M&M-Figuren bedrucken kann. Inklusive…. Nein, das verrate ich nicht. Nur so viel: Ich habe zwei Dinge gekauft und beides ist nicht für mich. Und die Show war beeindruckend. Nicht zu beschreiben. Ein Schiffsuntergang zum Beispiel, danach Menschen unter Wasser, ca. 30m über dem Boden, langsam zum Meeresboden sinkend, inklusive der Luftblasen – und das alles mit Licht und Hintergrund und passenden Bewegungen am Seil – einfach nur irre gut gemacht. Hut ab. Und wenn man eine Stadt wie Las Vegas braucht um so etwas auf die Beine zu stellen, dann soll es wohl so sein.

Mittwoch, 12. Juni, Las Vegas, 0 mls

Gegen 22:00 Uhr schaffen wir es aus dem Zimmer und gehen erst einmal die Motorräder aneinander ketten. Und dann auf den „Strip“.

P1010538  P1010551 P1010540

P1010553  P1010539

Es ist warm, laut, bunt und voller Menschen. Muss man mal gesehen haben, heißt es – öh, ich nicht. Die Stadt erschließt sich mir nicht. Sebastian steckt $1 in einen einarmigen Banditen. Hm, okay und jetzt? Ich finde das nicht spannend, es animiert mich nicht dazu, mehr Geld reinzustecken, es ist einfach nicht meines.

Ich bin einseitig: Die Horde von ca. 30 Motorradfahrern, die den Strip mit 80 – 90 Km/h herunter donnert, einer davon im perfekten Wheelie über eine längere Strecke, finde ich das spannendste. Gefährlich, unverantwortlich, illegal. Aber einen Wheelie, also nur auf dem Hinterrad fahren, würde ich vielleicht auch gerne können. Ach, zumindest finde ich das eher zum Hingucken als die ganzen Mega-Hotels. Wir trinken etwas im Cesars Palace und gucken uns die Leute an.

P1010554

Viele der Mädels sind aufgebretzelt, die Jungs weniger. Oder vielleicht ist das deren bestes Hemd? Die Schuhe der Mädels sind entweder flach oder richtig, richtig hoch, genauso wie die Röcke, einige sind so kurz, dass man sie eigentlich auch weglassen könnte, andere gehen bis zum Boden. Am Straßenrand stehen verkleidete Menschen, einige kenne ich aus Filmen, die Transformer oder Mickey Mouse zum Beispiel, andere sagen mir gar nichts. Und dann ist da ein riesiger M&M-Laden, als wir vorbeikommen sind die gerade am schließen – da will ich vielleicht morgen mal rein. Gegen 1:00 Uhr morgens sind wir zurück im Zimmer, morgen ist ausschlafen angesagt.

P1010557

Mittwoch, 12.Juni, Lone Pine – Death Valley – Pahrump – Las Vegas, 228 mls

Der Wecker klingelt um 6:00, um 7:00 Uhr sind wir unterwegs. Lieber früh aufstehen als spät schwitzen. Oder so ähnlich. Basti fährt vor, sein Hinterrad ist von einer kleinen Wolke umgeben, er wirbelt Sand auf. Die Gegend wird langsam aber sicher zur Mondlandschaft, die Straße geht stur gerad aus und niemand außer uns ist unterwegs. Naja, fast niemand, bei einem der ersten Fotostopps am Straßenrand – ich mache mir nicht einmal die Mühe den Motor aus zu machen, geschweige denn den Helm abzusetzen- überholt uns ein Auto, das wir kurz darauf überholen, usw. Bis sie an einem der ersten View Points im Death Valley deutlich länger bleiben als wir. Es geht erst rauf und dann wieder runter und alles ist sehr einschüchternd, zum Teil natürlich wegen des Namens und des Rufes des Tales, den größeren Teil aber macht die Landschaft aus. Inzwischen bin ich vorne und wenn ich mich nicht ab und an im Rückspiegel versichern würde, dass Basti noch da ist (Ist er. Immer), würde ich mich sehr einsam fühlen. Die Welt hier ist lebensfeindlich, Steine und Sand. Beeindrucken aber unfreundlich.

P1010462 P1010471P1010483 P1010489P1010491 P1010494

Wir halten zum Tanken in Stovepipe Wells.  Ja, auch unser Reiseführer sagt, dass Tanken im Death Valley teurer ist als sonst wo. Aber die Alternative wäre, wegen Spritmangels liegen zu bleiben, da die Moppeds nur eine Reichweite von  ca. 150 mls haben.  Dafür fällt ein höherer Preis bei unseren paar Gallonen gar nicht auf, zumindest nicht sehr. Inzwischen ist es 10:00 Uhr und der Kiosk hat über der Tür keine Uhr sondern ein Thermometer hängen. 100°F. Das geht doch noch, ist ja auch leicht bewölkt. Warm ist uns trotzdem und ich lobpreise meinen Mann für seine Weitsicht. Er hat in Seattle eine Thermoskanne eingepackt. Und so haben wir immer, auch hier im Death Valley, einen Liter schönes kühles Wasser dabei. Hat er richtig, richtig gut gemacht.

P1010499 P1010508P1010515 P1010516

Mit Fahrtwind geht es, im Stehen ist es unangenehm. Also beschließen wir zum einen, keine Bilder mehr zu machen (was ich nur fast durchhalte) und zum anderen die Strecke leicht zu ändern, nicht mehr  südlich / längs durchs Tal zu fahren sondern über die 190 den kürzesten Weg raus zu nehmen, bis zur Death Valley Junction. Wie gesagt, dass mit den Fotos schaffe ich nur fast, die erste –angekündigte- Ausnahme sind die Sanddünen hier unten, die zweite ist der Zabriskie Point.  Die anderen, die in Autos gekommen sind, steigen am Zabriskie Point noch ein gute Stück Weg einen Hügel hoch. Bestimmt ist der Blick in Tal phänomenal – einen Anstieg in der Sonne in den Moppedklamotten ist es uns beiden nicht wert. Was mich zu dem Gedanken bringt, dass ich gerne wieder kommen würde. Im Auto. Im vollklimatisierten Auto mit Kühlbox. Vielleicht sogar mit einer Übernachtung hier (Ja, geht), denn ich fahre an vielen Bildern und Eindrücken vorbei, es ist einfach zu warm zum Anhalten. Aber das hier abends oder nachts – bestimmt super. Aber nicht mit dem Mopped.

P1010517 P1010518P1010521 P1010532

Ich verzichte auch darauf, die Schilder mit „200 feet below sea level“ zu fotografieren, jeder Stopp schmerzt. Aber merkwürdig ist es schon, es fühlt sich immer noch an wie Hochebene, wenn man nicht weiß, wie tief man ist, es würde keinen Unterschied machen. Aber so stelle ich mir eine 30m Wassersäule über mir vor. Abkühlen tut das leider nicht, aber witzig ist es.

Und dann sind wir draußen.

Auf Death Valley Junction trifft der Begriff „tot“ eher zu als auf’s Tal selber. Eine aufgegebene  Tankstelle, ein ehemaliges Hotel, am Ende einfach nur eine Kreuzung mit ein paar fast verlassenen Häusern. Der kürzeste Weg nach las Vegas? Erste rechts, nächste links abbiegen.

Wir fahren durch schwarze Landschaften, Ash Meadows passt. Aber Ash Meadows Wild life refuge? Ich wundere mich, was hier wohl leben will, bis ich ein Warnschild mit Schildkröten sehe. Äääh? Auch das nächste Schild, mehrere Meilen weiter, irritiert mich erst einmal: „Flooding next 2 mls“. Aber nach meilenlangem Nachdenken (es geht stur geradeaus und gibt nichts Besseres zu tun), macht es Sinn: Wenn es hier mal regnet, dann bleibt das Wasser nirgends hängen, es versickert nichts, es rauscht einfach durch und dann kann so eine einsame kleine Straße schon mal unter Wasser stehen. Soll ich mir das wünschen? Zur Abkühlung wäre es bestimmt nett, hat aber wahrscheinlich den hohen Preis der Unbefahrbarkeit, was vermutlich einen langen Umweg für uns bedeuten würde. Also besser nicht.

Endlich gibt es Frühstück und zwar in Pahrump. Die Stadt nervt, kündigt sich großkotzig an und dann kommt erst mal lange, lange nichts. Zwei Geschwindigkeitsbegrenzungen, eine für asphaltierte Straßen (45 mph), die andere für nicht asphaltierte (25 mph).  Aber wer will hier schon abbiegen. Endlich, als ich schon fast dafür bin uns nur einen Schattenplatz zu suchen, Wasser zu trinken und Kekse zu frühstücken, da kommt Zivilisation in Sicht: Home Depot. Und dann auf der anderen Seite das klassische amerikanische Einkaufszentrum.  Wir machen eine lange, klimatisierte Pause. Der TomTom sagt noch 1h bis zum Ziel. Aber diese Stunde zieht sich. Die Straße ist gerade, stark befahren und scheiß-heiß. Hatte ich gehofft, dass es nach dem Death Valley kühler wird? Es wird vielleicht nicht ganz so warm wie da unten, aber inzwischen haben wir Mittag und ich nutze jede Chance zur Lüftung. Alle Reisverschlüsse sind offen, so dass der Fahrtwind hinein kann. Nur das Visier muss leider zubleiben, ein offenes Visier kühlt zwar, aber die trockene, heiße Luft bringt Sand mit und mit Kontaktlinsen und trockener Luft habe ich eh‘ schon meine Schwierigkeiten, da kann ich nicht noch Sand brauchen. Aber irgendwie geht es. Noch 40 mls – 1/3 geschafft. Noch 30 mls – ½ geschafft. Ich erhasche meinen ersten Blick auf Las Vegas, eckige Bauten im weit entfernten Tal. Noch 20 mls. Noch 15 mls. Der Verkehr nimmt zu, auf einmal sind wir in der Großstadt, die Einfallstraße ist 8Spurig, an manchen Stellen auch mehr. Die Häuser rechts und links sind trist, hier wohnt vermutlich wer in las Vegas einen schlecht-bezahlten Job hat, Hauptsache nah und klimatisiert. Vor allem klimatisiert. Zielsicher finden Basti und der TomTom das Hotel (MGM Grand) und dann sind wir im Parkhaus, Schatten, Wasser, alles wird gut.

P1010536

Aber erst müssen wir den Hoteleingang finden. Und dann muß Basti 30min Schlange stehen zum Einchecken. Aber dann, dann endlich gehe ich unter die Dusche. Der feine Sand knistert ein bißchen. Am rechten Handgelenk, da wo der Handschuh nicht mehr und die Jacke noch nicht ist, habe ich einen dunklen Streifen, fast einen Sonnenbrand. Mein Kopf dröhnt von der Musik und den vielen Leuten in der Eingangshalle. Die Cola aus der Minibar kosten  $4, aus der Vendormachine auf dem Flur immerhin nur $3. Mein Luxus? Basti hat ein Nichtraucherzimmer genommen und während ich mir auf dem Bett eine Auszeit gönne, geht er rauchen. Und Getränke jagen. Ich bekomme privat room service während wir auf die Dunkelheit warten um uns die Stadt anzusehen.

