Archiv für den Monat: Mai 2013

Donnerstag, 30.Mai, Yreka – Oregon Caves – Crescent City, 212 mls

Holla die Waldfee. Oder wie Sebastian sagt (und dann lange erst mal gar nichts: Holy Shit.  Aus diesem Tag könnte man drei, fast vier machen und es wären immer noch genug Highlights dabei.

Zuerst einmal gibt es 110 mls Motorradfahrer-Himmel über die 263 und dann die 96 durch den Klamath National Forrest. Wie beschreibt man ein Motorradfahrer-Paradies allen Nicht-Fahrern? Unzählige Kurven, gleichmäßiger Radius, griffiger Asphalt, kaum Ortsdurchfahrten, kein Verkehr , phänomenale Landschaft drum herum,  das Ganze auf 110 mls – alles richtig, aber es fehlt was. Die Freude, wenn eine Kurve perfekt gelingt. Das Verwischen des Zeitgefühls weil alles fließt und jeder Schwung fein in den nächsten übergeht. Die pure Euphorie wenn nach der nächsten und der nächsten und der nächsten Kurve immer noch nicht Schluss ist. In Happy Camp –schöner Name, oder?- machen wir Pause und verlassen die 96 auf eine National Forrest Route Richtung Norden. Es wird schmaler, langsamer, aber nicht weniger schön. Und ich schwöre, als wir die Grenze nach Oregon überfahren wird es schlagartig ein paar Grad kälter, trotz der Sonne.  Teil eins der Highlights.

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Teil zwei der Highlights hat auch etwas mit Kurven zu tun. Bisher dachte ich, dass der Begriff „sich schwindlig fahren“ bildhaft gemeint ist – die Straße zu den Orgeon Caves beweist, dass es wirklich geht. Die 46 fängt ganz harmlos in Cave Junction an. Das Städtchen heißt wirklich so (Durch Hamburg sind wir heute auch gefahren). Irgendwann kommt ein Schild, dass ab hier Anhänger nicht mehr empfohlen sind. Und dann fahren wir uns im wahrsten Sinne des Wortes schwindelig. Eine Kurve reiht sich an die andere, links geht eine Wand steil nach oben, rechts geht es genauso steil nach unten. Fast jede Rechtskurve hat auch eine Senke. Wer immer Achterbahnen erfunden hat, war vorher hier. Oben angekommen fehlen uns beiden die Worten, außer, wie gesagt „Holy Shit“, was es mit deutlicher Bewunderung in der Stimme für den Straßenbauer vermutlich auch am allerbesten beschreibt.

Teil drei der Highlights: Erstens können sich Höhlen nicht im Nebel verstecken und zweitens scheint heute sowieso die Sonne (Ja!!!!). Wir gucken uns die Oregon Caves National Monument an. Die 15:00 Uhr Führung haben wir knapp verpaßt, was uns die Chance gibt, bis zum 16:00 Start etwas zu essen.  Es gibt – passenderweise – einen Milchshake und ein BLT. Passend weil das Cafe original aus den 30er Jahre ist. Wie übrigens alles hier noch Original aus der Zeit ist. Sieht super aus, schmeckt lecker und vertreibt die Stunde Wartezeit. Die sich auf jeden Fall lohnt. Die Höhlen sind gigantisch. Riesig groß, voller unterschiedlicher Tropfsteingebilden, Granit, Marmor, Höhlen, Tunneln, Löchern. Wir haben eine sehr nette Führerin, die sich gut in der Erdgeschichte aber auch in den hiesigen Geschichtchen auskennt. Die 90 min vergehen wie im Flug. Ich bin sehr stolz auf meine Kamera, denn die Bilder ohne Blitz sind beeindruckend gut.

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Gegen 18:15 Uhr sind wir wieder auf der Straße, wieder die 46 runter, wieder nach Cave Junction. Und dann geht es auf der 199 zurück zum Pazifik. Wir sind beide müde, es macht aber immer noch Spaß. Aber gerade als der Tag fast zu Ende ist, als Crescent City nur noch wenige Meilen entfernt ist, da lauert hinter einer Kurve das nächste und dann tatsächlich letzte Highlight des Tages: Redwoods. Auf einmal führt die Straße durch große, hohe, riesige Bäume hindurch. Es ist schlagartig noch dunkler als an den Stellen, wo es die Sonne nicht mehr über den Berg schafft. Beeindruckend.

Was für ein phänomenaler, großartiger, anstrengender Tag.

Schon so viel geschrieben und immer noch nicht den Satz losgeworden, mit dem Basti den Tag quasi gestartet hat: „Ich habe Kaltmetall dabei.“ Mein Mann, mein geliebter, reinlicher, das Mopped zur Inspektion bringender Basti hat nicht nur Kabelbinder, Imbusschlüssel (eng: Alans), Multitool und Bordwerkzeug dabei sondern eben auch Kaltmetall. Ich bin total beeindruckt (ironiefrei!) und freue mich, dass ich mir keine Gedanken machen muss. Auch für seinen Ölverlust scheint er eine Lösung zu haben – aber das soll er selber erzählen.

Basti: Diese Überleitung zwingt mich ja geradezu dazu auch wieder was zu schreiben.

