Rena: Jetzt also Großstadt, San Francisco, Crazy Belle of the Bay. Wir gönnen uns am ersten Tag hier etwas, was wir bisher noch gar nicht gemacht haben: Ausschlafen. Anfangs um 8:00, ab Reedsport um 07:00 Uhr hat bisher immer der Wecker geklingelt, so dass wir zwischen 09:00 und 10:00 Uhr auf der Straße waren. Hier sind wir erst so gegen 11:00 Uhr an der Bushaltestation und es fühlt sich gut an. Urlaub, eben, inklusive Frühstück ans Bett. Zumindest für die Nichtraucher unter uns.
Dann nehmen wir einen Hop-on-Hop-off-Touri-Bus und lassen uns durch die Stadt schaukeln, Erklärungen inklusive. An der Golden Gate steigen wir aus, klar, ein Muss für San Francisco.
Wir wärmen uns in der Sonn auf, der Bus ist oben offen und ich bin selbst bei der Fahrt über die Golden Gate (sehr windig) wegen möglicher Foto oben geblieben, dann machen wir ein paar Bilder. Ein paar von der Brücke, ein paar von der Gegend aber die meisten wohl von einem der Americas Cupper, die in der Bay trainieren. Tolle Schiffe und tolles Tele.
Zurück in der Stadt steigen wir in Chinatown aus, essen ein paar Dim Sum (lecker) und kaufen Magneten. Ein paar Souvenirs brauche ich einfach und Magneten sind so schön klein und knicken nicht so leicht wie Postkarten.
Von Chinatown aus geht’s bergauf zum Coit-Tower. Und bergauf meint bergauf, manchmal gibt’s Treppen für die Fußgänger, manchmal geht es einfach nur steil nach oben. Bin ich wirklich schwindelfrei? Hier runter möchte ich nicht gehen, wenn ich ganz ehrlich zu mir selber bin, ich hätte immer das Gefühl zu fallen. Ein Schild macht darauf aufmerksam, dass man Autos 90° zur Steigung parken muß. Und ein Mopped? Mag ich gar nicht drüber nachdenken, bei 90° zur Steigung würde es mir stumpf umfallen, ich käme mit dem Fuß nicht rechtzeitig auf den Boden. Den weiteren Anstieg auf den Coit-Tower sparen wir uns, der Ausblick ist auch vom Fuß aus großartig genug. Runter gehen wir auf der anderen Seite, nur Treppen zwischen den Häusern hindurch- und was für Häuser, teilweise kann man in die Räume gucken. Ganz weit oben hat sich jemand ein Kapitän-Rundum-Blick-Arbeitszimmer eingerichtet. Ich könnte da nicht arbeiten, mein Blick würde sich immer auf dem Wasser verlieren, den Schiffen folgen …. Aber wenn man so viel Geld hat, dass man sich hier ein Haus leisten kann, dann ist das wohl kein Problem mehr.
Unten angekommen sehen wir die Piers, die für den Americas Cup aufgebaut werden. Wir schlendern am Wasser entlang bis zum Hafen, da liegt einer der alten Cupper mit denen man heutzutage mitsegeln kann. Danach kommen die Touri-Piers, da wir aber direkt am Wasser bleiben kommen wir in weiten Teilen darum herum – bis wir bei den Seelöwen sind. Knapp 50 Tiere liegen auf den alten Holzpontons und lassen sich durch die deutlich mehr Touristen als Tiere nicht stören. Wir schlendern durch die Nippes-Buden zu unserem nächsten Busstopp, der uns, mit einem kleinen Umweg über die Golden Gate und wieder zurück, nach Hause bringt.
Eigentlich wollten wir nochmal aussteigen um viktorianische Häuser zu fotografieren, aber der Bus hält nicht. So ein Mist, trotz des aufziehenden Nebels. An vielen anderen Dingen sind wir einfach nur vorbei gefahren, bei einigen wie dem Financial District, Little Italy und dem Hippie-Viertel reicht mir das. Anderes bleibt für morgen. Alcatraz wird leider nicht dazugehören, die nächste verfügbare Tour ist laut Anschlag beim Verkauf erst wieder am Sonntag. Da sind wir bereits nicht mehr hier.