Basti: So, genug Pause gemacht. Bevor wir im Hotelzimmer „versauern“ geht es jetzt am kühleren Abend zumindest noch ein wenig über den „Strip“. Fotos und etwaige Vegas Kommentare also erst später…….

Ist nach Mitternacht geworden, daher erst jetzt die Fotos. Weitere Bilder und erste Eindrücke von gestern Abend dann im Laufe des Tages.

Dienstag, 11.Juni, Bridgeport – Monolake – Bishop – Lone Pine, 182 mls

Heute ist der Tag der nicht gefahrenen Schotterpisten. Wir sind ja gestern bis Bridgeport gefahren um entweder auf dem Hinweg oder eben heute in eine Geisterstadt zu fahren. Im Prospekt steht, dass die letzten 3 Meilen bis dahin nicht geteert sind. Hm. Wir gucken uns das mal aus der Nähe an. 10 mls hin und 10 mls unverrichteter Dinge wieder zurück. Nicht geteert heißt in diesem Fall Schotter, garniert mit ein paar Böen, dazu haben wir beide keine Lust. Es gibt noch mehr Geisterstädte auf der Strecke, Bodie wird es nicht. Die Landschaft hier ist unwirtlich, karg, steinig, keine hohen Pflanzen, alles eher braun als grün. Trotzdem sehe ich eine riesige Schafherde neben der Straße. Ich möchte hier nicht leben müssen. Auch in Bridgeport standen einige Häuser leer, bzw. zum Verkauf.

P1010357 P1010358 P1010360 P1010365 P1010370

Zurück auf dem Hwy 395 – nicht wieder zu erkennen. Der Himmel ist blau, die Sonne lacht, ein paar Schäfchenwolken und die paar Böen reiten wir locker ab. Ist das wirklich dieselbe Strecke wie gestern? Manchmal, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt und schlagartig alles dunkler und noch abweisender wird, dann könnte ich mir vorstellen, dass ich hier gestern um jeden Meter gekämpft habe. Aber sobald die Wolke wieder weg ist, ist alles nett und wir fliegen mit 70 mph durch die breiten, gut ausgebauten Kurven. Bis zum ersten View Point auf den Mono Lake. Stopp. Wau – was für ein Blick. Der See schimmert blau-weiß, die Berge grau, ein paar Wiesen grünlich.

P1010376 P1010377P1010381 P1010388P1010398 P1010403

Hoffentlich ist wenigstens eines der Bilder etwas geworden, vielleicht sogar das mit der UFO-Wolke. Weiter geht es bis zum Seeufer, Salzablagerungen und Tuff gucken. Durchaus beeindruckend und wieder machen die Farben und das Licht viel aus. Schön.

P1010379

An der Tanke treffen wir zwei Deutsche auf Motorrädern, die aus der Richtung –Death Valley- kommen, in die wir wollen. Wir kommen –wie immer- ins Gespräch. Und ja, ich kann nicht anders als straheln, wenn ich erzähle, dass wir zwei Monate haben und davon gerade mal erst drei Wochen rum sind. Beneidet mich, Jungs, genauso wie um unsere Motorräder (die beiden fahren Miet-Harleys).

Laut Reiseführer sind die schönsten Tuffgebilde im Süden des Mono Lakes, am Navy Beach. Also fahren wir dorthin. Oder besser, wir versuchen es, denn auch hier enden wir an einer Schotterstrasse. Und auch hier ist sie länger als ich gewillt bin für ein paar Tuffformationen über Schotter zu fahren. Vielleicht ohne Gepäck. Vielleicht bei weniger Wind. Vielleicht mit einer Enduro. Vielleicht nächstes Mal mit dem Auto.

Zurück auf den Highway geht es den Rest des Tages mehr oder weniger gerade aus. Dafür ist der Blick phänomenal. Klein kann dieses Land nicht. Die Berge sehen zwar aus wie schlechte Fototapete, sind aber echt. Die Landschaft sieht aus wie aus einem schlechten Western, ist aber echt. Selbst Bishop, die Stadt, in der wir Mittagessen, sieht aus, wie man sich eine Stadt vorstellt, die wohl hauptsächlich vom Durchgangsverkehr lebt. An der Hauptstrasse sind nur Motels und Diners, plus anfangs ein paar Tankstellen und Reparaturen. Plus ein Casino.

P1010420 P1010422P1010428 P1010449

Sobald wir aus der Stadt raus sind, fließt der Verkehr wieder mit 60 – 70 mph vor sich hin. Wobei, es ist immer mal wieder ein Auto oder ein Laster, den wir oder der uns überholt. Überholen dauert ewig weil die Geschwindigkeitsdifferenzen nie sehr groß sind. Eine Zeitlang fahren wir zu viert, ein weißer Pickup, ein roter SUV und wir beide, alle in ähnlicher Geschwindigkeit, mal ist der ein, mal der andere vorne aber eigentlich gibt sich das nichts. In diesem Land, mit diesen Strecken beginne ich zu verstehen, dass ein Cupholder ein wesentliches Feature ist und nicht nur „Nice to have“, ganuso wie eine Cruise Control und eine Aircon – eben alles, was Dir lange, langweilige Fahren geradeaus erträglich macht.

P1010451

Am Straßenrand wird immer wieder vor Rotwild gewarnt. Meistens haben die Tiere auf den Schildern kein Geweih und springen von rechts nach links. Dann kommt eins, da steht das Viech nur rum und hat plötzlich ein Geweih. Was will mir das Schild sagen? „Caution, these elks have antlers?“ Ein paar Meilen später dasselbe Schild, allerdings guckt der Hirsch jetzt in die andere Richtung. Glaube ich. Aber ich werde garantiert nicht zurückfahren um es zu überprüfen. Das nächste Schild hat gar kein Piktogramm mehr sonder sagt nur „Elk“. Ob hier alle Schilder einzeln gemalt werden?

Auf jeden Fall darf man in US für’s Autofahren kein Analphabet sein. Ständig stehen Schilder am Strassenrand, die gelesen werden wollen. Selbst die Speedzones sind mit Text, nicht wie bei uns einfach eine Zahl und am Ende der Beschränkung ist die Zahl durchgestrichen. Nein, Speedzone ahead“ und Speedzone start“ und „Speedzone end“ oder „ Speedzone when flashing“ oder „Speedzone when Children around“. Wie gesagt – nix für Analphabeten. Zudem die Jungs hier auch wenig mit Verboten arbeiten. Meistens beschreiben die Schilder eher, was auf Dich zukommt. Was Du damit machst, ist dann Deine Sache.

Gegen 4 sind wir in Lone Pine, suchen uns ein Motel und geniessen die Aircon. So kalt wie es gestern war, so warm ist es heute. Wir warten bis die Sonne etwas gesunken ist um uns Lone Pine ein bißchen anzusehen, vielleicht ein paar Bilder zu machen und etwas zu essen.

Als ich in einem laden nach einer Nevadakarte frage, beschreibt mir die Frau an der Theke ganz freundlich den Weg ins Death Valley, nach dem Motto: nicht zu verfehlen. Aber ich brauche keine Wegbeschreibung, denn erstens ist Las Vegas sogar noch auf meiner California-Map. Zweitens ist hier alles gut ausgeschildert. Drittens will ich aus Veags auch irgendwie wieder raus und viertes sind Maps einfach auch eine großartige Erinnerung. Ich mag Straßenkarten – auch wenn ich nicht pfleglich damit umgehe, was man der aktuellen California-Map leider durchaus ansieht. Aber noch hält sie.

Montag, 10.Juni, Fishcamp – Yosemite Valley – Tioga Road – Bridgeport, 138 mls

Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Beim Eichhörnchen, das Sebastian heute Morgen fast überfahren hat? Beim Paradies oder in der Hölle? Beides leicht übertrieben,  aber wir haben es wieder einmal durch mehrere Klimazonen geschafft. Was ein Ritt.

Das teuerste Motel hat die schlechteste Dusche. Das Wasser drippelt und entweder es ist kalt oder ich verbrenne mich fast. Dann suche ich –vergeblich- nach meinem zweiten Seidenhandschuh. Daß ich den heute noch schmerzlich vermissen würde, hätte ich auch nicht gedacht. Der Rest des Aufbruchs ist Routine und das Eichhörnchen zeigt nur, dass wir wirklich tief im Wald geschlafen haben.

Vor dem Eingang in den Yosemite Park ist bereits eine Autoschlange. Meine Hoffnung, Montagmorgen würde der Wald etwas leerer sein, entpuppt sich als Trugschluss. Wahrscheinlich sind wir dafür ein paar Stunden zu spät. Also geht es in korrekten 35 mph den Berg hoch und dann wieder herunter. An den teilweise wirklich dramatischen Ausblicken stehen immer schon eine Vielzahl von Autos. An einen oder zweien halten wir trotzdem, andere lassen wir trotz Dramatik aus.

P1010224 P1010254

Yosemite Valley selber ist im Prinzip eine riesige Einbahnstraße, zum Teil sogar zweispurig, mit vielen Parkmöglichkeiten rechts und links. Am Wochenende schiebt sich hier bestimmt eine einzige große Autokolonne hindurch, ich finde es auch so schon voll genug.

Wir halten an den Bridal Falls, mit dem Auto hätten wir vermutlich keinen Parkplatz mehr bekommen. Woran wir nicht gedacht haben, diese Falls sind auf der südöstlichen Seite der hohen Granitwände. Gegenlicht. Also weiter. Der nächste Stopp ist an einer Wiese, sattes Grün, dahinter die Felsen. Ja, so könnte ein vergessenes Paradies ausgesehen haben – bevor die Tourismus-industrie das Tal entdeckt hat. Wobei da zwei Herzen in meiner Brust wohnen. Auf der einen Seite kann ein Paradies nicht mit dem Auto befahrbar sein. Nicht mit einen klimatisierten SUV bis vor die Tür fahren, aussteigen, Foto machen, weiterfahren. Auf der anderen Seite würden wir diese Naturschönheit auch nicht sehen, wenn es nicht die Straße direkt bis zu den schönsten Punkten geben würde. Und trotzdem, auch Motorradfahren und Yosemite passen nicht zusammen.

P1010265 P1010253P1010246 P1010245P1010239 P1010235

Das nächste Mal – falls es ein nächstes Mal geben wird – will ich eine Woche mit dem Campmobil hier sein und wandern. Frühmorgens einen Oneway-Shuttle bis zum Glacierpoint nehmen und dann den Rest des Tages runter ins Tal wandern. Oder einen der Trails im Tal ausprobieren. Oder einfach am El Capitan sitzen und den Kletterern aus Camp 4 zusehen. Heute ist keiner in der Wand zu sehen – könnte am Wetter liegen.