Ja, ich habe am Morgen in der Sonne unterm Motorrad gelegen um die Quelle des Ölverlusts zu lokalisieren – ich, der wie gesagt sonst immer den Schlüssel seiner Fahrzeuge an die Fachwerkstatt des Vertrauens übergibt und sagt „macht heil“. Ursprung sind nicht die Kratzer am Gehäusedeckel wie ich befürchtet habe sondern ein kleiner Kreis am oberen Ende des Gehäusedeckels. Glücklicherweise gibt es einen Motorradhändler in Yreka (sprich: Wy-reka) und der behauptet es ist ein Blindstopfen den wir vorsichtig mit Hammer und Körner weiter reindrücken. Es schwitzt immer noch etwas Öl aus, aber in einer Menge die „beobachten“ als weitere Vorgehensweise rechtfertigt. Und im Zweifel schmiere ich etwas Kaltmetall (2-Komponenten Knetmasse) drüber und es ist dicht.

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Zu Renas Wegbeschreibung fallen mir nur folgende Bilder ein:

Hinter Yreka die 96 ist wie das Lahntal lang fahren nur halt über 100Km und die Landschaft fängt eher karstig (erinnert an Grand Canaria) an und wird zunehmend grüner – nur direkt im Flußtal ist es grün und üppig.

Ab Happy Camp wird die Strecke enger, eher wie gute Eifelstraßen, aber immer noch mit Mittelstreifen und super Belag. Das Beste ist allerdings, daß uns auf der gesamten Strecke von ca. 180Km zwei Hände voll Autos entgegenkommen und wir nur eins oder zwei überholen müssen – und die machen in der Regel auch noch von selbst Platz!!!

Ich bin schon lange nicht mehr so viele Kurven an einem Tag gefahren und war Renas Gesichtsausdruck nach den langen Geraden gestern eher angespannt bis genervt nimmt sie heute in den Pausen den Helm ab und….. kennt Ihr das Bild?: Ihre Augen leuchten und die Mundwinkel berühren fast die Ohren.

Mittwoch, 29.Mai, Chemult – Yreka. 252 mls

Es schneit. Muss ich mehr über den Tag sagen?

Okay, wir hätten es wissen können, denn eigentlich wollten wir über die Nordzufahrt zum Crater Lake. Die war aber gesperrt. Niemand hat uns gezwungen stattdessen langweilige 40 mls gerade aus zu fahren um dann über die Südeinfahrt zum Crater Lake zu kommen. Nur ist der See gar nicht da, der hat Urlaub, stattdessen gibt es dichten Nebel und kurz bevor wir oben sind, fängt es auch noch an zu schneien.  Vielen Dank auch. Wie gut, dass sich die Auffahrt gelohnt hat.- Rechts neben der Straße ist ein phänomenaler Graben, tief, schmal, bewachsen, hohe Granitkanten, vermutlich ist da mal Lava durchgeflossen.  Wir gehen vom Parkplatz direkt in den Andenkenladen mit Cafe und fahren nachdem wir uns bei einem Tee aufgewärmt haben wieder runter. Sightseeing ist anders. Oder zumindest anders herum – ich bin noch nie so oft angesprochen worden, ob wir wirklich mit den Motorrädern hier hochgefahren sind. Nein, ich habe den Helm nur zur Zierde mit. Aber das ist nicht fair, die Fragen sind nett gemeint, fast alle enden mit einem „Take care“ oder „Drive safely“.

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Unten ist es sonnig – wir sind tatsächlich freiwillig in das Mistwetter gefahren. Ein Foto vom Berg mit dem Kopf in den Wolken kriege ich leider nicht hin, das muß auf meine Liste der nichtgemachten Fotos. Die Liste ist jetzt schon lang. Unten ist auf eine ganz eigene Art auch beeindruckend: Eine riesige Ebene umringt von hohen, teilweise schneebedeckten Bergen. Ich probiere es, aber das fängt keine Kamera.

Unsere Streckenführung danach ist leider suboptimal. Was auf zwei Karten wie eine Straße aussah entpuppt sich im wahren Leben als ein Schotterweg. Wollen wir 10 mls Schotter fahren nachdem wir bereits 150 mls hinter uns haben? Eher nicht. Schade, schade, schade, wir fahren zurück auf die 97 und lassen uns nach California bringen. Ups, Oregon ist schon zu Ende? Das ging aber schnell. Okay, könnte natürlich auch daran liegen, dass wir unseren geschätzten Schnitt von 100 mls/Tag nicht hinbekommen – im Moment sind wir eher bei 160 mls/Tag.

Fahrerisch ist die Strecke eher langweilig, nur der Blick entschädigt für vieles. Erst fahren wir fast direkt auf Mt. Hebron zu, dann auf Mt. Shasta, beide eher unerwartet in der Landschaft, beide schneebedeckt, beide sehr beeindruckend. Was sicherlich auch daher kommt, das die Gegend drum herum eher flach ist. Was ich allerdings total unfair finde, und das ändert sich hoffentlich noch: Entweder gibt es Kurven – dann ist es kalt. Oder es ist warm, aber dann ist die Strecke langweilig. Kann ich bitte mal warm und Kurven haben? Immerhin beenden wir den Tag ohne die Regenkombis anzuhaben.

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Ich gewöhne mich immer mehr an den Smalltalk hier – egal wo wir stehen, irgendeiner kommt immer, fragt woher wir kommen, wohin wir wollen oder nach Bastis Mopped. Nett, offen, belanglos. Ich gewöhne mich dran und es übt ungemein im Herumfloskeln.

Was gibt es sonst noch zu erzählen? Dass wir fast 1h beim Starbucks herumgehangen haben weil Bastis Tomtom auf dem Motorrad nicht lädt? Oder dass Bastis Mopped nach dem Umfaller Öl verliert? Wir werden es irgendwie richten müssen.

