Die Bridal Falls locken uns auf einen kleinen Umweg, der sich als echtes Highlight herausstellt. Die Falls sind nicht mehr als okay, wir haben schon bessere gesehen und das Licht ist auch ungünstig. Aber von da aus biegen wir auf den Hwy 92 Richtung Sundance ab und kommen unverhofft auf einen wunderschönen Waldweg. Sundance entpuppt sich als Ansammlung von Ferienhäusern, keine Ahnung, wie hier die ganzen Filmfans beim Sundance Film Festival untergebracht werden, aber ich hätte ja schon Schwierigkeiten mich hier auf einen Film zu konzentrieren anstatt einfach immer nur rauszugehen. Wobei – der gestern war echt super.
Wir schwingen die schmale Straße weiter nach oben, erst durch einen Birkenwald, später dann durch Nadelholz. Die schnellen Wechsel beeindrucken mich immer noch, was daran liegen kann, dass in Deutschland auf derselben Strecke mindestens 3 Dörfer wären und die Wechsel einfach nicht auffallen. Die Strecke und die Gegend sind einfach nur nett, im besten Sinne des Wortes, unspektakulär, friedlich, schön. Nett, eben.
Das einzige, was etwas stört ist der Blick auf die Tankanzeige. Wir haben beide vergessen wie sonst immer vor Abfahrt vollzutanken. Hm, es war ein etwas rauer Start, weil unsere Taktung nicht übereingestimmt hat. Kann passieren, sollte aber nicht vom Tanken ablenken. Ich habe noch ein knappes Viertel Sprit im Tank und weiß weder genau wo ich bin, noch wie weit ich mit der Menge überhaupt kommen würde. Ups. Aber eine Wahl haben wir eh nicht mehr, also fahren wir weiter. Ich gebe zu, dass ich sehr erleichtert bin als die Timpanogos Höhlen auftauchen. Die habe ich auf der Karte und die maximal 15 mls bis zur nächsten Tankstelle schaffen wir auf jeden Fall.
Bei einem Fotostopp unterwegs haben wir zwei Endurofahrer getroffen, die aus dem Wald in den Wald gefahren sind. Einer der beiden Trails, die an der Stelle ausgeschildert waren war explizit für Enduros freigegeben. Hier an den Höhlen zeigt eine Karte ein echtes Enduro-Paradies, eine ganze Gegend mit Trails, die ausschließlich für Enduristen da sind. Hach, das will ich ja auch noch mal ausprobieren.
Plötzlich wie immer sind wir zurück in der Zivilisation, tanken (puh!) und machen uns zur Bingham Canyon Mine auf, die dummerweise auf der anderen Seite der Reihe von Städten vor Salt Lake City liegt. Warm ist es inzwischen auch, wie unerwartet. Bei einer Pause vergleiche ich die Wetterinfo auf Bastis Handy: Es ist hier doppelt so warm wie in Bonn.
Nach heißen 40 Minuten durch den normalen Autobahn-Wahnsinn einer amerikanischen Großstadt fahren wir auf riesige Schutthalden zu, man made mountains, nur um an der Tür der Mine abgewiesen zu werden. Das Besucherzentrum hat geschlossen, keine Fotos auf dem Minengelände. Schade, ein Loch in der Erde, das angeblich vom Weltraum zu sehen ist, hätte ich gerne gesehen.
Nach weiteren 40 Minuten über die Autobahnen von Salt Lake City sind wir am Motel, relativ früh, aber wir wollen uns ja noch die Stadt angucken. Im einzigen Schatten parkt bereits ein anderer Motorradfahrer und während Basti stundenlang in der Lobby verschwindet („Schichtwechsel an der Rezeption“) unterhalte ich mich ein wenig. Er kommt aus der Gegend, färht Harley, hat ein Harley T-Shirt an und eine Harley Basecap auf, sein Mopped ist blitzeblank und Chromblitzend. Unsere müßten vielleicht mal gewaschen werden. Er hat zwei Tipps für uns, die wir beide vermutlich beherzigen werden, Logan Canyon für die Fahrt nach Teton und Yellowstone und den Bear-Tooth-Pass nach Yellowstone.