Wir verlassen das Tal und schrauben uns die Tioga-Strasse hoch. Es wird leerer – wie schön. An einem Fotostopp hält ein Harleyfahrer aus der Gegenrichtung, wir kommen –wie immer- ins Gespräch. Es würde ein bißchen nieseln da oben. Okay, kein Ding – allerdings ist er ein paar Stunden vor uns dort oben. Das ist vielleicht das heutige Motto, wir sind immer etwas zu spät. Ein paar Meilen hängen wir hinter ein paar Autos, bis die erste Gelegenheit zum Überholen kommt, eine von vielleicht fünf auf der 40 mls-Strecke. Wir schrauben uns höher und höher, an vielen tollen Blicken fahren wir vorbei, zum einen weil ich sie zu spät sehe (ich fahre heute vorne) oder er ist so voll (wie dumm, das verspricht doch gerade einen guten Blick) oder wir haben kurz vorher gehalten. Eine Zeitlang fahren wir jenseits der Baumgrenze, 9.000ft und mehr und der Blick ist fantastisch.

P1010313 P1010310

Allerdings ist es inzwischen auch ziemlich kalt, wir haben zwar schon eine Schicht mehr an, aber es ist wirklich kalt hier. Kalt kalt. Und das in Sommerhandschuhen. Der angekündigte leichte Regen hat sich inzwischen deutlich verstärkt. Basti zieht seine Regenkombi an, meine ist ganz unten in der Gepäckrolle, denn wir fahren ja in die Wüste, die brauchen wir sobald nicht mehr. Oh, sch***. Augen zu und durch. Auf der Straße liegt etwas. Hm. Das ist kein Schneematsch. Das kann kein Schneematsch sein, das darf nicht. Aber so wie das beim Auto vor mir wegspritzt, fällt mir nichts anderes ein. Schneematsch also. Meine Hände sind inzwischen eiskalt, die linke halte ich immer wieder an den warmen Motor, aber die rechte muß am Gasgriff bleiben. Kalt. Ich hatte schon fast vergessen, wie sich nasse Füße anfühlen. Kalt. Fantastische Blicke rechts neben mir, ein riesiges Tal, Felsklippen. Kalt. Kamera unter der Regenhaube, klamme Finger – das wird eh nichts. Also weiter. Kalt. Die Landschaft ändert sich, bekommt Seen und Hochwiesen. Kalt. Die Strasse wird abschüssig, ja, laßt mich runter ins Tal, aber dann geht es wieder bergauf und es ist kalt. Kalt. Kalt. Hatte ich erzählt, dass ich im Yosemite Valley in dünnem T-Shirt geschwitzt habe? Das sind mindestens 25° Temperaturunterschied. Ich dachte, ich hätte Sommerurlaub gebucht, aber hier oben liegt rechts und links noch Schnee, nicht mehr viel, aber ein paar Schneefelder kann ich zwischen den Tropfen auf dem Visier und dem leichten Beschlag erkennen. Und die Sommerhandschuh haben natürlich keine Gummilippe wie meine regenfesten, die irgendwo in unserem Gepäck liegen. Und wo sind meine Seidenhandschuh, die ich wenigstens drunter ziehen könnte?  Nach einer gefühlten Ewigkeit von ca. 15mls sind wir so weit bergab gekommen, dass es aufhört zu regnen. Als wir den Nationalpark am anderen Ende verlassen, scheint sogar stellenweise die Sonne. Kurz hinter dem Tor halten wir an. Ich kann meine Finger richtig bewegen, aber nach ein paar herzhaften Flüchen geht es wieder. Ups, das Paar neben uns sind Deutsche, haben aber Verständnis.

War der Park bis auf die Strecke jenseits der Baumgrenze eher grün und lieblich, ändert sich das hier auf der Ostseite dramatisch. Die Felsen sind braun oder weiß, sehr karg, sehr dramatisch.

P1010324 P1010322

Die Sonne wärmt ein bißchen und der Wind bläst meine Kombi langsam trocken, Äh, langsam war die Aussage. Laaangsam. Und nicht in stürmischen Böen, die mich fast vom Mopped wehen. Aber nein, es verweht mich ein paar Mal ziemlich nah an den Randstreifen, so dass ich mich eher langsam den Berg herunter mache, in der Hoffnung, dass unten alles besser wird.

Wir tanken am Monolake. Basti zieht die Regenkombi aus. Es weht auch hier ziemlich kräftig, aber nicht mehr so böig. Damit kann ich umgehen. Vielleicht hätte es uns zu denken geben sollen, dass die beiden Motorradfahrer, die aus der Richtung gekommen sind, in die wir wollen, auch an der Tanke ihre Regensachen ausgezogen haben. Dann fahren wir über den Hyw 395 an der westlichen Sierra entlang und ich habe zwischendurch drei Wetter im Blick. Vor und östlich von uns Regen, westlich Weltuntergang und hinter uns Sonnenschein. Bestimmt ist die Landschaft beeindruckend, aber es verschwindet alles unter einem Regenschleier. Hatten wir heute doch schon mal. Nur dass hier noch heftige Böen dazukommen. Wir fahren beide in ständiger Schräglage und steuern gegen den Wind nur um von einer Böe doch weiter zum Randstrand versetzt zu werden. Man darf hier 65mph fahren – keine Chance. Ich bin froh, wenn ich 50 mph schaffe, manchmal ist es noch weniger. Basti, der hinter mir fährt macht in einer Kurve den Warnblinker an – den Autos machen der Wind deutlich weniger zu schaffen als uns, die brettern an uns vorbei. Kopf einziehen, durchhalten. Anscheinend haben die öfter hier so ein Wetter, an der Strasse steht ein Schild, dass man auf den nächsten 2 mls mit heftigen Böen rechnen muß, wenn die Lichter blinken. Sie blinken und ohne das Schild hätte ich das bestimmt nie nicht bemerkt. Bißchen spät, Jungs, ich kämpfe hier schon länger.

Obwohl es irgendwann aufgehört hat zu regnen, fahren wir an Bodie Town, einer verlassenen Stadt, die wir uns ansehen wollen, vorbei. Morgen muss reichen. Stattdessen fahren wir direkt zum Motel, holen unserer Schlüssel und – waschen.

P1010335 P1010342

Das erste Mal im Leben in einem öffentlichen Waschsalon. Während die Wäsche sauber wird, gehen wir ein bißchen durch Bridgeport, während sie trocknet essen wir etwas. Und dann –endlich- fallen wir tot ins Bett. Also Basti fällt. Während er fast leise vor sich hin döst, schreibe ich Blog. In der Abenddämmerung wird das Licht nochmal phänomenal. Bridgeport ist umzingelt von Bergen, manche schneebedeckt oder zumindest mit Schneefeldern, und über ein paar von ihnen hängen dunkle Wolken (die morgen hoffentlich alle weg sind). Morgen fahren wir zurück – ich freu mich drauf- um uns Bodie Town und Monolake anzusehen und dann langsam unseren südlichsten Punkt zu erreichen.

P1010346 P1010345

Basti: Ja stimmt alles! Ich habe ein schlechtes Gewissen, denn ich kann mir vorstellen wie Rena friert und habe die Regenkombi an. Obwohl ich an den Händen nicht besonders kälteempfindlich bin pieksen auch mich tausend Nadelstiche vor Kälte. Auf der windigen Strecke zwischen Mono Lake und dem Hotel fluche ich manchmal, wenn Rena auf 35mph abfällt, weil ich die Autos im Rückspiegel heranfliegen sehe. Glücklicherweise hat die Straße viele zweispurige Überholsektionen, normalerweise nutzen wir die um Autos, Wohnmobile und LKW zu passieren – diesmal bin ich froh, daß wir uns rechts halten können und der Verkehr an uns vorbeirauscht. Ich habe ständig einen Bericht im Kopf von einem Motorradfahrer der bei Starkwind in Hamburg auf der Köhlbrand-Brücke umgeweht wurde. Es ist gut, daß Rena vorfährt, ich will nur noch ankommen und wäre das eine ums andere Mal sicher zu schnell gewesen.

Ach ja, noch ein kleiner Herz-Aussetzer meinerseits noch auf der sonnigen Seite in Yosemite. Rena hat ja schon geschrieben, daß sie heute vorfährt und die Fotostopps Sekundenentscheidungen sind. In einer Bergauf-Rechts ist auf der linken Seite ein toller Stopp, leicht erhöht über Straßenniveau. Rena blinkt fährt aber fast an der Einfahrt vorbei nur um dann im letzten Moment endlich einzubiegen. Für mich sieht es so aus, als fährt sie eher die Böschung rauf als auf der geteerten Einfahrt und ich warte für einen Moment darauf, daß sie wie ein Motocrosser auf den Parkplatz springt und 3 fotografierende Asiaten ummäht. So dramatisch ist es dann aber nicht und wir bekommen einen super Ausblick in ein weites Tal.

Bitte warne mich vorher wenn Du Stunteinlagen vorhast!!!

Rena: Ich mähe keine Asiaten um.

Sontag, 9. Juni, Merced – Fish Camp – Glacier Point – Fishcamp, 185 mls

Nachdem mir gestern Abend immer mal wieder laut tutende Züge durch‘ s Bett gefahren sind, höre ich heute, vor dem Motel sitzend, nur Vögel. Was für ein Kontrast. Von Motel zu Motel waren es nur 80 mls, selbst mit einer etwas längeren Pause waren wir in 2h da. Wir haben unser Gepäck abgeschmissen und haben uns zum Südeingang des Yosemite Parks aufgemacht.

P1010087 P1010092P1010094

40 kurvige Meilen später sind wir am Washburn Point und erhaschen den ersten Blick auf den Half Dome mit dem Tal davor. Sehr beeindruckend. Zudem wir auch Glück mit dem Licht haben.

P1010106 P1010111P1010121 P1010124

Ein paar weitere Schwünge sind wir am Glacier Point, ähnliche Aussicht, aber mit sehr viel mehr Menschen, die hier herumwuseln. Der Blick ist weit, beeindruckend und durchaus unterschiedlich, je nachdem in welche Richtung man schaut. Okay, alles Granit, aber mit Wasserfällen und Farbschattierungen und Buckeln und Hügeln. Und eben dem majestätisch über allem thronenden Half Dome. Ich könnte hier ziemliche lange rumstehen und nur gucken, wenn es nicht so heiß wäre.

P1010136 P1010139

Wir fahren zurück und halten am Visitors Center, wo ein paar alte Holzhäuser mit Beschreibungen stehen, leider schon alle zu. Trotzdem gut gemacht und ich muss das erste Mal seit langem an die Arbeit denken: Das Powderhaus hat Sand im Dach als Feuerschutz. So simple Methoden könnten wir heute nicht mehr anwenden, aber damals war es bestimmt genau das richtige.