Basti:Für mich hat der Tag mit Sonnenschein und einem starken Kaffee begonnen, falls Ihr euch an das Bild von gestern erinnert, so stehe ich mit dem Kaffee auf der Veranda bei den Pferden J

Vor unserem Motel steht ein Truck in der Sonne und 3 Spatzen kämpfen um den Spitzenplatz an seinem Chrom-Kühlergrill. Ich brauche einen Moment um zu kapieren, daß die sich um den Spitzenplatz am Frühstücksbuffet streiten, denn die frisch erlegten Fliegen und Mücken  am Kühlergrill müssen nichtmehr gejagt werden sie sind frisch erlegt.

Glücklicherweise erfahren wir von der Rezeption, dass der Nordzugang zum Crater Lake gesperrt ist, sonst hätten wir 30mls vergebens gemacht. Der Umweg zum Südzugang ist zwar deutlich länger, aber Crater Lake muß einfach sein. Bis zum Eingang zum Nationalpark (hier kassieren die Ranger) ist uns die Sonne treu – auf den Hinweis der Ranger, daß es oben neblig ist gebe ich nichts, denn ich bin ja ein Glückskind und es wird schon aufreißen bis wir da sind. Renas Beschreibung lässt erahnen welch eine maßlose Selbstüberschätzung das ist.

Meine Motorradstiefel sind nicht wasserdicht und an der Stelle wo ich ständig den Schalthebel bediene kommt zuerst das Wasser durch, nur heute nicht. Der Grund ist leider keine Selbstheilung des Stiefels, sondern ein leichter Ölnebel der sich darüber gelegt hat. Anscheinend verliert der Motor seit dem Umfaller ein wenig Öl – muß noch rausfinden wo genau und wie viel, aber weniger als einen halben Liter auf 500mls sind es auf jeden Fall.

Dienstag, 28.Mai Reedsport – Chemult, 231mls

Wir starten – wie unerwartet – im Regen. Aber es ist deutlich weniger als gestern, alles gut. Unser erster Weg führt uns auf die Lower Smith River Road. Anfangs eine normale Strasse wird es bald zu einem, naja, Weg. Also ein meistens geteerter Weg, breit genug für 2 Autos, nur ein paar Stellen sind zwischendurch Schotter und andere Schlamm und die Schlaglöcher, dass über die Brücken immer nur einer paßt, wird per Schild angekündigt.  Nachdem wir mit  normalen 30 mph angefangen haben sind wir bald runter auf 15 mph, werden aber belohnt durch eine einsame Waldgegend. Als wir halten ist nur noch lautes, vielfältiges Vogelgezwitscher zu hören.  Der Smith River ist immer neben uns, meistens rechts, manchmal auch links. Meistens fast auf selber Höhe, nur ein paar Meter unter uns, dann wieder kommt Straße, dann lange nichts und dann der Fluss. Leitplanken?  Hier nicht. Schön ist es, einsam, klein, auf den ersten 40 mls kommt uns ab und an ein Truck entgegen, ansonsten könnten wir auch alleine auf der Welt sein.

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Schade nur, dass Basti sein Mopped auf die Seite legt. An einer der wenigen Gabelungen, die es gibt, will er anhalten, daß heißt er steht schon, aber das Motorrad noch nicht, das Vorderrad rutscht im Schlamm weg.  Wie gut, dass es inzwischen aufgehört hat zu regnen. Wir richten die Ninja wieder auf, Basti macht heile (das kann er selber besser erzählen)  und wir entscheiden uns für den kürzeren Weg zurück in die Zivilisation.

Wie immer auch der längere Weg gewesen wäre, der kürzere führt über einen Berg und bietet einen faszinierenden Ausblick (jedenfalls in den Momenten, wo ich den Blick von der Straße nehme) und erklärt auch, warum es diese Weg überhaupt gibt: Hier wird Holz gemacht und zwar nicht zu knapp. Auch hier verzichtet man aus gutem Grund auf Leitplanken oder ähnliches, vermutlich kämen die Schwertransporter sonst nicht um die engen Kurven, daher geht es  direkt neben der Straße steil runter. Ich sehe abgeholzte und wieder aufgeforstete Berge und kann ganz weit gucken – bis wir wieder auf dem Weg nach unten sind und die jungen Bäume bereits zu hoch um weiter als bis zu ihnen zu sehen. Im Himmel kreisen ein paar Adler. So fühlt sich Weite an.

In Elkton biegen wir auf die 138 ab und wenn das anfangs eine ganz normal, breite Straße ist, später hinter Roseburg sogar zweispurig und sehr langweilig, entwickelt sie sich zu einem Fest.  Sie schlängelt sich den Umqaph River entlang, ist aber im Gegensatz zum Smith River Road durchgängig sehr gut geteert. Wir fliegen  um die Kurven – möglicherweise etwas schneller als legal. Gott sei Dank warnt uns ein entgegenkommender Motorradfahrer vor dem Sheriff am Straßenrand.  Die 70 mls zwischen Roseburg und dem Diamond Lake vergehen im wahrsten Sinne wie im Flug. Es ist eine Strecke der ungemachten Fotos.  Der Fluss schimmert manchmal türkisfarben zwischen den Bäumen hindurch, manchmal fahren wir direkt auf ihn zu. Er hat Stromschnellen, fließt schnell, alles sehr schön, durchaus beeindruckend. Aber dafür anhalten – no way.

Die  Regenkombis hatten wir bereits in Elkton ausgezogen – so  also sieht Oregon im Sonnenschein aus. Deutlich besser als gestern.  Jetzt rächt sich das, denn die Kombis halten nicht nur den Regen ab sondern auch den Wind.  Wir schrauben uns auf 5.900 ft hoch (knappe 2.000m) und entdecken neue Schilder: Warnung vor kreuzenden Snowmobilen und: „Don’t pass the snow plough on the right side“. Okay, machen wir nicht. Kalt ist es auch ohne Schnee.  Und ab der Hochebene geht es schnurgerade aus. Zwar nicht schön zu fahren aber erst einmal ein völlig unerwarteter Blick.