Der Nebel gibt ein ganz eigenes Licht. Ich bin froh, dass wir mittags bei der Golden Gate waren, abends ist sie fast vollständig im Nebel verschwunden. Der Tourgiude erklärt, woher der Nebel kommt: Das Wasser ist hier sehr kalt, da es direkt von Alaska kommt. Es kondensiert, wenn es auf warme Luft trifft. Wieder was gelernt. An manchen Ecken kommt die Sonne noch durch, dann ist alles grau und leicht gedämpft und ein Spot ist in hellem Licht, für uns ein Segelboot (sic!) und weiter entfernt die Bay Bridge (the envious sister of the Golden Gate).
Neben toller Architektur und Straßenkunst, insbesondere kunstvoll bemalten Wänden, haben wir auch viele Homeless People gesehen. Einer, der sich am Straßenrand die Zähne putzt, andere, die in einem Hauseingang oder Park schlafen. Ein weiterer, der ein Schild „Smile“ in der Hand hält. Gestern ist im Feierabendverkehr eine Frau im Rollstuhl zwischen den Autos entlang gefahren und hat gebettelt. Uns, auf den Motorrädern hat sie keine Beachtung geschenkt, klar, dass wir nicht mal eben Bares griffig haben. Zum Greifen nah – und doch eine komplett andere Welt.
Basti: Für mich sind Städtereisen so ein Ding für sich. Am liebsten tauche ich in die Städte ein, erlaufe sie mir, atme sie ein, sitze rum und beobachte Leute und Geschehen. Dafür braucht es allerdings mehr als nur ein zwei Tage – einen Luxus den wir uns nicht gönnen. Alternativ hat sich für uns der Start mit einer Stadtrundfahrt als praktisch erwiesen, da es einen guten Überblick über die „Pflichtsehenswürdigkeiten“ gibt und für mich bei der Orientierung hilft, da ich mit einer reinen Karte zwar zu einem Ziel navigieren kann, aber keinen Eindruck der Stadt und der Entfernungen bekomme. Hop-on-Hop-off bedeutet wir haben dann die Wahl was uns vom Bus aus reicht und was wir uns in Ruhe ansehen wollen. Ich bin mir sicher wir werden den letzten Touri-Geheimtipp nicht sehen und einiges voreilig verwerfen, aber das ist halt so. Solange wir einen Eindruck, ein Gefühl von der Stadt bekommen ist alles erreicht, was man in 2 Tagen erwarten kann.
Laut Werkstatt sind die Motorräder fertig und unserer Abreise am Samstag steht nichts im Wege. Rena hat sich sogar zu der Aussage verstiegen, daß sie bereit wäre eine Sehenswürdigkeit auch noch mit dem Motorrad abzuklappern – falls wir es morgen nicht mit dem Bus schaffen sollten. Mutig in einer fremden Großstadt wo ich doch das Navi habe J. Apropos Motorrad, ich will doch das Thema Kurven nicht ganz aus dem Auge verlieren, die Lombard Street ist morgen dran – zu Fuß.
Hallo ihr 2,
was ihr in 2 Wochen erlebt habt, habe ich mir jetzt gerade mal in einem Stück reingezogen 🙂
Die Küstenroute zwischen Seattle und San Francisco ist wirklich der Traum, ich habe das auch noch in guter Erinnerung. Wir waren ja dort auch schon mit vier Rädern unterwegs, allerdings waren die alle an einem Fahrzeug befestigt 😉
Die Avenue of the Giants fand ich damals auch ganz besonders beeindruckend.
Bodega Bay nördlich von SF habt ihr euch vermutlich wegen der Vögel erspart ;-))
Naja, und was soll ich zu San Francisco sagen. Meine persönliche Traumstadt in den USA, schon allein der Lage wegen.
Für euch ist das alles ja auch „nur“ der Anfang der Reise – wirklich eine beneidenswerte Traumtour!
Wir werden bis kommenden Mittwoch eure Abenteuer noch „live“ mitverfolgen, dann gehts erstmal aufs Schiff und ab 23. Juni schauen wir wieder nach, wie es euch in der Zwischenzeit ergangen ist.
Viel Spaß weiterhin auf eurer Tour, bleibt gesund und hoffentlich halten die Moppeds gut durch.
Viele Grüße und bis bald,
Jürgen