Als wir zum Frühstück gehen, sind die 15 Harleyfahrer aus unserem Hotel schon weg. Es ist eine geführte Tour mit Begleitfahrzeug und zwei weiteren Harleys auf dem Hänger. Holländer. Will ich so reisen? Nein. Aber es hat schon Charme ohne Gepäck zu fahren und sich um nichts kümmern zu müssen. Wobei – um viel muss ich mich hier auch nicht kümmern, das macht meistens Basti weil er bezahlt. Ihr erinnert Euch: Das amerikanische Konto. Manchmal habe ich ein schlechtes Gewissen, dass dadurch viel von der Admin bei ihm hängen bleibt. So wie heute auch, er hat im Hotel gefragt, ob wir für unseren Besuch im Capitol Reef National Park das Gepäck hier lassen können, wir kommen eh‘ wieder hier vorbei. Schlauer Kerl.
Also fahren wir ohne Gepäck, in leichten Schuhen (Basti) und Jeans (ich) die 10 mls zum NP. Das erste Mal sind wir vorbereitet, beim Frühstück haben wir ein Buch vom Hotel durchgeblättert, in dem alle Hikes hier beschrieben sind und wir haben uns zwei ausgesucht, die kurz und interessant klingen: Hickman Bridge und Goosenecks trails, der erste mit 2 mls hin und zurück, der zweite sogar nur 1/10 mls. Beide gehen direkt vom Hwy ab, also halten wir gar nicht erst am Visitor Center sondern fahren gleich zum richtigen Parkplatz für den Hickman Bridge Trailhead. Der Trail allerdings ist gesperrt, es sind ein paar Steine runter gekommen. Ich bin enttäuscht, überlege kurz, ob ich nicht trotzdem gehe. Stattdessen fahren wir dann doch zum Visitor Center und lassen uns beraten.
Am Center ist ein Aushang, der erklärt, dass zum Teil Auto-große Steine im März herunter gefallen sind, die den Trail wirklich versperren. Und dass immer noch Steine fallen, wenn auch kleinere. Also gehen wir stattdessen den Cohab Canyon Trail, der erst mal mit einem steilen Aufstieg mit vielen, viele Serpentinen anfängt. Immer wieder sieht es so aus, als sei der Weg zu Ende, weil Steine quer über den Weg verhindern sollen, dass er bei Regen weggespült wird. Ich bin ziemlich bald am schnaufen. Okay, wir sind hier auf 2.000m Höhe und bringen innerhalb von einer ¼ Meile weitere 100 Höhenmeter hinter uns. Da darf ich außer Atem sein, auch wenn ich überlege, ob Basti und ich nicht öfter in der Eifel „üben“ sollten.
Aber irgendwann, nach zwei Falschen Wasser und 2 Bananen sind wir oben und gehen in den Canyon. Sehr witzig. Wir gehen auf weichem, roten Sand auf den mancher Strand neidisch sein dürfte. Rechts und links hohe Sandsteinfelsen mit Mustern und Löchern und Dellen und Kanten. Schön. Im Canyon selber stehen Bäume, wenn auch keine großen und auch nicht viele, ein paar Sträucher und Kakteen. Wir sehen ein paar Chipmonks (Streifenhörnchen) und Eidechsen.
Inzwischen steht die Sonne hoch am Himmel, Schatten ist Mangelware. Außer man geht in einen der wenigen gaaaanz schmalen Seitenarme des Canyons. Der eine ist so schmal, dass man sich kaum umdrehen kann. An einer Stelle kommt man nur seitwärts weiter. Witzig. Und sehr beeindrucken, was Wasser und Wetter so alles hinbekommt. Kurz danach machen wir uns auf den Rückweg, erst wieder runter und zurück zu den Moppeds, dann zum Visitor Center. Das viele Wasser mag zwar gesund und wichtig sein, aber ausschwitzen reicht nicht.