Wir halten an einer -ich weiß nicht- Bude an der Mündung der 138 auf die 97. Es gibt Kaffee, Cola, Alkohol, Naschzeug, Mehl, Haferflocken, Andenken und was weiß ich noch. In der einen Ecke zieht die Besitzerin (im Raum!) Tomaten, in einer anderen steht ein alter Holzofen und bollert vor sich hin. Es ist kruschig, aber nicht vollgestellt. Ihr Geld verdient sie vermutlich mit den Truckern und dem Alkohol. Schräg, aber sehr nett. Weitere 10mls später sind wir in Chemult – wer immer das Kaff, bestehend aus 3 Motels, zwei Tankstellen, einem Restaurant und einem Supermarkt, auf der Landkarte finden mag – und finden ein Bett, die Pferde davor angebunden.

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Basti: Also……

Seit wir in Newport eine Karte von Oregon gekauft haben, die ausreichend fein im Maßstab ist, ist Rena in ihrem Element. Alle Strassen die eine Farbe haben, sind eigentlich zu groß – so sind wir an die Smith River Road gekommen. Ich hatte Schwierigkeiten im TomTom weit genug „rein-zu-zoomen“ um die Straße überhaupt zu finden, aber es hat sich gelohnt. Ist wie kleinste Eifel- oder Schwarzwaldsträßchen, nur eben 40mls lang und wie erwähnt kein Verkehr.

Mein Ausrutscher/Umfaller ist primär ärgerlich – weil dumm – und das zusätzliche Gewicht vom Gepäck war sicher auch nicht hilfreich. Die Bilanz: ein paar neue Kratzer am Motorgehäusedeckel, ein Lenkerspiegel aus der Halterung gesprungen (nicht kaputt und vor Ort wieder eingebaut) und ein verzogener vorderer Kotflügel. Da der Kotflügel aus Karbon ist, wird wohl eine der Halterungen leicht verzogen sein. Da er schleift, hilft nur eins, eine Halterungsschraube raus zur Entlastung und mit Kabelbinder ordentlich fixiert (Danke Alexander!!!). Jetzt muß ich nur noch die Lenkstange wieder in den gleichen Winkel bekommen damit ich nicht schief auf dem Moped sitze – was ein cm so alles ausmachen kann!

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Kaum sind wir auf dem Highway 138 (entspricht einer deutschen Bundesstraße) erklärt sich Rena bereit vorzufahren. Find ich gut, denn vorfahren ist anstrengend. Vielleicht bin ich Ihr aber auch zu langsam, denn nachdem wir am Sheriff vorbei sind pendelt sie sich schnell um die 80mph ein.

Auf dem letzten Stück nach der Passhöhe ein Aha-Erlebnis für mich und eine Vorbereitung auf die Strecken bei Las Vegas. Ich fahre das erste Mal bewußt eine schurgerade Straße für über 20mls – und Rena zieht das Tempo an. Ich beschwere mich nicht denn auf 2000m ist es sau kalt und ich will es schnell hinter mir haben. Der Kaffee an der Kreuzung zur 97 ist himmlisch (heiß und stark).

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Montag, 27.Mai Florence – Reedsport, 24 mls.

Memorial Day zur Erinnerung an die gefallenen Soldaten. Und der Himmel weint dazu. Dauerregen. Bisher hatten wir immerhin so viel Glück, dass wir trocken starten konnten. Heute nicht einmal das. Von den Böen will ich gar nicht reden, aber es ist nicht angenehm, wenn das Moped in einer Kurve durch den Wind versetzt wird. Die Oregon Dunes verpassen wir. Manchmal guckt ein Sandhügel zwischen den Bäumen hindurch. Aber der Himmel ist bleigrau und ein bißchen Sand kann uns nicht zum Anhalten bewegen. Keine Düne der Welt kann so beeindruckend wie die Wüste in Abu Dhabi sein, warum also naß werden. Wir suchen uns ein Motel in Reedsport, in dem man auch waschen kann und hoffen auf morgen.  Denn morgen wollen wir uns –vollgetankt und ausgeschlafen- in die Büsche schlagen, runter von den großen, rauf auf die kleinen Straßen. Ich liebe meine Oregon-Karte, sie verspricht Kurven.

Vom trockenen Fenster aus beobachten wir die Rückreise der großen Jungs mit ihren noch größeren Spielzeugen. Ich drehe mich immer noch um, wenn es hinter mir tief und sonor blubbert. Meistens um dann fast auf Augenhöhe mit einer Motorhaube zu sein. Ja, ich gebe zu, hier würde ich auch einen höhergelegten 8-Zylinder-Pickup fahren. Ich bräuchte zwar eine Leiter zum Einsteigen und einen Kran zum Beladen aber hier kann man die Autos bewegen. In Deutschland käme man um keine Kurve, geschweige denn in einen Parkplatz. Die großen Jungs haben auf ihren großen Spielzeugen die kleinen geladen: Eine Art Jetski um durch den Sand zu heizen. Um das Paket komplett zu machen, hängt hinten dran ein riesiger Trailer. Wie gesagt, hier ist alles etwas größer. Noch kostet die Gallone keine $5. Umweltschutz –was ist das? Dreck sammeln vielleicht, Müll trennen ja, Energie sparen – kein amerikanisches Konzept. Weder beim Heizen noch beim Fahren.