P1010152 P1010159P1010168 P1010174

Bevor wir den Park verlassen, fahren wir noch zum Mariposa Grove, andere Sequoias als an der Küste gucken. Es ist später Nachmittag und auf ein paar der Bäume scheint genau die Sonne – schönes Licht. Und ja, der Grizzly Giant ist beeindruckend – aber viel spannender finde ich die Spuren des letzten Waldbrands auf dem Weg dahin. Die Sequoias selber brennen nicht besonders gut, man sieht Riesen, die unten angekokelt sind und oben grün sind.

P1010183 P1010180P1010189 P1010192P1010202

Später Nachmittag, ich sagte es bereits. Wir sind viel gefahren, aber noch sind wir nicht fertig, denn der Deli in Fish Camp hat bis 18:00 Uhr offen – wir sind 15 min zu spät. Also fahren wir weitere 15 mls runter und wieder rauf um in Oakhurst (wo wir auch Mittag gegessen haben) zu tanken, Essen zu gehen und ein paar Getränke zu besorgen, denn wir haben nichts mehr. Das letzte Wasser haben wir auf der einen Meile zum Grizzly Giant getrunken. Aber das Essen ist lecker, die Kurven sind nett, der Verkehr ist weg und ich bin zwar müde, kann die Fahrt aber noch genießen.

P1010209

Das Motel ist eines der teuersten und schäbigsten zu gleich – Lage, Lage, Lage sagt da der Immobilienfachmann und freut sich einfach an der Stille. Die Ninja knackt noch ein bißchen beim Abkühlen, ich höre ein paar Stimmen aus anderen Zimmern und ansonsten – Vögel.

Samstag, 8. Juni, San Francisco – Merced, 134 mls

Rena: Das wird kurz heute. Es war warm. Sehr warm. Ganz doll sehr warm. Wärmer als Redding oder Red Bluff. Internet sagt über 40°, glaube ich sofort. San Francisco war noch okay, Bay Bridge eher frisch und ab da wurde es einfach nur sehr, sehr, sehr warm. Heiß, quasi. Wir sind Highway gefahren um uns nicht mit den ganzen Städten hier zu quälen und morgen eine möglichst kurze Strecke zum Yosemite Park zu haben. Zwei Pausen, eine zum Tanken, eine zum Essen; beide zum Trinken und Abkühlen.

Tja, San Francisco war ein Wendepunkt in unserer Reise. Wenn bisher das Motorradfahren im Vordergrund stand, ist es jetzt eher Sightseeing. Von der Strecke her kann ich auf gerade Wüstenstrecken gut verzichten, aber kann ich in Califonia gewesen ohne Las Vegas und Grand Canyon gesehen zu haben? Äähhh. Ja. Basti, laß uns umkehren und die 1 rauf und runter fahren. Bitte.

Basti: Sorry, Du hast das volle Paket gebucht….

Die 580 aus der Stadt raus, Gott sei Dank war es Samstag und daher nur wenig Verkehr in der Stadt. Es ist immer schwer in einer großen Stadt „Kolonne“ zu fahren und sich nicht zu verlieren. Dann auf die 205 bis Modesta und dann auf die 99 bis Merced. Es war gut das Hotel diesmal vorzubuchen, denn es war ausgebucht als wir gegen drei dort ankamen. Und ich wollte nicht länger unterwegs gewesen sein, denn Rena hat recht, es ist sehr warm und nur die Reisegeschwindigkeit auf dem Highway macht es irgendwie erträglich – wie ich an der ersten Ampel nach der Abfahrt sehr schnell feststellen darf. Laut Wettervorhersage soll es morgen so bleiben und dann auf 35°C abkühlen. Ich hoffe auf die Höhenzüge von Yosemite. Jetzt müssen wir noch planen wie wir durch die 45°C nach Las Vegas kommen ohne wie Dörrfleisch auszusehen. Der Service hat den Mopeds gut getan und bis auf die Ölablassschraube von der BumbleBee ist auch alles gut. Die habe ich heute Abend festgezogen und wir werden es beobachten. Für Fotostops war kein echter Grund und auch wenig Motivation, wir wollten einfach nur im Hotel mit Klimaanlage ankommen!

Freitag, 7. Juni, San Francisco, 5 mls

Heute klingelt wieder der Wecker und wir gehen zu Fuß zur Bay, zum Fort Manson, von wo früher die US-Truppen verschifft wurden. Eigentlich soll es von hier einen tollen Blick auf die Golden Gate geben, die hat sich allerdings im Nebel versteckt. Wir gehen weiter zu den alten Schiffen, gucken ein bißchen und machen uns dann auf den Weg zum Ende der Lombard Street.

P1010012 P1010014 P1010011

P1010018 P1010020 P1010022 P1010023

Es geht steil bergauf.  Als wir viele Leute auf der Straße stehen sehen, wissen wir, dass wir richtig sind, es sind Touristen, die die S-Kurven und die Blumenbeete, die diese S-Kurven formen fotografieren. Natürlich machen wir auch ein paar Bilder und gehen dann hoch. Nette Häuser, die hier stehen, aber wie am Rhein darfst Du es nicht eilig haben raus zu kommen.

P1010025 P1010030P1010032

Dann geht es zurück zum Motel, wir holen unserer Handschuh und suchen uns dann ein Taxi. Die kann man hier nicht rufen sondern hält sie an der Straße an – gar nicht so einfach, wenn alle die vorbeikommen besetzt sind. Irgendwann hält eins und dann haben wir unsere Moppeds wieder. Die 5 mls sind der Weg zurück zum Motel  inklusive der Probefahrt der Werkstadt.

Dann gibt es den zweiten Teil vom Sightseeing auf dem Hop-on-Hop-off-Bus. Er fährt eine leicht andere Strecke, so dass wir noch das alte Fährhaus und die Bay Bridge aus der Nähe sehen. Bei diesem Tourguide ist die Bay Bridge übrigens der neidische Bruder. Der Brücke dürfte es egal sein.

Angeblich hat San Francisco mehr Hunde als Kinder weil es so teuer ist und daher hauptsächlich Single in der Stadt wohnen, die statt Familie alle Hunde haben. Ein Dogwalker kann bis zu 80.000$ im Jahr verdienen – okay, wir hören die Geschichte von 3 Guides und alle kommen mit anderen Zahlen, aber die Grundaussage bleibt cool. Wir steigen bei den „Painted Ladies“ aus, da wo der Bus gestern nicht gehalten hat und essen erst einmal was, inzwischen ist es nach drei und wir haben beide Hunger. Dann ist es ein bißchen wie heute Morgen: es geht bergauf und wenn viele Leute Fotos machen, sind wir am Ziel. Der Blick ist aber auch einmalig: eine Reihe viktorianischer Häuser und dahinter die moderne Skyline.

P1010035 P1010037P1010043

Zurück zum Bus, unser nächster Stopp ist der japanische Teegarten. Nachdem wir den in Portland ausgelassen haben, würde ich den hier gerne sehen. Es ist das erste Mal, dass wir in der Stadt Eintritt bezahlen. Okay, wenn wir auf die Schiffe gewollt hätten, hätten wir auch zahlen müssen. Aber wir waren auf der Passat, da lockt ein deutlich kleinerer Rahsegler nicht mehr so. Als Basti allerdings die alten Autos auf der Fähre sieht, hätte ich gedacht, dass er da näher hinwill. Auf’s Schiff um Autos zu gucken. Aber dem war nicht so. Der Teegarten ist nett, aber im Nachhinein keine 7$ p.P. wert.

P1010062 P1010053 P1010050

Und dann ist der Tag schon fast rum, wir sind beide geschafft. Der Tourbus bringt uns ein weiteres Mal über die Golden Gate und zurück, die Südseite im dichten Nebel, die Nordseite fast frei mit Nebelwolke, die über die Berge kommen. Aber dafür aussteigen? Basti springt aus dem Bus und macht Bilder während die anderen aus- respektive einsteigen. Guter Trick.

P1010067 P1010070

Basti: OK, wir haben alle Museen ausgelassen und auch einige andere Punkte auf der Liste, aber es waren zwei sehr schöne Tage und ein erster Eindruck der Stadt. Sowohl Rena als auch ich haben Farbe bekommen, denn obwohl der Wind von der See kalt ist scheint doch an beiden Tagen die Sonne, wir laufen viel und der Doppeldecker Bus ist oben ein „Cabriolet“.

Nun geht es heute Abend noch an die Streckenplanung für morgen. Wir haben für übermorgen ein Hotel am Yosemite Park und werden irgendwo auf halbem Weg nochmal an der Strecke übernachten. Wenn ich die Wettervorhersage richtig gesehen habe erwarten uns wieder 100F auf dem Weg. Aber mein Motorrad hat neue Reifen und alle Schrauben sind wieder fest!

P1010046

Donnerstag, 6. Juni, San Francisco, 0 mls

Rena: Jetzt also Großstadt, San Francisco, Crazy Belle of the Bay. Wir gönnen uns am ersten Tag hier etwas, was wir bisher noch gar nicht gemacht haben: Ausschlafen. Anfangs um 8:00, ab Reedsport um 07:00 Uhr hat bisher immer der Wecker geklingelt, so dass wir zwischen 09:00 und 10:00 Uhr auf der Straße waren. Hier sind wir erst so gegen 11:00 Uhr an der Bushaltestation und es fühlt sich gut an. Urlaub, eben, inklusive Frühstück ans Bett. Zumindest für die Nichtraucher unter uns.

Dann nehmen wir einen Hop-on-Hop-off-Touri-Bus und lassen uns durch die Stadt schaukeln, Erklärungen inklusive. An der Golden Gate steigen wir aus, klar, ein Muss für San Francisco.

P1000882 P1000871P1000875 P1000990

Wir wärmen uns in der Sonn auf, der Bus ist oben offen und ich bin selbst bei der Fahrt über die Golden Gate (sehr windig)  wegen möglicher Foto oben geblieben, dann machen wir ein paar Bilder. Ein paar von der Brücke, ein paar von der Gegend aber die meisten wohl von einem der Americas Cupper, die in der Bay trainieren. Tolle Schiffe und tolles Tele.

Zurück in der Stadt steigen wir in Chinatown aus, essen ein paar Dim Sum (lecker) und kaufen Magneten. Ein paar Souvenirs brauche ich einfach und Magneten sind so schön klein und knicken nicht so leicht wie Postkarten.

