Heute ist der Tag der nicht gefahrenen Schotterpisten. Wir sind ja gestern bis Bridgeport gefahren um entweder auf dem Hinweg oder eben heute in eine Geisterstadt zu fahren. Im Prospekt steht, dass die letzten 3 Meilen bis dahin nicht geteert sind. Hm. Wir gucken uns das mal aus der Nähe an. 10 mls hin und 10 mls unverrichteter Dinge wieder zurück. Nicht geteert heißt in diesem Fall Schotter, garniert mit ein paar Böen, dazu haben wir beide keine Lust. Es gibt noch mehr Geisterstädte auf der Strecke, Bodie wird es nicht. Die Landschaft hier ist unwirtlich, karg, steinig, keine hohen Pflanzen, alles eher braun als grün. Trotzdem sehe ich eine riesige Schafherde neben der Straße. Ich möchte hier nicht leben müssen. Auch in Bridgeport standen einige Häuser leer, bzw. zum Verkauf.
Zurück auf dem Hwy 395 – nicht wieder zu erkennen. Der Himmel ist blau, die Sonne lacht, ein paar Schäfchenwolken und die paar Böen reiten wir locker ab. Ist das wirklich dieselbe Strecke wie gestern? Manchmal, wenn sich eine Wolke vor die Sonne schiebt und schlagartig alles dunkler und noch abweisender wird, dann könnte ich mir vorstellen, dass ich hier gestern um jeden Meter gekämpft habe. Aber sobald die Wolke wieder weg ist, ist alles nett und wir fliegen mit 70 mph durch die breiten, gut ausgebauten Kurven. Bis zum ersten View Point auf den Mono Lake. Stopp. Wau – was für ein Blick. Der See schimmert blau-weiß, die Berge grau, ein paar Wiesen grünlich.
Hoffentlich ist wenigstens eines der Bilder etwas geworden, vielleicht sogar das mit der UFO-Wolke. Weiter geht es bis zum Seeufer, Salzablagerungen und Tuff gucken. Durchaus beeindruckend und wieder machen die Farben und das Licht viel aus. Schön.
An der Tanke treffen wir zwei Deutsche auf Motorrädern, die aus der Richtung –Death Valley- kommen, in die wir wollen. Wir kommen –wie immer- ins Gespräch. Und ja, ich kann nicht anders als straheln, wenn ich erzähle, dass wir zwei Monate haben und davon gerade mal erst drei Wochen rum sind. Beneidet mich, Jungs, genauso wie um unsere Motorräder (die beiden fahren Miet-Harleys).
Laut Reiseführer sind die schönsten Tuffgebilde im Süden des Mono Lakes, am Navy Beach. Also fahren wir dorthin. Oder besser, wir versuchen es, denn auch hier enden wir an einer Schotterstrasse. Und auch hier ist sie länger als ich gewillt bin für ein paar Tuffformationen über Schotter zu fahren. Vielleicht ohne Gepäck. Vielleicht bei weniger Wind. Vielleicht mit einer Enduro. Vielleicht nächstes Mal mit dem Auto.
Zurück auf den Highway geht es den Rest des Tages mehr oder weniger gerade aus. Dafür ist der Blick phänomenal. Klein kann dieses Land nicht. Die Berge sehen zwar aus wie schlechte Fototapete, sind aber echt. Die Landschaft sieht aus wie aus einem schlechten Western, ist aber echt. Selbst Bishop, die Stadt, in der wir Mittagessen, sieht aus, wie man sich eine Stadt vorstellt, die wohl hauptsächlich vom Durchgangsverkehr lebt. An der Hauptstrasse sind nur Motels und Diners, plus anfangs ein paar Tankstellen und Reparaturen. Plus ein Casino.
Sobald wir aus der Stadt raus sind, fließt der Verkehr wieder mit 60 – 70 mph vor sich hin. Wobei, es ist immer mal wieder ein Auto oder ein Laster, den wir oder der uns überholt. Überholen dauert ewig weil die Geschwindigkeitsdifferenzen nie sehr groß sind. Eine Zeitlang fahren wir zu viert, ein weißer Pickup, ein roter SUV und wir beide, alle in ähnlicher Geschwindigkeit, mal ist der ein, mal der andere vorne aber eigentlich gibt sich das nichts. In diesem Land, mit diesen Strecken beginne ich zu verstehen, dass ein Cupholder ein wesentliches Feature ist und nicht nur „Nice to have“, ganuso wie eine Cruise Control und eine Aircon – eben alles, was Dir lange, langweilige Fahren geradeaus erträglich macht.
Am Straßenrand wird immer wieder vor Rotwild gewarnt. Meistens haben die Tiere auf den Schildern kein Geweih und springen von rechts nach links. Dann kommt eins, da steht das Viech nur rum und hat plötzlich ein Geweih. Was will mir das Schild sagen? „Caution, these elks have antlers?“ Ein paar Meilen später dasselbe Schild, allerdings guckt der Hirsch jetzt in die andere Richtung. Glaube ich. Aber ich werde garantiert nicht zurückfahren um es zu überprüfen. Das nächste Schild hat gar kein Piktogramm mehr sonder sagt nur „Elk“. Ob hier alle Schilder einzeln gemalt werden?
Auf jeden Fall darf man in US für’s Autofahren kein Analphabet sein. Ständig stehen Schilder am Strassenrand, die gelesen werden wollen. Selbst die Speedzones sind mit Text, nicht wie bei uns einfach eine Zahl und am Ende der Beschränkung ist die Zahl durchgestrichen. Nein, Speedzone ahead“ und Speedzone start“ und „Speedzone end“ oder „ Speedzone when flashing“ oder „Speedzone when Children around“. Wie gesagt – nix für Analphabeten. Zudem die Jungs hier auch wenig mit Verboten arbeiten. Meistens beschreiben die Schilder eher, was auf Dich zukommt. Was Du damit machst, ist dann Deine Sache.
Gegen 4 sind wir in Lone Pine, suchen uns ein Motel und geniessen die Aircon. So kalt wie es gestern war, so warm ist es heute. Wir warten bis die Sonne etwas gesunken ist um uns Lone Pine ein bißchen anzusehen, vielleicht ein paar Bilder zu machen und etwas zu essen.
Als ich in einem laden nach einer Nevadakarte frage, beschreibt mir die Frau an der Theke ganz freundlich den Weg ins Death Valley, nach dem Motto: nicht zu verfehlen. Aber ich brauche keine Wegbeschreibung, denn erstens ist Las Vegas sogar noch auf meiner California-Map. Zweitens ist hier alles gut ausgeschildert. Drittens will ich aus Veags auch irgendwie wieder raus und viertes sind Maps einfach auch eine großartige Erinnerung. Ich mag Straßenkarten – auch wenn ich nicht pfleglich damit umgehe, was man der aktuellen California-Map leider durchaus ansieht. Aber noch hält sie.