Trotz der kurzen Strecke kommen wir wieder an ein paar lustigen Schildern vorbei.  Ich mag die gelben Quadrate, die hochkant stehen. Manche sind klar, wie „Slow“. Über andere wie „Congestion“  muss ich nachdenken. Ich kenne das Wort nur in Bezug auf Verdauung, auf die genaue Übersetzung komme ich nicht. Beschäftigt mich ein paar Meilen bis ich auf Verstopfung komme. „Dip“ mag ich auch und auch die feine Unterscheidung zwischen „Rocks“ und „Slides“ aber am allerliebsten sind mir die Schilder, bei denen ein Maler kunstvolle Kurven gemalt hat. Ich schwöre, jedes Kurvenwarnschild hat andere Radien. Sehr hübsch und meistens vielversprechend. Im Gegensatz dazu meint „Speed Zone ahead“ leider nicht, dass man da Gas geben darf, sondern das Gegenteil.

Sonntag, 26.Mai, Pacific City – Newport – Florence, 115 mls

Bevor wir starten bringen wir meinen TomTom wieder an – mit Klebeband. Ach, hatte ich gar nicht erzählt. Wir haben ja an beiden Motorrädern Strom und Halterung für einen TomTom (Navi). Eigentlich. Bei meinem ist direkt am ersten Tag die Halterung abgebrochen. Jetzt haben wir sie mit Duct Tape wieder zusammengeklebt und meistens lädt er auch. Nicht immer, aber man kann nicht alles haben. Ich bin ein Fan von Duct Tape (aka Duck Tape), die Seitentasche meines Tankrucksack hält es auch zusammen.  Wahrscheinlich kann man auch Autos damit reparieren und die amerikanischen Häuser, die ja eh aus Spanplatten bestehen. Deshalb sind die Motels auch nur ein Sicht- und Wetterschutz, man hört alles und Isolierung gibt es auch nicht. Heizung an = warm, Heizung aus = kalt.

Nachdem wir die ersten Meilen ohne Regenkombi gefahren sind, fängt es –natürlich- an zu nieseln. Ich wußte gar nicht, wie viele unterschiedliche Sorten von Regen es geben kann. Wir bekommen alle ab.

In Newport gibt es angeblich Seelöwen, aber wir finden sie nicht. Stattdessen gibt es dort Frühstück und eine Karte von Oregon auf der auch die kleinen, netten „weißen“ Straßen zu finden sind.  Die kurvigen, bei denen man sich nicht sicher sein kann, dass sie irgendwo ankommen und bei denen man vorher tanken sollte. Newport ist eine witzige Mischung aus Fischfabrik und Tourismus, Nippes neben frischen Fisch. Gleich neben der Historic Bayfront ist ein alter Leuchtturm. Während Basti an seinem Headset vom TomTom fummelt und ich ein paar Pazifik-Bilder mache, zieht Wetter auf. So schnell hatte ich die Regenkombi,  die wir für den Spaziergang in Newport ausgezogen hatten, noch nie an. Das ist nämlich gar nicht so einfach, den Vollkörpergummianzug über die Motorradkombi zu bekommen, Irgendwo hängt es immer, an der Schulter, am Schuh…

Der 101 (ausgesprochen One Oh One) ist prima zu fahren, nur etwas voll. Da am Montag Memorial Day ist, sind alle Amerikaner zum Campen unterwegs. Und Campingplätze gibt es hier viele. Fast so viele wie Trailheads, Anfänge oder Einstiege von Wanderwegen. Urlaubsgegend, halt. So sieht es auch aus, immer wieder kann man zwischen Straße und Meer Häuser erkennen.

Unser einziger Abstecher heute führt uns zum Cape Perpetua. Grandioser Ausblick auf ca. 240 m Höhe. Ein Adler schwebt vor uns langsam über die Bucht weiter ins Landesinnere. Toll.

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In Florence halten wir, suchen uns ein Motel an der 101 und fahren dann ohne Gepäck in die Innenstadt. Niedlich. Wie essen Chowder und Krabben. Chowder ist Muschel-Speck-Kartoffel-Eintopf mit ganz viel Stärke. Klingt nicht lecker – ist es aber, jedenfalls wenn er gut gemacht ist.

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Der Rest des Abends ist mit Computer-Ärger ausgefüllt. Der Blog ist weg und es kostet uns beide Nerven während Basti das Ding neu aufsetzt. Ihm beim Machen, mir beim Zusehen. Irgendwann gehe ich lesen, das ist besser für den Weltfrieden.

Samstag, 25.Mai Stevenson – Portland – Pacific City, 153 mls

Frühstücken  – Packen – Losfahren. Keine Hickups, nichts, was uns aufhält und trocken ist es auch. Okay, so darf es bleiben. Nach keiner Meile biegen wir links auf eine Brücke ab, die nur deshalb erwähnenswert ist, weil sie keinen Belag hat sondern aus Eisengittern besteht. Ich kenne das nur von Treppen. Bremsen oder Kurvenfahren will ich hier nicht, brauche ich auch nicht, ist auf 15 mph beschränkt. Auf der andern Seite des Columbos haben wir Washington State verlassen und sind in Oregon. Basti zahlt souverän die Maut von 1$, er hat tatsächlich daran gedacht, Geld außen dabei zu haben, nicht unter der Regenpelle irgendwo tief vergraben. Denn der Himmel ist immer noch grau in grau und wir fahren wie gestern im Zwiebel-Look. Ich habe an: Zwei Paar Strümpfe (eines davon Skisocken), lange Unterhose, T-Shirt, Fleece, Skihemd, darüber die Motorradkombi und darüber die Regenpelle. Da ist es schon schlau daran zu denken, das Geld griffig zu haben.