P1000909 P1000920

Von Chinatown aus geht’s bergauf zum Coit-Tower. Und bergauf meint bergauf, manchmal gibt’s Treppen für die Fußgänger, manchmal geht es einfach nur steil nach oben. Bin ich wirklich schwindelfrei? Hier runter möchte ich nicht gehen, wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin, ich hätte immer das Gefühl zu fallen. Ein Schild macht darauf aufmerksam, dass man Autos 90° zur Steigung parken muß. Und ein Mopped? Mag ich gar nicht drüber nachdenken, bei 90° zur Steigung würde es mir stumpf umfallen, ich käme mit dem Fuß nicht rechtzeitig auf den Boden. Den weiteren Anstieg auf den Coit-Tower sparen wir uns, der Ausblick ist auch vom Fuß aus großartig genug. Runter gehen wir auf der anderen Seite, nur Treppen zwischen den Häusern hindurch- und was für Häuser, teilweise kann man in die Räume gucken. Ganz weit oben hat sich jemand ein Kapitän-Rundum-Blick-Arbeitszimmer eingerichtet.  Ich könnte da nicht arbeiten, mein Blick würde sich immer auf dem Wasser verlieren, den Schiffen folgen …. Aber wenn man so viel Geld hat, dass man sich hier ein Haus leisten kann, dann ist das wohl kein Problem mehr.

P1000933 P1000936 P1000930 P1000948

Unten angekommen sehen wir die Piers, die für den Americas Cup aufgebaut werden. Wir schlendern am Wasser entlang bis zum Hafen, da liegt einer der alten Cupper mit denen man heutzutage mitsegeln kann. Danach kommen die Touri-Piers, da wir aber direkt am Wasser bleiben kommen wir in weiten Teilen darum herum – bis wir bei den Seelöwen sind.  Knapp 50 Tiere liegen auf den alten Holzpontons und lassen sich durch die deutlich mehr Touristen als Tiere nicht stören. Wir schlendern durch die Nippes-Buden zu unserem nächsten Busstopp, der uns, mit einem kleinen Umweg über die Golden Gate und wieder zurück, nach Hause bringt.

P1000952 P1000960 P1000968 P1000974

Eigentlich wollten wir nochmal aussteigen um viktorianische Häuser zu fotografieren, aber der Bus hält nicht. So ein Mist, trotz des aufziehenden Nebels. An vielen anderen Dingen sind wir einfach nur vorbei gefahren, bei einigen wie dem Financial District, Little Italy und dem Hippie-Viertel reicht mir das. Anderes bleibt für morgen. Alcatraz wird leider nicht dazugehören, die nächste verfügbare Tour ist laut Anschlag beim Verkauf erst wieder am Sonntag. Da sind wir bereits nicht mehr hier.

P1000836 P1000925

Der Nebel gibt ein ganz eigenes Licht. Ich bin froh, dass wir mittags bei der Golden Gate waren, abends ist sie fast vollständig im Nebel verschwunden. Der Tourgiude erklärt, woher der Nebel kommt: Das Wasser ist hier sehr kalt, da es direkt von Alaska kommt. Es kondensiert, wenn es auf warme Luft trifft.  Wieder was gelernt. An manchen Ecken kommt die Sonne noch durch, dann ist alles grau und leicht gedämpft und ein Spot ist in hellem Licht, für uns ein Segelboot (sic!) und weiter entfernt die Bay Bridge (the envious sister of the Golden Gate).

Neben toller Architektur und Straßenkunst, insbesondere kunstvoll bemalten Wänden, haben wir auch viele Homeless People gesehen. Einer, der sich am Straßenrand die Zähne putzt, andere, die in einem Hauseingang oder Park schlafen. Ein weiterer, der ein Schild „Smile“ in der Hand hält. Gestern ist im Feierabendverkehr eine Frau im Rollstuhl zwischen den Autos entlang gefahren und hat gebettelt. Uns, auf den Motorrädern hat sie keine Beachtung geschenkt, klar, dass wir nicht mal eben Bares griffig haben. Zum Greifen nah – und doch eine komplett andere Welt.

Basti: Für mich sind Städtereisen so ein Ding für sich. Am liebsten tauche ich in die Städte ein, erlaufe sie mir, atme sie ein, sitze rum und beobachte Leute und Geschehen. Dafür braucht es allerdings mehr als nur ein zwei Tage – einen Luxus den wir uns nicht gönnen. Alternativ hat sich für uns der Start mit einer Stadtrundfahrt als praktisch erwiesen, da es einen guten Überblick über die „Pflichtsehenswürdigkeiten“ gibt und für mich bei der Orientierung hilft, da ich mit einer reinen Karte zwar zu einem Ziel navigieren kann, aber keinen Eindruck der Stadt und der Entfernungen bekomme. Hop-on-Hop-off bedeutet wir haben dann die Wahl was uns vom Bus aus reicht und was wir uns in Ruhe ansehen wollen. Ich bin mir sicher wir werden den letzten Touri-Geheimtipp nicht sehen und einiges voreilig verwerfen, aber das ist halt so. Solange wir einen Eindruck, ein Gefühl von der Stadt bekommen ist alles erreicht, was man in 2 Tagen erwarten kann.

Laut Werkstatt sind die Motorräder fertig und unserer Abreise am Samstag steht nichts im Wege. Rena hat sich sogar zu der Aussage verstiegen, daß sie bereit wäre eine Sehenswürdigkeit auch noch mit dem Motorrad abzuklappern – falls wir es morgen nicht mit dem Bus schaffen sollten. Mutig in einer fremden Großstadt wo ich doch das Navi habe J. Apropos Motorrad, ich will doch das Thema Kurven nicht ganz aus dem Auge verlieren, die Lombard Street ist morgen dran – zu Fuß.

Mittwoch, 5. Juni, Gualala – Sonoma Lake – Petaluma – San Francisco, 155 mls

Das Frühstück schafft mich. Ich hatte um eine Waffel gebeten und bekomme einen riesigen Teller mit einer dicken Waffel, die mit viel Sirup lecker schmeckt – die anderen Hälft ißt Basti. Das Frühstück ist lustig, findet in einer Mischung aus Büro und Frühstücksraum statt, mit mehreren anderen Biker aus Georgia und Alabama, die Geschichten erzählen und uns Tipps für den Yosemite Park geben. Überhaupt, das Surfer Inn war sehr nett, der Typ am Empfang hat geredet wie eine Maschinenpistole, sowohl abends beim Einchecken als auch morgens, da waren neben den übliche Stories aber auch ein paar gute Tipps dabei. Zum Beispiel waren wir gestern im „Bones Roadhouse“ essen – sehr lecker. Und dass sich eine Fahrt durchs Sonoma Valley, so wir es planen, durchaus lohnt. Guten Service gibt es auch – auf unseren Motorrädern liegen alte Handtücher zum Abtrocknen des Taus.

Wir fahren ein kurzes Stück den Hwy 1, überholen bald schon die Biker vom Frühstück (Basti etwas frech, aber die waren schon sehr langsam unterwegs) und dann blinkt der Mann vor mir auf einmal links. Ich kriege gerade noch die Kurve – das soll unser Weg sein? Von hier aus sieht es aus, als ob ein Schotterweg in den Wald führt. Hm.

P1000796 P1000797

Tatsächlich entpuppt sich die Straße als weiteres Vergnügen. Von jetzt auf gleich sind wir tief im Wald, der Weg erinnert an die Upper-Smith-River-Road, hat aber deutlich mehr Steigung. Wir kurven uns den Berg hoch. Oben dann auf einmal – eine Schule. Woher wohl die Kinder dazu kommen, dann bis auf die Schule selber sind nur ein, zwei Gebäude zu sehen. Direkt vor uns biegt ein Log-Truck auf unsere Straße ein. Schlechtes Timing. Es ist sehr steil, jetzt geht’s erst mal nach unten. Und der Logger ist sehr langsam. Gleich falle ich um. Aber schneller will ich eigentlich auch nicht, der Motor bremst im zweiten Gang, aber auf der Hinterradbremse stehe ich zusätzlich. 90° Steigung – mindestens. Zumindest fühlt es sich so an. Ich begreife erst nicht, dass der Logger uns vorbei läßt, Basti brüllt von hinten, ich halte die Luft an und werde schneller. Aber nicht schnell genug, der Logger holt wieder auf – bis Basti mich überholt, Gas gibt und ich mich ziehen lasse – was der kann, kann ich auch.

P1000800 P1000802

Raus aus dem Wald wird die Strasse besser, weniger Macken im Belag, weniger „Gravel“ auf der Strasse. Coole Blicke, in einem Tal hat sich ein Wolke verhangen. Will ich ein Foto machen? Ja. Kann ich mein Bike abstellen? Nein, nicht sicher. Also schieße ich ein schnelles Bild ohne Abzusteigen – keine Ahnung, ob es etwas geworden ist.

Inzwischen bin ich wieder vorne und biege spontan ab als ein Schild Sonoma Lake View Point sagt. Die View Point Schilder sind meistens super. Dieser hier auch, toller Blick auf den Stausee und die ersten Weinberge. Hinter uns eine Wolke, das Wetter aus dem wir gekommen sind.

P1000811 P1000817

Wir machen einen gedanklichen und optischen Abstecher in die Pfalz, fahren an zum Teil herrschaftlichen Weingütern vorbei und genießen das gute Wetter – nicht zu warm, nicht zu kalt. Plötzlich ist die 101 da, wir fahren Richtung Süden weiter. Freeway, eher langweilig, aber gut zum Strecke machen.

P1000825

In Petaluma gibt es Mittagessen und der TomTom sagt noch 45 min nach San Francisco. Sooo früh wollen wir dann doch noch nicht in der Stadt sein und anstatt zurück auf die 101 zu fahren, nehmen wir den Weg zurück zur Küste – und es lohnt sich. Der kleine Zubringer ist bereits toll, aber zurück auf der 1 – Der Gott der Motorradfahrer ist ein kalifornischer Straßenbauer. Und als er damit fertig war, hat er Achterbahnen gebaut. Heilige Scheiße, ich wußte gar nicht, dass man solche Kurven bauen, geschweige denn fahren kann. Die Straße schmiegt sich quasi in die Topographie der Küste und wenn da ein Stein liegt, dann macht die Straße halt einen Knick um den Stein herum.

Irgendwann hänge ich hinter einem Bus –Basti, wenn Du nochmal so überholst, übernehme ich das Umbringen, wenn der Gegenverkehr es nicht schafft!- aber auch der läßt mich bei einem Turnout vorbei. Ich bin ein großer Fan der Turnouts – dazu gehört allerdings auch, dass man eher zusammen als gegeneinander fährt.  Was in Deutschland wohl leider nicht der Fall ist.

Am Ende geht es zurück auf die 101, die hier unten schon ziemlich breit ist. Auf einmal sind es vier Spuren und es ist windig wie die Pest und das dahinten, fast unter mir sind rote Pylonen und dann sind wir über die Golden Gate gefahren und in San Francisco.  Woher kam die Brücke auf einmal? Stadtverkehr. Weniger Pickups (deutlich weniger Pickups in allen städtischen Gebieten), viel mehr Verkehr. Ich bleibe an Basti dran, ihn jetzt bloß nicht aus den Augen verlieren, er weiß wo das Motel ist, das wir in diesem Fall vorgebucht haben, einfach hinterher auch wenn hier abbiegen eigentlich nicht mehr erlaubt ist. Ich bin sehr erleichtert, als wir am Motel sind.

