Dienstag, 2. Juli, Lake Village – Old Faithful , 40 mls

Wir schlafen aus, checken zum spätmöglichsten Zeitpunkt aus und fahren zum nächsten Hotel, zum Old Faithful Snowlodge. Der Verkehr bewegt sich eher langsam, aber überholen ist witzlos –auch wenn ich es ab und an tue- weil kein Ende, respektive Anfang abzusehen ist. Vor meinem inneren Auge sehr ich einen Auto-Wohnmobil-Korso, der einmal den kompletten Kreis, den wir gestern gefahren sind durchläuft. Keine schöne Vorstellung, aber wir sind halt mitten drin.

Wir haben übrigens einen neuen Mitreisenden. Auf unserem Zimmer saß gestern ein Bär und schaute uns erwartungsfroh an. Nein, wir haben keinen Platz auf den Motorrädern, nein, wir brauchen keinen Plüschteddy als Erinnerung, nein, er ist tendenziell  zu teuer.  Jetzt isser halt mit.

Mit einem kleinen Fotostopp an den Keppler Cascades kommen wir nach Mittag bei Old Faithful an – was für ein Auftrieb an Leuten hier. Wir haben Schwierigkeiten, unsere Unterkunft zu finden, riesige Parkflächen, ein paar Häuser, rudimentäre Beschilderung. Aber zusammen kriegen wir das hin: Basti fragt nach dem Weg und ich sehe das Hinweisschild. Abladen, einchecken, unser Zimmer ist schon fertig.

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Wir wollten ja heute wandern, oder zumindest spazieren gehen, ich hatte Visionen von leeren Waldwegen und Stille, zumindest bis auf die randalierenden Vögel. Schnell stellt sich heraus, daß daraus nichts wird. Hier sind Heerscharen von Menschen unterwegs, der nächste Trailhead ist nur mit dem Motorrad zu erreichen (oder wir müßten erst 1,5 Meilen an der Straße entlanglaufen) und außerdem werden wir ernsthaft vor Bären gewarnt, eine Grizzly Bärin mit Jungem treibt sich hier rum. Auch die freundliche Frau an der Ranger Information redet nur über Geysire und wie gut wir alle ablaufen könnten. Aus meinem Waldweg wird nichts. Während wir noch mit ihr reden, stößt Old Faithful sein Wasser aus. Okay, sieht beeindruckend aus, aber warum die Rangerin, die das doch öfter sehen sollte, so ausflippt verstehe ich erst nicht. Dann sehe ich, dass der Nachbar-geysir auch gerade spukt und sie versucht die Leute raus zu scheuchen um das Spektakel zu sehen. Nur meine Wanderwege, die gehen dabei verloren.

Wir fügen uns in unser Schicksal, wahrscheinlich hätte wir das mit ein bißchen Vorbereitung wissen können und laufen zusammen mit den anderen Deppen in der Mittagssonne die Geysire ab, vorbei am Castle und Grand und vielen anderen mit witzigen Namen. Die Landschaft hier ist schon beeindrucken, aus den kleinsten Löchern faucht es, es gibt tolle Farben, besonders das Organe hat es mir angetan. Der Weg führt über Bretter und es wird regelmäßig davor gewarnt, diese zu verlassen. Unter mir brodelt die Erde  – komische Vorstellung und hier sehr nah. Dass die Eifel auch vulkanisch ist und auch noch aktiv, ist hier kaum vorstellbar.

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Auf dem Weg zum Oberservation Point schauen uns auf einmal zwei Knopfaugen an, ein Murmeltier. Aber bevor ich die Kamera am Auge ab, ist es verschwunden. Kurz zeigt das wackelnde Gras noch an, wohin es läuft, dann ist es weg. Den Bär sehen wir –Gott sei Dank- nicht. Oben angekommen machen wir eine ausgedehnte Pause. Wir hören den Gesprächen der anderen zu, einige wollen hier auf die nächste Eruption von Old Faithful warten. Gute Idee, das machen wir auch. Gesagt getan. Schöner Blick, Sonne von der richtigen Seite und die Wolken sind auch schon wieder weg. Und weniger Leute als unten direkt am Geysir sind es auch.

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Der Rest des Tages ist schnell erzählt, Rückweg, Getränke kaufen, schreiben und online gehen um endlich ein Hotel für den 4th of July zu buchen und dann vielleicht nochmal losgehen um wenigstens eine Eruption inklusive Geräusch- und Geruchskulisse zu erleben.

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Basti: Wir sind nun in der zweiten Nacht in einer der teuren Herbergen im Park, die Erste – Lake Hotel – ein wenig alter Pomp, heute – Old Faithful Snow Lodge – das modernste. Beide beeindrucken durch die Abwesenheit von einer Klimaanlage, überteuerten Restaurants und eher bemühtem Personal. Die Billigunterkünfte des letzten Monats haben mich echt verwöhnt, Klima, free WiFi und Frühstück incl. Hier gibt es nur an zwei Stellen WiFi (eine davon hier in der Snow Lodge) und dafür wollen sie dann gleich 12 Dollar für 24h. Aber die Konzessionär-Gesellschaft die alle Unterkünfte im Park betreibt hat ein Monopol. Zur Ehrenrettung sei gesagt, daß es an jeder Unterkunft auch einen Laden gibt der Sandwiches und Lebensmittel verkauft – Dank an alle Camper!

Die Natur ist schön, vielfältig, groß und beeindruckend. Allerdings gehen mir die vielen Bärenwarnungen doch unter die Haut und ich habe keine Lust auf ausgedehnte Wanderungen in die Wälder um Einsamkeit und Ruhe vor den anderen Touristen zu suchen. Mir ein Bärenspray zu kaufen bin ich zu geizig und es kommt mir irgendwie lächerlich vor, falls so ein Tier vor mir steht, sprühe ich mir das Zeug doch nur selbst in die Augen und kann dann hoffen, daß sich der Bär totlacht und trollt. Ich stehe dazu, ich bin ein Stadtmensch und finde Natur interessant, aber zum Trapper werde ich in diesem Leben nicht mehr.

2 Gedanken zu „Dienstag, 2. Juli, Lake Village – Old Faithful , 40 mls

  1. Stefan

    Hallo Ihr Zwei, endlich hatte ich auch mal Zeit den viel gerühmten Blog zu lesen – toll zu lesen und wirklich schöne Bilder. Ich kann mir vorstellen, dass Yellowstone um diese Jahreszeit etwas überlaufen ist, aber ist ein magischer Ort, wenn man mal die Chance hat lediglich die Natur und die Tiere wahrzunehmen. Schön zu lesen, dass Euch das Wetter jetzt wieder freundlicher gesonnen ist und die Moppeds keine Teile mehr verlieren 😉 Viele Grüße aus Wien, vielen Dank das Ihr uns in Gedanken mitfahren lasst – drive safely
    Stefan

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