Jetzt also Oregon.

Nach einem winzigen Stück über die den Highway landen wir auf der Historic Orgeon Route 30. Ein Schild warnt uns: „Narrow and windig road“ – ja bitte. Die Strasse schlängelt sich zwischen dem Columbo und dem neuen Highway auf der einen und relativ steilen Bergen auf der anderen Seite entlang. Hinter jeder zweiten Kurve ist ein grandioser Wasserfall zu bewundern, wir halten aber nur an einem, den Multnomah Falls, einem zweistufigen Wasserfall über ca. 190 m. Sagt der Reiseführer. Vor Ort ist alles in Fuß angegeben und wenn ich damit noch einigermaßen klarkomme, weil ich es vom Segeln her kenne, bringen mich die Meilen regelmäßig durcheinander.  Die Reichweite meines Motorrads? Keine Ahnung, zudem die Jungs hier auch noch anders rechnen. Wir rechnen wie viel  Liter ein Fahrzeug auf 100km braucht. Die Amis rechnen, wie viel Meilen ein Fahrzeug mit einer Gallone schafft. Wer kann das vergleichen?

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Aber was kümmern mich die Meilen oder auch die Reichweite, solange die Reichweite der Ninja kleiner ist als die der Bumble Bee. Basti wird schon halten, wenn er Sprit braucht und dann habe ich immer noch ca. 50 mlx Reserve.

Der wunderschönen, geschlängelten Historic Route 30 folgen wir weiter. Sie schraubt sich langsam in die Höhe und ab und an blitzt der Columbo auf. Davon ein Foto wäre toll,  aber es gibt nur Haltemöglichkeiten an den Wasserfällen und da ist die Sicht zum Columbo meistens beschränkt. Bis wir oben sind und bevor es wieder runter, bzw. weiter vom Fluß weg geht, kommt ein Parkplatz. Mit einer phantastischen Aussicht, ein bißchen wie der Rhein auf Steroide: Alles ein etwas größer, breiter, kräftiger als nötig. Sehr beeindruckend.

Nach ein paar weiteren kurvigen Meilen, einer langweilen Ortseinfallstrasse und einem quirligen Studentenviertel mit vielen kleinen Cafes sind wir in Portland und parken fast direkt am Pioneer Courthouse Square, dem Mittelpunkt der Stadt. Der Platz ist belebt, vereint alte und neue Architektur, es gibt viele Radfahrer hier. Nett. Nach einem gesunden Mittagessen (Wrap und Salat) fahren wir weiter zum „Rose Test Garden“. Kein Wunder, dass Portland auch die Rosenstadt genannt ist, der Rosengarten ist riesig. Sehr schön, aber auch kein Grund lange zu bleiben.

Wir verlassen Portland und nähern uns über die Route 6 dem Pazifik. Ein Fest! Langgezogene Kurven, die man gleichmäßig schwingen kann, immer noch mehr. Das macht einen Heidenspaß und hat erst ein Ende als vor uns eine Schlange von Autos sich brav an das Speed Limit hält. 55mph sind erlaubt – wir waren meistens etwas schneller unterwegs, so um die 70 mph vielleicht. Also manchmal. In Ausnahmesituationen. Natürlich sind wir ansonsten absolut gesetzestreu. Wie in Deutschland eben auch. Hüstel.

Die Bumble Bee macht schaltfaul. In vielen Bereichen fährt sie ähnlich wie mein Fazer in Deutschland. Während die aber unter 5.000 Umdrehungen unwillig auf der Kette hackt, geht die Bumble Bee ab 2.000 Touren mit. Die reine Fahrfreude. Landschaft rechts und links? Ja, bestimmt vorhanden.

Ab Tillamouk biegen wir auf den Three Capes Scenic Loop ab. Von der Straße entspricht das ungefähr einer kleinen Landstraße in der Eifel, aber der Belag ist besser.  Tja und dann sind wir auf einmal am Pazifik. Ich war noch nie vorher mit dem Motorrad am Meer – wozu auch.  In Deutschland ist das plattes Land, schön und windig aber langweilig zum Fahren. Hier ist es atemberaubend. Die Straße schlängelt sich einen Berg hoch, von oben hat man einen kurzen aber tollen Blick auf’s Meer (keine Chance zum Anhalten), dann geht es wieder runter und es muss das Wissen reichen, dass der Pazifik zum Greifen nah ist, gleich hinter dem nächsten Hügel. Und dann ist man oben und sieht – Sand.  Eines der lustigen gelben Schilder (von denen ich maximal die Hälfte richtig deuten kann) warnt vor Sandverwehungen und bevor man sich wundern kann, fährt man durch eine Dünenlandschaft. Nur der Pazifik ist nicht zu sehen und dann sind da wieder Bäume rechts und links. Aber das Meer ist da, ich weiß es genau.

Am Ende halten wir in Pacific City und bekommen gerade noch das letzte Zimmer. In US ist langes Wochenende, am Montag ist Memorial Day, und jeder ist unterwegs, die Campingplätze sind ausgebucht.

Wir haben ein Bett, pröteln noch ein wenig an den Motorrädern und gehen dann hier im Inn essen – überraschend lecker. Ein Burger wird zur Delikatesse, wenn man statt Mayo Aioli nimmt. Yummi.