Aber es ist nur ein kurzer Stopp: Einchecken, Gepäck loswerden und dann fahren wir weiter – Bastis Ninja kriegt neue Füße und beide Moppeds kriegen einen Baby Check-up. Was wahrscheinlich auch ganz gut ist, denn die Ninja wirft Schrauben ab.

Als die Moppeds in der Werkstatt untergebracht sind –Trennungsschmerz, ich bin seit 14 Tagen das erste Mal weiter als 150m von der Bumble Bee entfernt- gehen wir in der Gegend noch ein bißchen spazieren, suchen uns aber bald ein Taxi und fahren zurück zum Motel um unsere nächsten Tage zu planen.

 

Basti: Ihr habt es geschafft! Alle nicht-Motorradfahrer, Ihr habt jetzt 3 Tage Pause von den ständigen Kurven-Schwärmereien. Das Nächste sind Sightseeing-Berichte und hoffentlich ein paar nette Bilder aus San Francisco. Leider sagt der Wetterbericht, daß es in den nächsten Tagen zuziehen soll – schlecht für Fotos. Das Motel ist ein Glücksgriff was die Einrichtung angeht, das geschmackvollste was ich bis jetzt gesehen habe, leider etwas laut durch die Straße. Wir sind im Marina District nicht weit von der Golden Gate, Nob Hill und die Piers leicht östlich von uns. Die Fahrt in einer fremden Stadt im aufkommenden Berufsverkehr zur Werkstatt ist etwas nervenaufreibend, zumal ich kurz vorher am Hotel festgestellt habe, dass sich eine Schraube am Bremsklotz auf der letzten Rüttelstrecke gelöst hat. Habe sie wohl beim Zusammenbau nicht fest genug angezogen. Die Werkstatt gehört einer Deutschen, die vor 20 Jahren hierhergekommen ist und heißt daher auch „Werkstatt“, mir erleichtert das die Erklärungen was ich von Ihr geprüft haben will (neben den neuen Reifen). Also ab ins Bett, damit wir morgen frisch und fit sind für die Stadt!

Dienstag, 4. Juni, Garberville – Hwy 1 – Gualala, 128 mls

Meistens machen Sebastian und ich ja so 14-Tage-Urlaube. Dann müßten wir uns jetzt zur Rückreise ins Flugzeug setzen. Es wäre auf jeden Fall ein großartiger Urlaub gewesen, mit vielen, sehr unterschiedlichen Bildern zum Erinnern. Stattdessen geht es weiter – das Leben ist gut zu uns. Danke Anna, Volker & Team und Scott, Linda A. & Team.

Die 1, der Küstenhighway, macht, wie so viele Straßen hier, glücklich. Erst einmal geht es in schmalen Kurven den Berg hinauf. Die Sonne ist bereits am Morgen knallig warm aber je höher wir kommen, desto wärmer wird es. Dann sind wir oben, versichern uns gegenseitig, wie gut und passend wir angezogen sind „Genau richtig!“ und fahren auf der anderen Seite wieder runter. In den Nebel, der zu leichtem Regen oder zumindest sehr hoher Luftfeuchtigkeit wird. Die Sonne, die eben noch gewärmt hat, ist im Dunst verschwunden. Wenn es nicht nur Wasser sondern auch Wetterscheiden gibt, dann sind wir eben über ein gefahren, auf der anderen Seite des Berges – und so hoch ist er gar nicht- herrscht ein komplett anderes Klima, deutlich kälter, leicht feucht. Wir ziehen uns die, Gott sei Dank griffigen, Skihemden an und es geht weiter durch den Wald.

Dann kommt ein kleiner Anstieg, Sebastian vor mir sieht aus als wolle er ins Nichts fahren, einfach weiter gerade aus, da macht die Straße einen Knick und da isser wieder: Der Pazifik, heute mal in bleigrau. Den Rest des Tages fahren wir an der Küste, mal so nah an der Klippe, dass zwischen mir und dem Meer nur 50m Abhang sind, mal etwas weiter entfernt durch Alleen hoher Bäume.

P1000767 P1000755

Sehr optimistisch finde ich die Schilder, die mir abwechselnd sagen, dass ich die Tsunami Hazard Zone betrete, respektive wieder verlasse. Die Schilder „You are leaving…“ sind aus meiner Sicht echt früh und deutlich niedriger als ich es erwartet hätte.  Wir reden schließlich nicht von einer Sturmflut, die mal etwas höher ist sondern von Tsunamis. Hoffen wir mal, dass die Schilder von Menschen kommen, die wissen was sie tun.

Die Küste hier sieht aus als hätte jemand wahllos mit Steinen geworfen, immer wieder liegen ein paar Felsen im Wasser, mal größer und deutlich sichtbar mal kleiner und nur durch die Brandung zu erkennen. Sehr dramatisch aber an den wirklich beeindruckenden Stellen, wenn die Straße erst gerade auf’s Meer  zu führen scheint und erst im allerletzten Moment einen Knick macht,  oder wenn eine Brücke über eine Flußmündung führt und die Mündung ist voller Steine und Seegang, also immer dann gibt es keine Chance zu halten, selbst wenn ich rechtzeitig dran denken würde (was keineswegs immer der Fall ist).

P1000769 P1000774

Ich versuche trotzdem ein paar gute Bilder zu machen, auch wenn das Licht wenig Kontrast hergibt, denn der Nachteil an so vielen so tollen Eindrücken in so kurzer Zeit ist, dass sie sich überlagern, nicht einprägen. Wo waren wir gestern nochmal? Wie hieß die tolle Straße? Welcher See war im Nebel verschwunden? Wenn ich schon jetzt darüber nachdenken muß, wie wird das erst im Winter sein, wenn ich mich mit Erinnerungen über die Motorradfreie Zeit retten muß?

P1000786

Anderes bleibt ohne Datumsstempel in Erinnerung. Die vielen Raubvögel, die hier kreisen, eigentlich sind fast immer welche da. Vorhin auf der 1, sie war gerade etwas höher, stieg ein Vogel gerade neben der Straße hoch und für einen kurzen Moment waren wir auf derselben Höhe – ich hätte fast vergessen die Kurve zu fahren. Manche sind so groß, das sind bestimmt Adler. Andere sind kleiner, aber ich habe nicht genug Ahnung um zu sagen, was es ist.

Jetzt sitze ich draußen vor mir der Pazifik, über mir ein weiterer Raubvogel und in dem Baum vor mir ein Kolibri und andere Vögel, die wie Spatzen mit roten Köpfen aussehen.  Rechts neben mir ein Schwalben(?)- Nest, vor mir schwimmen ein paar Robben oder Seelöwen durchs Wasser und über mir sind Zugvögel auf dem Weg in den Norden.  Nee, was geht es mir gut.

P1000789 P1000777

Montag, 3. Juni, Red Bluff – 36 – Avenue of the Giants – Garberville , 195 mls

Rena: Wir starten früh, sind vor 09:00 Uhr unterwegs, es ist trotzdem bereits warm; wir hoffen auf kühle 17°C an der Küste (was sich später als trügerisch herausstellt).  Von Red Bluff aus sind wir mehr oder weniger direkt auf der 36. Ein Fest auf Rädern. Es sind mindestens 4 Straßen in einer: wir starten in einer Umgebung von braunem, trockenen Gras und wenigen Bäumen. Das ganze Land schreit „Trocken. Heiß. Kein Wasser.“ Die Straße staubt und verbindet enge Kurven mit Kamelbuckeln. Kamelbuckel fahren ist wie im Comic: Die Straße geht rauf und runter und auf der Hügelkuppe sackt das Motorrad unter Dir weg weil es schwerer ist als Du und eine winzige Ewigkeit später landet dein Hintern wieder auf der Sitzbank. Halt wie im Comic, wenn die Figur über die Klippe hinausrennt aber erst fällt, wenn sie merkt, dass sie keinen Boden mehr unter den Füßen hat. Dann bist Du aber schon fast wieder im tiefsten Punkt der Senke, es geht wieder bergauf und das Ganze wiederholt sich, ab und an garniert mit ein paar Kurven. Manchmal sieht es so aus, als ob Basti, der gerade vorfährt,  ins Nichts fährt weil die Straße nicht nur absackt sondern auch wegknickt.

P1000686   P1000712

Fast hätte ich den Mann auf der Straße übersehen. Er steht auf dem Mittelstreifen, auf der Gegenfahrbahn steht ein Pferd mit Reiterin (Cowgirl) und dann steht da noch ein riesiges Viech – wir sind daran vorbei bis ich begreife, dass zwischen mir und Kuh kein Zaun ist und es nicht darum ging nicht das Pferd sondern nicht das Rind scheu zu machen. Puh.

Hinterherfahren ist heute auch schwieriger als sonst, denn Bastis Bremslicht leuchtet dauerhaft. Er hat gestern noch etwas am Bremspedal verstellt – anscheinend mehr als er wollte. Naja, ich gewöhne mich dran, mein Kurventempo bestimme ich eh selber. Aber es hilft zu wissen, ob der Vordermann bremst. So geht es eine ganze Zeit auf und ab, bis die 36 anfängt, sich in die Höhe zu schrauben. Und dann –von einem Moment auf den anderen wird es ringsherum grün. In der Senke war alles um uns herum noch braun und karstig und jetzt ist alles grün und die Kurven werden weiter, wir werden schneller, es schwingt sich wunderbar von Kurve zu Kurve. Das ist der 36 zweiter Teil. Der dritte führt über den Berg, ist eng, direkt neben der Straße geht es tief runter, es fällt mir schwer, hier entspannt zu fahren. Aber der Blick in die Landschaft –wenn ich denn mal weiter als bis zur gelben Mittellinie schaue, ist grandios. Wir „spielen“ mit einem Pickup. Er läßt uns vorbei, wir bedanken uns fahren und halten nach ein paar Meilen für einen Fotostopp. Da fährt er wieder an uns vorbei. So geht es ein paar Mal, inklusive eines Tankstopps von uns.

P1000697 P1000690 P1000706

Wir beschließen, hier zwar zu tanken aber laut TomTom gibt es im nächsten Ort auch eine Tankstelle und da vielleicht auch ein Cafe. Wie gut, dass wenigstens die Motorräder etwas zu trinken bekommen habe – der Ort, zumindest die Tankstelle kommt nicht mehr. Da sind wir dann schon im vierten Teil der 36, die Kurven haben wieder einen größeren Radius, die Landschaft wird von Bäumen (und ganz am Ende auch von den ersten Redwoods bestimmt) und es gibt mehr Seitenstraßen. Wie gesagt, ein Fest auf Rädern.

