Der Wecker klingelt um 5:30 Uhr (!), um kurz nach 6:00 Uhr sind wir wieder am Amphitheater im Bryce Canyon, etwas zu spät für den Sonnenaufgang, aber genau richtig für tolles Licht. Nachdem gestern die Sonne hinter Wolken war, ist der Himmel heute klar und die Hoodoos sind noch beeindruckender. Schreck in Morgenstunde – die Batterie der Kamera zeigt rot, sprich, sie ist so gut wie leer. Ich fluche mehr oder weniger leise vor mich hin und werde sehr selektiv mit den Bildern. Ich habe mich immer noch nicht damit abgefunden, dass man nicht jeden Eindruck auf ein sprechendes Bild bannen kann, sei es weil wir daran vorbei fahren oder aber die Menge mehr ausmacht als ein einzelnes Bild wiedergeben kann oder das Licht fehlt oder aber eben die Kamera nicht mehr ausreichend Saft hat. Ich werde das Gefühl heute noch öfter haben…
Nach dem wir in tollem Licht mit großartigen Eindrücken –in diesem Land gehen mir echt die Superlative aus!- vom Sunrise zum Sunset Point gegangen sind steigen wir ab. Es gibt einen Weg, der tief in die rote Steinwelt hineinführt und jetzt zeigt sich der zweite Vorteil des frühen Aufstehens: Wir sind alleine hier. Wo gestern Heerscharen von Touristen unterwegs waren, herrscht jetzt Stille, nur Basti und ich sind hier. Wir tauchen ein in eine aus der Nähe völlig andere Welt. Es geht in immer kleiner werdenden Serpentinen immer weiter runter, bis wir an einer engen Stelle auf fast ebenen Boden sind. Und hier wächst auch wieder etwas, um die Ecke kommend sehen wir erst einen Baum, dann immer mehr. Irre. Und die Stille macht es noch einmal spannender, was besonders deutlich wir als wir auf einmal eine laute männliche Stimme näher kommen hören. Da waren zwei noch früher als wir uns sind bereits auf dem Rückweg. Wir schenken uns den Rest es Weges. Auf dem Anstieg versagt die Kamera endgültig, wir machen noch ein paar Bilder mit den Handies, aber irgendwie ist es auch gut so.
Nach einem kurzen Frühstück sind wir auf dem Weg zurück zum Hotel um den Akku zu laden und selber vielleicht noch ein Nickerchen zu machen, es ist immerhin erst kurz nach 8:00 Uhr. Am Straßenrand stehen, wie auf dem Hinweg auch, Rehe, auf der einen Seite eine Mutter mit Kitz, auf der anderen Straßenseite ein paar mehr. Gut, dass keines der Tiere die Straßenseite wechseln will.
Punkt 11:00 Uhr sind wir dann unterwegs auf dem Hwy 12. Was für eine Straße. Erst ist es quasi die Rückseite vom Bryce Canyon, man sieht von weitem die rote Kante. Aber die Landschaft rechts und links hat einen ganz eigenen Charme, weitere Tafelberge, eher ins weiß-gelbliche gehend. Die Straßenführung ist super, mitten durch, dann wieder durch ein weites Tal. Am Anfang halte ich fast alle 5 min, ich glaube, ich habe keinen Scenic Spot ausgelassen. Aber das ist nur das Vorspiel und irgendwann habe ich mich daran gewöhnt. Bis wir um eine Kurve kommen auf eine ebene zufahren, deutlich unter uns, riesig groß, karg, weiße und rote Steine und einfach durch die schiere Masse beeindruckend. Steinfläche, so weit das Auge reicht.
Ein zweites Mal tauchen wir ein, die Straße ist teilweise von oben zu erkennen, wir kurven uns hinunter in enge Schluchten und schmale Ecken, die Straße gerade irgendwie an den Hang gepackt. Wir werden von einem einzelnen Motorradfahrer und zwei Harley Fahrern mit Kindern begleitet. Mal sind wir vorne und die überholen uns bei einem unserer Fotostopps, dann fahren wir wieder an ihnen vorbei. Die Landschaft ist endlos genial und nein, wir halten nicht mehr überall. Ich will nicht sagen, dass ich satt bin, aber ich glaube einfach nicht, dass ein weiteres Fotos von hier oder dort einen Unterschied machen würde. Wahrscheinlich kann ich in einem Monat sowieso nicht mehr sagen, an welchem Halt ich welches Foto gemacht habe. Nur so ein paar, besondere, ganz weit oben oder ganz tief drinnen, da kann ich dann doch nicht wiederstehen.
Von einem der Parkplätze fahren wir los, ich spendiere noch einen Blick zur Seite, da trägt mich eine Böe leicht in dieselbe Richtung. Es geht ganz tief runter, also korrigiere ich zur Straßenmitte hin. Nur – auf der anderen Seite ist genauso wenig und es geht genauso weit herunter. Ein Schild verbietet es, am Straßenrand zu parken. Witzig, wer hier am Rand hält ist ganz schnell ganz weit unten und zwar auf beiden Seiten. Wer bitte baut Straßen genau auf einen Berggrat????
Nach ein paar weiteren Meilen sind wir dann auf einmal im Schwarzwald, alles grün, Birken und Wiesen rechts und links und Kühe auf der Straße. Und das alles nach einer langgezogenen U-Kurve. Was nervt ist der Bitumen auf der Straße. Und die eine Kuh, die sich nicht so recht entscheiden kann, ob sie über die Straße will oder nicht. Aber das ist auch alles, ansonsten ist die Straße super, das Wetter großartig und die Gegend phänomenal.
Wir suchen uns ein Hotel in Torrey, auch wenn unser Plan sich morgen das Goblin Valley anzusehen schon im Ansatz zum Scheitern verurteilt wird, die Frau an der Rezeption bestätigt, dass die Anfahrt 12 mls Schotterstraße beinhaltet. Och, nö.