Freitag, 24.Mai. Centralia – Mt. St Helens – Stevenson, 252 mls

Einen einfachen Start haben wir wieder nicht – ich finde meinen Motorradschlüssel nicht.  Nach mehr als 30 min suchen und fluchen können wir endlich los. Und ich werde mir von heute an hoffentlich merken, in welche Hosentasche ich den Schlüssel tue, so dass ich ihn rausnehmen kann bevor ich die Jeans ganz nach unten in den Seesack packe.  Immerhin hat Basti so Zeit für seinen ersten Kaffee.

Wir nehmen die I5 bis zur Ausfahrt Toledo, wie wir es eigentlich gestern vorhatten. Es ist immer noch kalt aber zumindest trocken. Die 505 bringt uns durch das typisch amerikanische Hinterland – eine lange gerade Straße und ab und an häufen sich die Briefkästen am Straßenrand. Das ist dann eine Siedlung. Die 504 dagegen auf die wir dann abbiegen ist nichts weiter als eine –großartige- Sackgasse, denn sie führt „nur“ zum Johnston Ridge Vulcanic Observatorium.  Aber was für eine Straße. Ohne den Nieselregen und ohne den Schnee (!) am Straßenrand wäre es ein Motorradparadies. So macht es Spaß zu fahren, für’s Paradies ist es zu kalt. Wir halten zwischendurch und kommen ins Gespräch mit zwei Kanadiern, Iron Butts, die mal eben von Halifax in guten 100 Stunden hergeballert sind. Ihre Frauen sind dieselbe Strecke geflogen – ich finde, das spricht eindeutig für die Intelligenz der Frauen. Die vier wollen eine ähnliche Tour fahren wie wir, allerdings in 2 Wochen. Okay – wer es braucht.  Weiter zum Gipfel fahren wir alleine, die Jungs warnen uns noch vor Eis auf den Brücken. Dass es jetzt wieder stärker regnet, macht es auch nicht besser.

Die Landschaft um uns herum ist beeindruckend. Aber zum Anhalten und Fotografieren fehlen Sonne und Muße. Schließlich ist die Straße zu Ende, das Observatorium erreicht. Allein, Mt. St. Helens hüllt sich in Regenwolken und nichts verspricht, dass es besser wird. Ein paar Fotos mache ich trotzdem, Motorräder vor Schnee hatte ich auch  noch nicht. Und dann fahren wir die 30mls wieder zurück. Je trockener die Straße, desto großzügiger ignorieren wir die Speed Limits. Deutlich südlich von Toledo nehmen wir nochmal die I5, an einer Raststätte gibt es ein spätes Mittagessen. Dann schlagen wir uns wieder in die Büsche, über die 503 geht es nach Cougar, südlich vom Mt. St. Helens. Touristisch werden wir wieder enttäuscht. Der Lava Tunnel ist geschlossen und zum Ape Cave gehen wir zwar, haben aber beide keine Lust uns mit unseren Taschenlampen weiter als das Tageslicht reicht vorzutasten.  Zudem ich Dank des letzten kräftigen Regens wieder nasse Füße habe, in meinen Schuhen steht jeweils eine kleine Pfütze. Selbst Schuld. Ich habe mir extra für diese Tour neue Motorradschuhe gekauft weil ich keine Lust hatte, mit meinen schweren Stiefeln durch’s Death Valley zu tapsen. Ich hatte so sehr Kalifornien und so wenig Washington im Kopf, dass ich Sommerschuhe gekauft habe. Die natürlich alles mögliche, aber eben  nicht wasserdicht sind. Jetzt ist es zu spät und solange ich die Schuhe jeden Abend wieder trocken kriegen – Kismet.

Der Rest der Strecke geht über National Forrest Routes: Klein, kurvig, mitten durch den Wald. Am Straßenrand stehen ein paar Hirsche. Ein bißchen wie Schwarzwald, aber wo im Schwarzwald nach 20 km wieder Ortschaften kommen, kommt hier weitere 20 mls erst einmal nichts. Außer noch mehr Kurven. Und eine tolle Landschaft: großzügig, bergig, 1.000m unter uns Wasser, hohe Bäume. Ein letzter Versuch, sich wie Touristen zu benehmen und an einem Aussichtspunkt zu halten scheitert auch, ausgerechnet dieser Viewpoint wird gerade repariert. Wenn das so weiter geht, macht es nichts, dass wir noch immer keine Fotos im Blog hochladen können.

Wir landen in dem Hotel, das wir eigentlich für die letzte Nacht reserviert hatten; wir konnten die Reservierung verschieben. Das schlechte Wetter verabschiedet sich (hoffentlich) mit einem Regenbogen. Das Foto allerdings ist toll geworden.

Basti: was mich wirklich umhaut ist Rena’s Gesicht nachdem Sie den Helm abnimmt. Ich rechne mit Erschöpfung und Unzufriedenheit wegen nasser Füße und was ich sehe ist Euphorie und Zufriedenheit. Für die Eingeweihten: Schauinsland auf 90km. Ich selbst bin ziemlich kaputt nach 5 Stunden reiner Fahrzeit – aber schön ist die Strecke J.

Donnerstag, 23.Mai, Kirkland – Centralia, 98 mls

Das Beste, was man vom heutigen Tag sagen kann, ist, dass wir unterwegs sind. Auch wenn wir noch nicht weit gekommen sind.

Bevor wir losfahren, sind die allerletzten Last-Minute-Vorbereitungen dran. Final packen. Wir sortieren noch ein paar T-Shirts aus und dann gehen auch irgendwie Bastis Schuhe mit.  Keine Ahnung, ob ich etwas vermissen werde oder doch wie sonst auch immer im Urlaub einiges gar nicht anziehen werde.