Wir schenken uns den Scenic drive durchs Nebental, auch wenn die Geschichte von Fruita ganz interessant klingt, Mormonen haben hier vor mehr als 100 Jahren eine Obstplantage angelegt und betreiben sie heute noch. Außerdem zeigen sie in den alten Häusern altes Handwerk. Aber das ist dann doch zu viel Kultur auf einmal.
Im Center ist eine schlaue Ausstellung über die Geologie hier, welche Gesteine wo sind, u.a. woher die schwarzen Steine kommen, die auf den Wiesen und hängen herumliegen. Es sind Rest von einem alten Vulkanausbruch, ca. 23 Mio Jahre her, wenn ich mir das richtig gemerkt habe. Gut gemacht.
Unser nächster Halt sind Petroglyphen, allerdings haben wir auch hier Pech, ein paar kann man sehen, aber auch hier ist der Weg gesperrt, diesmal nicht wegen Steinen sondern ein Baum ist auf den Weg gefallen. Ach, es ist zu warm um darüber zu klettern. Die, die wir sehen können, sehen aus wie Kinderkritzeleien und als ob jemand darauf geschossen hat. Was vermutlich jemand getan hat. Ähnlich wie das Death Valley wird es nur dann beeindruckend, wenn man weiß, was es ist. Dass diese Kritzeleien uralt sind, von einem Volk, das es nicht mehr gibt.
Auf dem Rückweg wollen wir noch den Goosenecks Trail machen, der einen tollen Ausblick verspricht. Allerdings sind die Angaben unterschiedlich, während das Buch im Hotel von 1/10 mls sprich, ist es hier auf einmal 1 ganze Meile. Hm. Vermutlich kann man weiter rein fahren, aber dazu haben wir beide keine Lust, Schotter. Also mache ich noch ein paar Bilder von Landschaft, Landschaft und Landschaft. Am Ende haben wir beide genug von roten Steinen, so faszinierend diese Landschaft auch ist, so langsam wird es Zeit, ihr den Rücken zu kehren. Wir fahren nicht weit, nur nach Loa.
Loa ist komisch, es hat eine Schule, zwei Hotels, einen Supermarkt, eine aufgegebene Tankstelle, eine Bank, ein Court House, mindestens eine Kirche und Marias Cafe – auch aufgegeben. Alle Häuser haben eine riesige Fläche hinterm Haus, meistens steinig. Was macht man hier, wieso wohnt hier jemand? Farmer könnte ich ja verstehen, aber so viele ernährt das Land bestimmt nicht und für Tourismus ist es dann doch zu weit weg. Irgendwie deprimierend und dass der Hoteleigner das Hotel gerne verkaufen möchte, macht es auch nicht besser. Im Hotel ist eine Pizzeria, aber viel versprechend sieht das nicht aus. Wir gehen zum Supermarkt, aber die Frischetheke ist schon zu. Also kaufen wir fertige Wraps und Käse, Salat und Turkey um sie zu pimpen. Picknick auf dem Bett. Hannah würde das Hotel bestimmt gefallen, auf fast allen Bildern sind Pferde zu sehen.
Basti: Heute hatte ich das erste Mal genug von Landschaft und Bildern. Der Spaziergang in die Höhenschlucht und die angeschlossene Klamm war super aber irgendwann ist es einfach „overkill“ mit all den Eindrücken. Renas Ausdauer beim Fotografieren ist beeindruckend, allerdings habe ich auf der Fahrt die Kamera im Rucksack, da wir kein Gepäck dabei haben (ist im Hotel) und so muß sie mir signalisieren ob sie anhalten und Bilder machen will. Ohne „Gegensprechanlage“ ist das schwer.
Aber nun geht es ja Richtung Norden und Salt Lake City, mal sehen was die Mormonen so zu bieten haben. Ich brauche zumindest wieder mehr Kurven, da mein Hinterreifen schon eine Kante hat von den vielen Geraden.