Nachdem gestern und überhaupt die letzten Tage einen Sightseeing-Fokus hatten, geht es heute mal wieder mehr ums fahren, hauptsächlich um Strecke zu machen, aber vielleicht erwischen wir ja auch die eine oder andere nette Kurve. Kurz nach 8:00 Uhr sind wir bereits unterwegs und biegen direkt hinter Loa auf den Hwy 72 ab.
Was anfangs ein langweiliger Weg zwischen Feldern und Rindern ist, wir mit zunehmender Höhe immer besser. Die Kurven kommen öfter und sind schön gleichmäßig rund gebaut, das Wetter ist super und auf den ersten 36 mls begegnen uns gerade mal zwei Autos. Nach den ganzen schroffen Felsen tut es auch gut durch grünes Weideland zu fahren, auch wenn das später abnimmt, bleibt es grün. Zwischendurch sind ein paar Viehsperren in die Straße gebaut, Gitter, über die Rinder wohl nicht gerne gehen. Daneben dann oft ein Warnschild „Open Range“, was nichts anderes bedeutet, dass zwischen mir und dem Rind kein Zaun ist. Aber da die Rinder, die ich sehe, ruhig am Straßenrand stehen und nicht aufgeregt wie die selbstmörderischen Chipmonks hin und her laufen, soll es mir recht sein. Was ich anfangs für Mäuse gehalten habe, sind tatsächlich Chipmonks, die schnell mal eben über die Straße huschen. Bisher hat es immer gepasst. Für die Rehe stimmt das leider weniger, ich sehe heute mehr tote als lebendige Rehe am Straßenrand und auch das Stinktier liegt schon länger da.
Nach 36 mls ist der erste Spaß des Tages schon vorbei, wir fahren unter der I75 durch und landen auf einer Verbindungsstraße zwischen was auch immer. Jedenfalls ist sie stark befahren und geht direkt gerade aus. Auch die Landschaft ändert sich ziemlich schlagartig, plötzlich sind wir in einer Mondlandschaft. Links ein paar Tafelberge, recht graue Fläche, dazwischen ein paar Krater. Beeindruckend in der Abweisung. Wir halten in Ferron zum Tanken und in Huntigton zum Telefonieren, aber eigentlich geht es nur darum möglichst bald auf die 31 abbiegen zu können.
Die 31 ist ein Traum zu fahren, belebter als die 71, aber milder in der Landschaft, irgendwie weicher, und kurviger. Es ist schön mal wieder Motorrad zu fahren und nicht auf dem Motorrad die Strecke zwischen zwei Sehenswürdigkeiten zu überwinden. Aber das ist nicht fair, auch dabei gab es schöne Strecken. Egal, die 31 ist prima. Ab und an halten wir, mal an einem Stausee in dem ein altes Kohledorf verschwunden ist oder am höchsten Fundort eines Mammuts oder einfach nur an einem der Scenic Views, die sich meistens lohnen. Vom Mammut-Fundort aus sehen wir eine weiße Fläche auf dem Berghang vor uns. Ich will es erst nicht glauben, aber die Straße führt noch an ein paar anderen Stellen vorbei, wo tatsächlich noch Schnee liegt. Okay, wir sind hier ziemlich hoch, aber damit hätte ich nicht mehr gerechnet. Zudem es inzwischen ziemlich warm geworden ist und ich froh bin, weitere Lüftungsschlitze an meiner Jacke entdeckt zu haben. Dass ich nicht alle Funktionen meiner Kamera beherrsche, ist mir klar, aber bei meiner Jacke…? Egal, jetzt sind alle offen. Glaube ich.
In Fairfield wollen wir auf die 89 abbiegen, aber die Straße ist gesperrt. Der Polizist schickt Basti über die Interstate Richtung Norden und ruft mir nur zur „Follow him“. Tue ich doch die ganze Zeit schon sehr gerne. Aber Interstate? Inzwischen ist es warm, ich befürchte das Thermometer kratzt an der 100°F, da macht Interstate noch weniger Spaß als sowieso schon. Und es ist erst mal ein ziemliches Stück zurück. Hm. Wir suchen die Karte nach Alternativen ab, aber als wir durch die Gespräche an der Tanke mitbekommen, wie weit der Hwy gesperrt ist und von wo sie schon Autos aus Norden kommend zurück schicken, lassen wir es erst mal sein. Es ist ein Flugzeugabsturz. Eine Nummer kleiner hätte es auch getan. Egal, wir probieren eine kleine Nebenstrecke über Scofield, die sich als wunderschöne entpuppt: Eine kleine, schmale Straße, die sich an einem Flüßchen entlang durch ein enges Tal windet. Wunderbar. Da stören auch die Mengen von Pollen durch die ich auf einmal fahre kaum. Wie gut, dass ich den Helm rechtzeitig zugemacht habe. Es ist einfach nur schön hier. Keine Sehenswürdigkeiten, keine Arches oder Monuments oder Canyons – einfach nur friedliche Landschaft. Mit einem Kohlewerk am Straßenrand – okay erst am Ende.
Der Fluss wird zum See (gestaut) und die Straße machte eine 180°-Kehre, was dazu führt, dass das Auto, was uns im Kurvenknick auf dem Staudamm entgegen kam, auf einmal in dieselbe Richtung fährt wie wir. Nur eben auf der anderen Flußseite. Skurril. Aber irgendwann ist auch dieser Spaß zu Ende und wir landen auf dem breitausgebauten Hwy 6 . Schade nur, dass sie die Straße gerade reparieren und sie über 7 mls Wechselverkehr hat. So befahren wie die Straße ist, dauert das über die Länge natürlich. Wir stellen die Motoren ab und schwitzen leise vor uns hin.
Die Strecke selber ist okay, kurvig, ziemlich windig, sehr befahren, aber mit knapp über 70mph fahren wir den meisten davon und die, die noch schneller sind, stören uns auch nicht. Im Tal ist es dann noch heißer, wir quälen uns durch die ersten Städte vor Salt Lake City, eine geht in die andere über. Bei einem Milchshake – kühl!- machen wir uns an die letzte Planung, suchen mögliche Motels heraus. Sie liegen alle am Hwy 89, ich habe Angst vor einer lauten Nacht, aber mein Weber findet ein leicht zurück gesetztes und quer zur Straße gebautes Days Inn. Gepäck ins Zimmer, Klimaanlage an – ausdampfen.
Basti: Ich bin erhört worden!! Endlich wieder kurvige Strecken und wenig Bitumeneinlagen (sehr rutschig) – ein Hoch auf Renas Streckenplanung. Der Weg über einen Höhenzug von 2800m bringt Spass, Kühle und grüne Landschaft.
Ich bin leicht durch Werbung zu beeinflussen, seit Wochen sehe ich einen Werbespot von „Sonic“ einer Fastfood Kette, bei der in den Haltebuchten bestellt und das Essen dann per Rollschuh-Kellnerin gebracht wird. Als ich das Schild sehe (es sind wieder 40°C) fällt mir deren Werbung für über 25 Geschmacksrichtungen bei ihren Milchshakes ein und ich biege ab. Die Shakes sind klasse und sie haben auch ein paar Tische draußen, so dass wir nicht auf den Motorrädern sitzen müssen. Am Ende der Reise habe ich wahrscheinlich 80% der Fastfood Ketten durch 🙂
Haben heute Abend noch etwas Kultur genossen, „Now you see me“ im Kino – sehenswert.