Im Hotel sind wir vernünftig: Wir warten die Hitze ab, waschen Wäsche und buchen Unterkünfte für Teton und Yellowstone. Letzteres erweist als mittleres Fiasko, am Ende sind wir für drei Nächte in drei verschiedenen Hotels und haben über 600$ ausgegeben. Basti redet mit sich, dem Computer oder mir und ich kann es nicht gut unterscheiden. Ich ringe mit den Händen und den Nerven, kann aber nichts machen. Alles ausgebucht. Aber eine wirklich Alternative gibt es nicht und ich verzichte lieber auf die Einhaltung des Budgets als auf Old Faithful.
Gegen 19:30 Uhr ist es endlich geschafft und wir fahren per Taxe in den Tempelbezirk. Bei der Menge an fleißigen Bronzestatuen, Blumen und Heiligenszenen könnte man fast… nee, nicht religiös werden. Aber schon auf die Idee kommen, dass man mit der Gründung einer Kirche ziemlich gut Geld machen kann, vor allem, wenn es wie hier in Utah, mit der Leitung des Staates zusammengeht. Es ist alles sauber, geplant angelegt, in der Menge durchaus beeindruckend und macht mich eher zynisch als alles andere. Wir gehen weiter zum Capitol Hill, der mit schönem Licht und tollem Ausblick verwöhnt. Und dann laufen wir eine gute Stunde zurück zum Hotel. Unterwegs die erste echte Sünde: Der erste McDreck seit wir unterwegs sind. Der dann auch gleich voll mit Kiddos ist, die alle nur einen Shake wollen. Es dauert Stunden, aber ich warte lieber als einen hungrigen Basti mit nach Hause zu nehmen.
Basti: Was ein Spaß, wieder Kurven bis zum Abwinken. Die Straße ist nur 1,5 Autos breit, also muß ich auf Gegenverkehr achten, denn die fahren bestimmt mittig. Der Straßenverlauf ist nicht einsehbar durch die vielen jungen Birken und das Gebüsch darunter, aber die paar Autos, die uns entgegenkommen halten sich brav an die Geschwindigkeitsbegrenzung von 20 und 30 mph und das einzige Wohnmobil verpassen wir, da wir gerade auf einem Parkplatz stehen und pausieren.
Als wir wieder unten in der Ebene sind und diese queren um zu der Kupfermiene zu gelangen, schwant mir Böses. Am Horizont sehe ich grau-braune Berge mit Grün durchsetzt und einen breiten sandfarbenen Streifen. An alle Sandburgenbauer der Nord- und Ostsee: Ihr könnt einpacken, DAS ist eine Sandburg! Als wir am Eingang abgewiesen werden, weiß ich nicht ob ich mich freuen soll oder enttäuscht bin. Zum einen hätte ich gerne nach der Hitzefahrt auch in den Tagebau geschaut, zum anderen erinnere ich mich daran wie wir Hasenfüße in den letzten Wochen vor Schotterstrecken regelmäßig gekniffen haben – und hier führt garantiert keine geteerte Straße rauf.
Natürlich hatten alle recht, die uns gewarnt haben eine Unterkunft in den Sommerferien und um den 4. Juli herum im Yellowstone frühzeitig zu buchen, leider können wir erst jetzt absehen wann wir dort sind. Der Preis sind teure Unterkünfte und immer nur für eine Nacht. Dafür kennen wir danach die Hälfte aller Lodges im Park – sind also Experten 🙂
Hallo Ihr Beiden,
Ich habe mir die Muse gegönnt alle nachräglich eingestellten Bilder anzuschauen, und kann gut verstehen, dass Euch die Superlative ausgehen.
Wie beeindruckend!! Man bekommt Lust Euch hinterzufahren, aber mangels Mopedführerschein eher mit dem Auto.
Es ist ein Genus Eure Berichte zu lesen.
Übrigens, zu doppelt so warm wie in Bonn, das ist aktuell nicht schwer.
Ich wünsche Euch weiterhin viel Spass auf Eurer Tour.
Liebe Grüsse
Maria
„Die Falls sind nicht mehr als okay, wir haben schon bessere gesehen…“ Verwöhnte Rockerbande 🙂
Bei uns sieht man/ frau nur die falls nach Starkregen an den Innenwänden im Landgrabenweg :-))