Selbst eine kleine Unterbrechung  ist -trotz schlechtem Anlass- ganz nett. Ein Feuerwehrmann bremst uns mit Handzeichen und Fackel runter. Auch am Straßenrand liegen kleine brennende Fackeln. Im Wald? Wo an fast jeder Ecke ein Schild steht, dass Dich informiert, wie groß die Waldbrandgefahr ist? Und wo an all den anderen Ecken Aufforderungen stehen, Camp fire zu löschen? Wo rechts und links die ersten großen, wunderschönen Redwoods stehen? Hm. Egal, wir werden runtergebremst bis der nächste Feuerwehrmann uns zum Anhalten bringt. Ein Auto hat sich auf die Seite gelegt, die Straße muss geräumt werden. Hinter uns ein paar weitere Motorradfahrer, der Feuerwehrmann kommt erst mit denen, dann mit Basti ins Gespräch. Woher wir kommen. Seattle. Deutschland. Ja, Deutschland – tolle Autobahnen. Stimmt und ist besser als die Assoziation „Hitler, Hitler“, die ich mal in Frankreich erlebt habe. Und dann kommt das traurige Schild, dass die 36 hier zu Ende ist.

@Randy: Thanks for this spot, the 36 is awesome!

Wir touchieren kurz die 101, bekommen in Rio Dell etwas zu essen (Frühstück? Lunch? Who cares.) und biegen dann wieder ab um neben der 101, die hier langweiliger, ausgebauter Freeway ist, über die Avenue der Giants zu fahren. Das Schild sagt „Scenic Byway“ – und es hat Recht. Die Straße schwingt locker zwischen den hohen, alten Bäumen hindurch. Dann kommt wieder eine Lichtung, auf der einen Seite Bäume, auf der anderen Seite eine helle Wiese. Der Lichtwechsel ist irre, ganz abrupt und nicht nur dunkler sondern auch rötlicher wird das Licht. Keine Ahnung, ob die Fotos das wiedergeben. Aber Redwoods zu fotografieren ist eh eine Kunst, ohne Vergleich wirken die Bäume nur halb so groß und deutlich weniger beeindruckend.

P1000748 P1000728

Wir halten. Und Basti fängt quasi vom Ausrollen an zu schrauben. Er hat irgendetwas nachgeschaut, keine Ahnung was und dabei ist ihm aufgefallen, dass er eine Schraube locker hat. Nee fehlt. Also dem Mopped, nicht ihm. Jedenfalls muss er das sofort heile machen. Quasi noch in Fahrt. Okaaay. Hier eine Schraube ab, da wieder dran, dann noch schnell am Bremslicht gewerkelt (hilft aber nicht andauernd und das alles ohne Kabelbinder. Ich sehe ihn schon zurück in Deutschland stundenlang in der Garage verschwinden. Naja, solange er sich dabei um den kompletten Fuhrpark kümmert soll’s mir Recht sein.

Hatte ich schon erwähnt, dass wir es nicht so weit an die Küste geschafft haben, dass der Seewind echte Abkühlung bringt? Zwischendurch in den Bergen war es super, hier auf dem flachen Land ist es wieder zu warm. Das Skihemd unterwegs anzuziehen war eine Fehlentscheidung, die ich beim nächsten Stopp wieder rückgängig mache. Trotzdem, wir machen am frühen Nachmittag Schluss, das erste Motel in  Garberville ist unseres, auch wenn es ein Best Western Plus ist und damit eigentlich über Budget. Das wird uns noch öfter so gehen.

Basti: Aber es gibt Wein und Käse für die Gäste – für mich ein vollständiges Abendessen :-). Zur Strecke, ich habe noch nie eine solche Vielfalt auf einer durchgehenden Straße erlebt. Leider habe ich kein Foto bei Rena in Auftrag gegeben, aber in Red Bluff am Abzweig auf die 36 steht ein Schild Kurvenreich (Der übliche geschlängelte Pfeil) und darunter „Next 148 miles“. Für Maria: Wenn Dir mal richtig Seekrank beim Fahren werden soll – dies ist Deine Strecke! Spätestens die 270° Kurven machen einen kirre weil man gefühlt den eigenen Weg kreuzen, oder gegen den Berg fahren müßte.

Sonntag, 2. Juni, Redding – Lassen Volcanic NP – Red Bluff, 153 mls

Basti: Der Wecker klingelt schon um 7:00 Uhr, aufstehen im Motel 6 – irgendwie haben wir uns auf diese Kette eingeschossen, „good value for money“. Es sind schon 25°C gegen 8 Uhr, aber wir planen den „Lassen Loop“ zu fahren und das heißt auf 2300m Höhe zu kommen, dort sollte es angenehm sein. Wir testen das erste Mal, ob unsere warmen Klamotten alle auch ins Gepäck passen, denn es sind T-Shirt und Jeans angesagt.

Raus aus Redding und ab auf den Highway 44, langsam fast unmerklich steigen wir mit jeder Meile höher. An einem Rastplatz ziehen wir eine zusätzliche Schicht unter die Jacken – und das ist gut so. Am Eingang zum Nationalpark sagen uns die Ranger, dass die Straße kurz vor dem Ende noch gesperrt ist (wg. Schnee). Später am Abend findet Rena raus, daß wir eine Woche zu früh sind. Wir fahren trotzdem rein und das ist gut so. Beeindruckende Landschaft vom Vulkanausbruch 1915 geprägt, aber aufgrund der 100 Jahre auch wieder bewachsen und oben dann endlich wieder Schnee! Glücklicherweise diesmal nur neben der Straße während uns die Sonne anlacht.

P1000654 P1000612 P1000622 P1000617 P1000628 P1000631 P1000640 P1000673

Es ist trotzdem kalt, ich schätze um die 12°C, also drehen wir am Lake Helena um und treten den Rück- bzw. Umweg an. Raus aus dem Park, zurück nach Shingletown (ca. 35°C), tanken, Kaffee, Banane am der Tanke und dann weiter zur Black Butt Road Richtung Süden zum Hwy 36.

Die Black Butt Road entpuppt sich als kleiner kurvenreicher Abstieg in die Nordausläufer der Sierra Nevada, unten angekommen erstreckt sich eine bizarre trockene Landschaft mit ein paar widerstandsfähigen Bäumen und trockenem Grasland. Bis auf ein paar Farmen (keine Ahnung wie die Kühe diese Hitze ertragen) ist hier nichts, nur eine gerade Straße. Aber wir sehen einen „echten“ Cowboy am Rande einer Farm – wie im schlechten Film.

P1000677

40°C auf dem Motorrad, wer sich das vorstellen möchte setzt einen Helm auf, lässt das Visier offen und hält einen Fön rein. Wir fahren zügig, um der Hitze zu entkommen und in Red Bluff ein verspätetes Mittagessen in einem klimatisierten Restaurant zu bekommen. Beides klappt dank „Appelbees“ und zu groß ist die Versuchung als wir gegenüber ein Motel 6 sehen. Es ist 15:00 Uhr und wir beschließen, daß wir nicht mehr die 150mls bis zur Küste fahre wollen – auch wenn es dort nur 17°C sein sollen.

Rena: Wenn Basti das große Ganze beschreibt, habe ich die Chance auf ein paar Details einzugehen. Auf das Motel 6 zum Beispiel oder überhaupt auf Motels. Alle bisherigen Motels 6 sind so ähnlich, dass ich keine Chance habe, sie zu unterscheiden. Nur das heute in Red Bluff hat nicht diese unglaublich bunte, blind machende Überdecke, dafür bin ich dankbar. Alles Motels, egal ob Kette oder nicht, sind mehr Sicht- und Wetterschutz als sonst etwas. Vom Gefühl her habe ich bereits auf dem Highway, einer Tankstelle, der I5 aber auch in irgendeinem Hinterhof geschlafen – je nachdem in welche Richtung das Zimmer rausgeht. Unterstützt wird das noch dadurch, dass man beim Öffnen der Tür direkt auf dem Parkplatz ist. Ein gewöhnungsbedürftiges Konzept, wenn Basti zum Rauchen rausgeht und ich gerade Zähne putze. Aber die Zimmer sind sauber und billig, wir müssen uns nicht überlegen welche der anderen Ketten wir ausprobieren und ich mag den Slogan „We‘ll leave the light on for you“.

Was wir mindestens genauso oft machen wie ein Zimmer nehmen, ist tanken. Das machen wir mindestens einmal, gerne auch zweimal am Tag. Und zwar immer, wenn es geht. An der Küste, auf der 101 oder auch hier an der I5 ist es kein Problem, aber dazwischen? Ich will nicht irgendwo wegen Spritmangel liegen bleiben wohl wissend, dass die nächste Tanke 60 mls oder mehr entfernt ist. Eigentlich wollten wir heute ja auch noch etwas weiter fahren, aber zwischen hier und der Küste ist – nix. Es war eine ganz oder gar nicht Entscheidung weil es weder Bett noch Sprit zwischendurch gibt. Und weil wir Urlaub haben, passt „gar nicht“ wunderbar. Was mich zu einem anderen Punkt bringt: Natürlich sind auf der 36 zwischen hier und der Küste Orte eingezeichnet. Die meisten sind dann aber nur eine Ansammlung von Häusern, die wir meistens gar nicht sehen. Die Black Butt Road fängt mit einem Schild „Rural Aera, avoid truck noise“ an, man sieht aber nichts, außer den obligatorischen Briefkästen. Entsprechend habe ich mich davon verabschiedet, in einer solchen Ortschaft etwas anderes zu erwarten als einen – im schlechtesten Fall geschlossenen – Minimarket. Aber ich war ja eigentlich noch beim Tanken. Ich bin so froh, dass Basti ein amerikanisches Konto hat. Ich habe ihm Front-up Kohle auf dieses Konto überwiesen, er zahlt jetzt alles und wir haben keine Extrakosten für Auslandsfee. Was unter anderem bedeutet, dass ich mich mit den Tanksäulen hier nicht auseinander setzen muss. Man bezahlt an der Säule, d.h. Basti zieht seine Kreditkarte durch. Dann tippt er ein paar Nummern und wählt den Sprit. Es gibt zwei Schläuche für Diesel oder Benzin und was immer man von den unterschiedlichen Sorten gewählt hat, kommt halt. Und dann haben die meisten noch einen Gummi-Schutz, den man zurückziehen muss, damit Sprit kommt. Beim Auto vereinfacht es das Tanken vermutlich, beim Mopped macht es das einfach nur anstrengend weil beide Hände fest zupacken müssen.

