Einen einfachen Start haben wir wieder nicht – ich finde meinen Motorradschlüssel nicht. Nach mehr als 30 min suchen und fluchen können wir endlich los. Und ich werde mir von heute an hoffentlich merken, in welche Hosentasche ich den Schlüssel tue, so dass ich ihn rausnehmen kann bevor ich die Jeans ganz nach unten in den Seesack packe. Immerhin hat Basti so Zeit für seinen ersten Kaffee.
Wir nehmen die I5 bis zur Ausfahrt Toledo, wie wir es eigentlich gestern vorhatten. Es ist immer noch kalt aber zumindest trocken. Die 505 bringt uns durch das typisch amerikanische Hinterland – eine lange gerade Straße und ab und an häufen sich die Briefkästen am Straßenrand. Das ist dann eine Siedlung. Die 504 dagegen auf die wir dann abbiegen ist nichts weiter als eine –großartige- Sackgasse, denn sie führt „nur“ zum Johnston Ridge Vulcanic Observatorium. Aber was für eine Straße. Ohne den Nieselregen und ohne den Schnee (!) am Straßenrand wäre es ein Motorradparadies. So macht es Spaß zu fahren, für’s Paradies ist es zu kalt. Wir halten zwischendurch und kommen ins Gespräch mit zwei Kanadiern, Iron Butts, die mal eben von Halifax in guten 100 Stunden hergeballert sind. Ihre Frauen sind dieselbe Strecke geflogen – ich finde, das spricht eindeutig für die Intelligenz der Frauen. Die vier wollen eine ähnliche Tour fahren wie wir, allerdings in 2 Wochen. Okay – wer es braucht. Weiter zum Gipfel fahren wir alleine, die Jungs warnen uns noch vor Eis auf den Brücken. Dass es jetzt wieder stärker regnet, macht es auch nicht besser.
Die Landschaft um uns herum ist beeindruckend. Aber zum Anhalten und Fotografieren fehlen Sonne und Muße. Schließlich ist die Straße zu Ende, das Observatorium erreicht. Allein, Mt. St. Helens hüllt sich in Regenwolken und nichts verspricht, dass es besser wird. Ein paar Fotos mache ich trotzdem, Motorräder vor Schnee hatte ich auch noch nicht. Und dann fahren wir die 30mls wieder zurück. Je trockener die Straße, desto großzügiger ignorieren wir die Speed Limits. Deutlich südlich von Toledo nehmen wir nochmal die I5, an einer Raststätte gibt es ein spätes Mittagessen. Dann schlagen wir uns wieder in die Büsche, über die 503 geht es nach Cougar, südlich vom Mt. St. Helens. Touristisch werden wir wieder enttäuscht. Der Lava Tunnel ist geschlossen und zum Ape Cave gehen wir zwar, haben aber beide keine Lust uns mit unseren Taschenlampen weiter als das Tageslicht reicht vorzutasten. Zudem ich Dank des letzten kräftigen Regens wieder nasse Füße habe, in meinen Schuhen steht jeweils eine kleine Pfütze. Selbst Schuld. Ich habe mir extra für diese Tour neue Motorradschuhe gekauft weil ich keine Lust hatte, mit meinen schweren Stiefeln durch’s Death Valley zu tapsen. Ich hatte so sehr Kalifornien und so wenig Washington im Kopf, dass ich Sommerschuhe gekauft habe. Die natürlich alles mögliche, aber eben nicht wasserdicht sind. Jetzt ist es zu spät und solange ich die Schuhe jeden Abend wieder trocken kriegen – Kismet.
Der Rest der Strecke geht über National Forrest Routes: Klein, kurvig, mitten durch den Wald. Am Straßenrand stehen ein paar Hirsche. Ein bißchen wie Schwarzwald, aber wo im Schwarzwald nach 20 km wieder Ortschaften kommen, kommt hier weitere 20 mls erst einmal nichts. Außer noch mehr Kurven. Und eine tolle Landschaft: großzügig, bergig, 1.000m unter uns Wasser, hohe Bäume. Ein letzter Versuch, sich wie Touristen zu benehmen und an einem Aussichtspunkt zu halten scheitert auch, ausgerechnet dieser Viewpoint wird gerade repariert. Wenn das so weiter geht, macht es nichts, dass wir noch immer keine Fotos im Blog hochladen können.
Wir landen in dem Hotel, das wir eigentlich für die letzte Nacht reserviert hatten; wir konnten die Reservierung verschieben. Das schlechte Wetter verabschiedet sich (hoffentlich) mit einem Regenbogen. Das Foto allerdings ist toll geworden.
Basti: was mich wirklich umhaut ist Rena’s Gesicht nachdem Sie den Helm abnimmt. Ich rechne mit Erschöpfung und Unzufriedenheit wegen nasser Füße und was ich sehe ist Euphorie und Zufriedenheit. Für die Eingeweihten: Schauinsland auf 90km. Ich selbst bin ziemlich kaputt nach 5 Stunden reiner Fahrzeit – aber schön ist die Strecke J.
Sehr schön die Tour im Blog zu verfolgen:-)
Witzig und spannend zugleich!
Wetter fast wie bei uns, aber das ist sicher kein Trost. Wird aber bestimmt besser….
@Basti: schön das du auch mal ein paar Zeilen schreibst 🙂