Versicherungskarte besorgen. Ach ja, vergessen zu erzählen. Bastis Versicherung hat zwar Unterlagen geschickt, die beim Fahrzeug sein müssen –  allerdings dummerweise die von der Kawasaki, falsches Bike. Also alles nochmal von vorn. Aber es lohnt sich nicht auf die Mail zuwarten, denn im Haus ist gerade kein Strom, der Nachbar wird gerade angeschlossen, also gibt es einen angemeldeten Stromausfall. Hm. Wenn wir gar keinen Strom haben – wie geht dann die Garage auf?

Kurzes Bangen.

Dann der Zug an der richtigen Strippe, das Garagentor kann hochgeschoben werden. Puh. Durch den Hinterausgang hätte ich nicht gewollt.

Und dann sind wir tatsächlich unterwegs. Erst einmal Interstate I5 (entspricht unseren Autobahnen) Richtung Süden bis nach Toledo, WA, dann östlich zum Mount St. Helens. So zumindest der Plan.

In Kirkland scheint die Sonne.  Ab Tacoma nicht mehr. Es regnet. Und regnet und regnet und regnet. Wir haben rechtzeitig die Regenkombis angezogen, aber Spaß macht es trotzdem nicht. In der Gischt der Laster sehe ich gerade noch Sebastian und seine umgebaute ZX12R (aka Ninja), die Autos davor auch schon nicht mehr.  Ich habe kalte Hände und langsam aber sicher laufen meine Schuhe voll mit Wasser.

In Centralia fahren wir ab, es reicht. Es ist nass und kalt (50°F, was etwa 10°C entspricht) und vom Berg würde man eh‘ nichts sehen. Obwohl es erst 13:30 Uhr ist, suchen uns eine Übernachtung und hoffen auf besseres Wetter.

Mittwoch, 22.Mai. Kirkland

Nachdem wir vorgestern beide Bikes nach Hause gebracht hatten – Bastis stand ja noch bei Randy – haben wir uns gestern dann um die Last-Minute-Vorbereitungen gekümmert. Die Bumble Bee zum Händler gebracht, damit sie neue Füsse bekommt ( Road Pilot 2). Die gekauften waren zwar noch nicht abgefahren, aber alt. Ich glaube, es waren  immer noch ihre ersten und nachdem mir bei einer Bremsung das Hinterrad leicht seitlich weggerutscht war, habe ich mich umso mehr auf die neuen gefreut. Die alten haben wir wieder mitgenommen, um sie damit wieder zu verkaufen. Die Pilots werden dann abgefahren sein.

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Dann haben wir für Sebastian einen Tankrucksack besorgt. Noch sehe ich uns nicht alles mitnehmen, was sich beim „Reisegepäck“ stapelt.  Neben den Klamotten macht mich vor allem das ganze elektonische Zeug kirre: Heutzutage hat alles ein Ladegerät:  Handys, Bücher, Zahnbürste, Kamera, der Tablet, Bastis Rechner, die beiden Navigeräte, das Headset dazu, usw. Es läppert sich zusammen. Da bleibt jedenfalls kein Platz für ein zweites Paar Schuhe – Las Vegas geht in Flipflops, Turnschuhen oder gar nicht, andere habe ich nicht mit.  Beim Probepacken am Mittwochabend waren wir noch ganz zuversichtlich – das war allerdings bevor Basti aufgefallen ist, dass er die Schuhe und Jeans, die er anhat ja auch mitnehmen will.

Beim Abholen der Bumble Bee probiert ein junger Mann im Laden Helme für „Dirt Tracks“ aus. Er hat einen gefunden, der ihm gut paßt, ist aber wegen des Designs zögerlich: es ist wild verschlungen rot-weiß gemustert.  „Isn’t that something women like?“  fragt er den Verkäufer, Basti und mich. Ich hebe meinen Helm hoch – mattschwarz. Der Verkäufer lacht: „You are asking the wrong girl.“ Dass hier jeder mit jedem im Laden redet, jeder Verkäufer wissen will, wie es mir geht und auch andere Menschen im Laden ins Verkaufsgespräch einbezogen werden, daran muss ich mich erst einmal gewöhnen.

Apropos gewöhnen: Ich gewöhne mich langsam aber sicher an den amerikanischen Verkehr. Natürlich fahre ich viel bewusster, denke mehr über die Regeln nach als ich es in Deutschland tun würde und achte besonders auf die Dinge, von denen ich weiß, dass sie anders sind. Aber in einer bestimmten Situation hilft das alles nichts: Es gibt Kreuzungen, da steht an allen vier Straßen ein Stopp-Schild und darunter „All ways“. Das bedeutet, dass alle Fahrzeuge stoppen und in der Reihenfolge weiterfahren, in der sie an die Kreuzung gekommen sind. Klappt wunderbar. Aber wenn ich links abbiegen will und vor dem dran wäre, der mir gegenüber geradeaus will – das geht nicht.  Das fühlt sich so dermaßen falsch an, in Deutschland hätte der Vorfahrt, dazu muss ich mich regelrecht überwinde, so tief sitzt das.

So nun ist er wieder online….

Hallo Ihr lieben Blog-Leser,

Ich habe es vorgestern irgendwie geschafft den Blog abzuschiessen und musste ihn ganz neu aufsetzen. Bis auf die ersten Beiträge und die dazugehörigen Kommentare steht der Blog jetzt aber wieder und einige Texte haben wir im Backup gefunden.

Sebastian

Und da ich nun auch endlich Bilder hochladen kann, hier die zwei Gefährte (denn auch ich bin stolz auf mein Moped):

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Ach ja, so hat sie mal ausgesehen:

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