Basti hat den Cowboy ja schon erwähnt – ich weiß überhaupt nicht, warum er das „echt“ in Anführungszeichen gesetzt hat. Ein Mann mit Hut auf einem Pferd, der sich um Kühe kümmert – was soll das denn sonst sein, wenn nicht ein Cowboy? Wobei, dass mit den Kühen ist so ein Thema, ich gestehe, für mich sind Kühe schwarzbunt, auf jeden Fall gefleckt. Die hier haben Hörner und sind einfarbig, so dass ich sie eher als Rinder denn als Kühe bezeichnen würde. Red Bluff ist eine Rinderstadt und hat einen eigenen Round up, da wäre ich trotz Hitze stehen geblieben. Stattdessen finde ich zumindest einen Artikel über Red Rock und Lane Frost – Bulle und Rodeoreiter. 8 Sekunden oben bleiben, das sind die Dinge, die hier wichtig sind.

Vielleicht braucht man einfache Dinge, an denen man sich festhalten kann, denn die Landschaft macht einen klein. Der Lassen Volcanic NP zeigt die Gewalt der Natur aber auch deren Regeneration. Dahinter dann die weite Ebene des Sacramento Valleys, beides auf die jeweils ganz eigene Art beeindruckend. Menschen? Wozu?

Samstag, 1,Juni, Eureka – Trinity Dam – Redding, 198 mls

Hurra, meine Motorrad-Hosen gehen ganz einfach zu. Nicht, dass ich abgenommen hätte, das wäre bei dem ganzen Junk Food eher ein Wunder. Aber ich habe heute Morgen eine weitere Schicht weggelassen. Nachdem wir schon Tage ohne Regenkombi unterwegs sind, bleibt heute das Skihemd im Seesack. So leicht wie die Hose zugeht, so schwer wird es langsam mit dem Seesack. Aber noch geht es.

P1000574      P1000580

Wir fahren ins Landesinnere, verlassen ein weiteres Mal den Pazifik um uns über die 299 wieder in die Berge zu schrauben. Ich dachte ja, es wird eher kühler, je höher wir kommen. Ich hätte dem Reiseführer glauben sollen, der sagt, dass Redding einer der wärmsten Orte in US ist. Heute kommt Redding auf 100°F. Ich ziehe auch den Fleece aus, habe aber immer noch Skisocken an.  Und mir ist warm, warm und warm. Wir sehen so viele Motorräder wie noch nie, fast alles Harleys, fast alle Fahrer in T-Shirt und Braincap. Ich kann’s verstehen, auch wenn ich bisher dankbar um jede Schicht war.

P1000590   P1000592

Die 299 hat Potential, viel Abwechslung, anfangs riecht es nach Meer, später nach Kiefernwald, dann wieder nach warmem Sand. Wir machen einen Abstecher auf die 3 zum Trinity Dam.

P1000604

Die 3 lockt mit Kurven, würde uns aber weiter nach Norden führen. Mit leichtem Bedauern fahren wir zurück auf die 299. Hätten wir das doch nicht gemacht. Ein paar Meilen vor Redding ist eine riesige Baustelle, der Verkehr aus beiden Richtungen wird abwechselnd über Schotter und Kies geführt und das mindestens für eine Meile, vielleicht auch länger. Im Schritttempo geht es den Berge hinunter, langsam und vorsichtig, bloß nicht zu stark bremsen, hier bloß nicht stürzen –es würde einen Megastau produzieren. Okay, man hätte auch viele Helfer, die einen möglichst schnell aus dem Weg haben wollen. Nach der Baustelle geht es in einer riesigen Schlange weiter, denn natürlich haben sich die Autos angesammelt, es gibt keine Alternativen, also schleichen wir in maximal 45 mph weiter. Vorbei an ein paar Ruinen rechts und links am Straßenrand, hier war wohl mal eine Stadt. Angucken und 50 Autos später wieder einreihen? Nee, danke, so spannend kann es gar nicht sein.

In Redding angekommen fährt Basti zielstrebig – weiter. Okay, wir hatten uns darauf geeinigt, wieder zum Motel 6 zu fahren. Aber rechts und links ist die Stadt und ein paar Motels und Freßketten und dann wird es leerer und wir sind wieder draußen und dahinten ist die I5 und wir fahren in die falsche Richtung und hier ist einfach nichts mehr. Ich wünsche mir das erste Mal auf dieser Fahrt ein Sprechgeschirr um „Halt doch endlich an!“ zu rufen. Tue ich so auch, nutzt aber nichts. Er fährt bis zum Motel 6, gnadenlos, Tomtom-hörig. Grummel. Bleiben will ich nicht, zurückfahren auch nicht. Ich hab jetzt erst mal schlechte Laune. Und Hunger.

Wir bleiben, bestellen Sandwich und Caesars Salat ins Motel und gehen in den Pool. Also ich gehe, dem Weber ist es mit ca. 25°C Wassertemperatur zu kalt. Chicken.

Basti: Ich liebe diese Frau, auch wenn sie mich mit einer Mischung aus Vorwurf, Erschöpfung und waidwundem Reh ansieht. Essen und Aircon waren auf meiner Seite.

Überlege genau was Du Dir wünschst es könnte eintreten! Wir fahren bei ca. 15°C in Eureka los und ich habe mein Halstuch vergessen – im Stillen hoffe ich es wird bald mal wärmer.  Keine 100mls und 3 Stunden später haben wir 30°C und noch ein gutes Stück Weg vor uns.

P1000593

Ich komme heute irgendwie nicht in den Rhythmus fühle mich kaputt und die Wärme auf einmal ist auch anstrengend. Am Trinity Dam treffen wir Leute aus Redding und die sagen uns dass es dort 37°C sind. Wir sehen im Vergleich zu denen aus wie Marsmenschen in unseren Kombis, die tragen T-Shirt und Jeans oder Shorts, aber wir durcheilen ja auch diverse Klimazonen an einem Tag! Die Strecke heute war sehr schön, auch wenn Bitumen-Flicken nicht nur bei Regen sondern auch bei Hitze rutschig sind. Egal, das Motel hat Airconditioning und einen Pool – ja, ich war nur bis zu den Knien drin, aber es waren auch höchstens 21°C 🙂

Morgen sind die Lavafelder dran und danach muß ich ein Versprechen einlösen und den Hwy 36 abfahren. Randy, tomorrow is for you as this bike wouldn‘t be in the shape it is without your help and advice.

Nachtrag Rena. Der menschliche Körper ist ein Wunder: Ich habe seit über 30 Jahren Löcher in den Ohren und kaum trage ich mal eine Woche keine Ohrringe wächst das eine Loch wieder zu. Hm. Entweder ich muss mit Schmuck fahren (ziept beim Auf- und Absetzen des Helmes) oder mir in Deutschland neue Löcher stechen lassen.

Freitag, 31.May, Crescent City – 101 – Eureka, 101 mls

Ein ganz anderer Tag als gestern, geprägt von den Redwoods und Mangel an Strom. Wir verlassen Crescent City zügig Richtung Süden, halten aber immer wieder am Pazifik und später dann am Klamath Look Out an, einer Auffahrt zum Pazifik. Angeblich hat man von hier aus schon Wale gesehen – heute nicht. Meine Kamera meldet dringenden Strombedarf. Und Bastis Tomtom sagt, sobald kommt keine Tankstelle. Also drehen wir um, erst Sprit, dann Essen und Strom im Forrest Cafe tanken. Auch wenn es „Forrest Cafe“ heißt, da wo wir sitzen, hat es eine Unterwasserdekoration. Entenfüße hängen aus der Decke und eine davon taucht gerade, so dass man den Kopf sieht. An einer anderen Stelle hängen Angelhaken herunter und ein Fisch schwimmt vorbei. Nicht wirklich hübsch, aber sehr kreativ.

P1000485 P1000488

Nach wenigen Meilen biegen wir auf den Newton B. Drury Scenic Parkway ab und sind sofort mitten in den Redwoods. Ähnlich wie am Pazifik halten wir zwar nicht an jedem, aber an fast jedem Parkplatz. Meistens machen wir nur ein paar Fotos, von Bäumen, aber auch von den frechen blauen Vögeln, die fast wie Eichelhäher aussehen. Dann ist „Big Tree“ ausgeschildert und ich kann Basti davon überzeugen auch mal ein paar Schritte zu gehen. Der Big Tree ist beeindruckend, aber wie auch in den Olympic Mountains zeigt sich das nur, wenn man Menschen als Maßstab daneben stellt. Was ich allerdings viel beeindruckender als die schiere Größe finde, ist das Alter. Der Big Tree soll ungefähr 1.500 Jahre alt sein und würde damit zu den ältesten Lebewesen der Welt gehören. Und die Menschen haben nichts Besseres zu tun als ein „John was here“ in den Stamm zu ritzen. Okay, nein, das hat sich keiner getraut, aber an vielen der anderen Bäume und Baumstümpfe hat jemand herum geschnitzt. Könnt Ihr Euch für Eure völlig belanglosen Botschaften nicht an die Toilettenhäuschen halten?

P1000515 P1000529 P1000536 P1000544 P1000553

Dann sind die Redwoods zu Ende und wir wieder auf dem 101, der zum Freeway wird, so dass wir ziemlich bald in Eureka sind. Nachdem wir gestern erst gegen 20:30 Uhr im Hotel waren, finde ich es völlig okay, heute schon um 17:00 Uhr eingecheckt zu sein. Wie gesagt – ein ganz anderer Tag.

Eureka ist komisch, viel Absicht, wenig Substanz. Die 101 schneidet die Stadt in zwei Teile. Der alte liegt zwischen Meer und 101, viele alte Häuser, zum Teil sehr nett zurechtgemacht. Dazwischen ein paar Bruchbuden. Und dann ganz viele Absichtserklärungen, was man direkt am Wasser für tolle Häuser bauen wird. Die Schilder sehen aus, als ständen sie schon länger hier und die Fläche am Wasser liegt brach. Zu großer Optimismus? Wirtschaftskrise?

P1000568 P1000570

Nach einem frühen Abendessen wäscht Basti sein Motorrad. Ist ja so gar nicht mein Spiel. Deshalb starren auch alle Fahrzeuge in Deutschland vor Dreck. Das heißt, mein Auto hat Basti ja durch die Waschstraße gefahren als er das letzte Mal da war :-).

Das erste, was ich im Motelzimmer checke ist mein Tomtom. Wir haben zwei Stück mit – und beide zicken wegen Strom. Das ist das einzige, was im Moment so ein bißchen nervt. An Tagen wie heute – nur geradeaus und  die Touriziele gut ausgeschildert- ist das egal. In San Francisco möchte ich nicht nach Karte fahren müssen. Aber Basti’s Tomtom lädt auf dem Motorrad gar nicht und meiner nur manchmal. Meiner lädt auch direkt an der Steckdose nur manchmal, man merkt, dass es ein altes Schätzchen ist. Jetzt ist er wieder mal ausgegangen, hat also nicht geladen. Grummel. Aber wir lassen uns durch etwas zu wenig Strom  nicht einen schönen, faulen, entspannten Tag verderben.