Der letzte Tag läßt uns wenig Zeit über „der letzte Tag“ nachzudenken. Aufstehen, frühstücken, beim Whale watching einchecken. Das Gepäck konnten wir im Hotel lassen.
Um 11:00 Uhr legt das Schiff ab. Ich bin gerne auf dem Wasser, besonders wenn das Wetter so ist wie heute, sonnig, windig, nicht zu warm, schönes Licht. Und auch viel zu sehen. Der Mann am Mikro macht uns auf lila Seesterne, Adler und Blue Harons aufmerksam – und das alles bevor wir den Hafen wirklich verlassen haben.
Wir fahren ziemlich direkt zur südlichen Küste der San Juan Islands und kreiseln dann mit ca. 20 anderen Booten um einen Bereich im Wasser, in dem angeblich, eben noch, quasi ganz bestimmt, links, gerade eben Wale zusehen waren.
So skeptisch ich bin, da sind wirklich Wale, zwei Stück, Bruder und Schwester, T20 und T21. Orcas. Sie atmen aus, dann tauchen sie auf und verschwinden wieder. Ich knipse mir die Finger wund, 3 Millionen Bilder blaues Wasser weil die beiden schon wieder untergetaucht sind. Aber auf ein paar Bildern sieht man die Konturen oder zumindest die Flossen. Was auf den Bildern nur ein dunkler Fleck ist, ist in Wirklichkeit toll anzusehen, große, schöne, wilde Tiere in freier Wildbahn. Es ist zum Teil das, was ich sehe, zu einem anderen Teil, was der Mann am Mikro erzählt und zu einem dritten Teil, was ich mir vorstelle. Nur das erste Drittel schafft es auf’s Bild.
Wenn überhaupt. Wale oder Vögel mit der Kamera zu jagen ist gar nicht so einfach, das Tele zeigt nur einen kleinen Ausschnitt, da sind die Wale gerade gewesen, aber jetzt nicht mehr. Nehme ich einen größeren Ausschnitt, sieht man keine Flosse, sondern nur eine verschwommenes Stück schwarz. Am Ende sind die Bilder eher dokumentarisch als gut, aber es ist mir egal. Und dann nehme ich die Kamera runter, und gucke einfach nur hin. Und bin hin-und hergerissen.
Ich bin auf einer Whale Watching Tour, damit habe ich jedes Recht verwirkt, über Waltourismus zu lästern. Wenn die Wale Menschen wären, würden sie über uns Paparazzi schimpfen und eine Klage auf Wahrung der Privatsphäre einreichen. Können die überhaupt noch jagen, eingekreist von so vielen Booten? Oder sind die zwei von den anderen beauftragt uns zu beschäftigen, damit die anderen ihre Ruhe haben? Der Mann am Mikro erzählt über die Intelligenz der Tiere, ihre Arbeitsteilung beim Jagen, ihre Sprache. Gehen wir einfach davon aus, dass der Job von T20 und T21 heute war, uns zu unterhalten. Als Dank dafür, daß Walfang inzwischen in den meisten Teilen der Welt verboten ist. Ein Wal – Granny- soll 1921 oder so geboren sein, die erinnert sich bestimmt noch an die Walfangzeiten und organisiert das Spektakel hier.
Wir verlassen den Bereich der Orcas, fahren durch die Inseln zurück, vorbei an ein paar Seelöwen, vielen Seevögeln und einem weiteren Adler. Schön. Auch das Panorama ist toll, Mt Baker, die Olpympics aus verschiedenen Perspektiven, mal mit Insel, mal mit Nebelbank, mal mit Segler davor. Ich mach ungefähr 450 Bildern, mit sechs Motiven: Berg, Meer, Wal, Adler, Seelöwen, weitere Vögel. Das da ein paar „wenige“ Doppelungen dabei sind, ist verständlich, oder?
Dann sind wir zurück, ziehen uns im Hotel um, fahren den Hwy 20 weiter über den Deception Pass bis zur Fähre von den Inseln nach Mukilteo. Auf dem Weg dahin nullt mein Meilenzähler ein weiteres Mal: 8.000 Meilen liegen jetzt hinter uns. Auf der Fähre unterhalten wir uns mit zwei Harleyfahrern aus der Gegend – gaaaaanz vielleicht hat der eine davon einen Freund, der ein zuverlässiges Mopped für einen Alaska-Ausflug sucht. Dafür hat die Bumble Bee sich in den letzten zwei Monaten eindeutige klassifiziert: Zuverlässig, treu, gut zu fahren, bequem. We won´t ship it but sell it. Basti bekommt eine Telefonnummer, mal sehen, was daraus wird.
Und dann sind es nur noch ein paar Meilen auf der I-405, ein kurzer Stopp im Supermarkt für eine Flasche Sekt, zweimal Abbiegen in Kirkland. Wir kreuzen unseren eigenen Weg von vor zwei Monaten, fahren die Einfahrt hoch, das Garagentor geht hoch, Alexander hat uns gesehen. Die Moppeds bekommen seit zwei Monaten das erst Dach über den Kopf und wir ein herzliche Begrüßung und ein leckeres Abendessen bei Freunden.
Und damit ist die Tour zu Ende.
Und damit auch –fast- der Blog. Wir werden noch ein paar Zahlen zusammentragen, die über die 8.000 Meilen hinausgehen. Und vielleicht schaffen wir es ein Fazit zu ziehen, Also einen Bericht gibt es morgen noch. Aber bereitet Euch schon mal darauf vor, Euch eine andere (Frühstücks-)Lektüre zu suchen.
Basti: Wale gesehen, hurra! Damit fehlt in Renas Sammlung, der von ihr geforderten Tiersichtungen, nur der Elch und der Otter. OK, der Bär war nur ein kleiner und eher weit weg, aber es war ein Bär in freier Wildbahn!
Es ist ein gutes Gefühl nach 2 Monaten in Hotels am Ende bei Freunden wieder aufgenommen zu werden. So viel entspannter und wärmer, als ein Mietmotorrad irgendwo zurückgeben zu müssen und zu einem Flieger zu hetzen. Danke Steffi, danke Alexander!
Ja, wir werden sicherlich auch noch ein paar Zahlen nachreichen um das Ganze zu beschließen. Soviel vorab: Renas Planungsgenius hat sich mal wieder bewiesen, wir haben in fast allen Belangen unsere budgetierten Zahlen eingehalten – nur nicht bei der gefahrenen Strecke, da lag die Planung weit drunter!