Nee, ist das schön hier. Hohe Berge, Nadelbaumwälder, geschwungene Straßen, was für eine schöne, letzte Strecke, der nördliche Teil des Cascades Loop. Die Temperatur stimmt endlich auch mal wieder, ich zerfließe nicht in der Kombi. Das Leben ist gut zu mir. Wir halten für ein paar Fotos, aber Fahren ist wichtiger, also fahre ich auch an dem Schild „Washington Pass Lookout“ vorbei.
Dann nagt es allerdings an mir, denn es sah so aus, als meinten die nicht den kleinen Parkplatz an der Straße sondern als ob es noch in den Wald reingehen würde. Hm. Beim nächsten Halt –auch sehr schön, mit kleinem Fluß und viel Aussicht- spreche ich Basti darauf an, der mich allerdings beruhigt, es käme noch ein toller Ausblick. Ja, Basti war schon mal hier, vor ca. 1 Jahr mit Randy. Okay, wir fahren weiter. Bis Basti anhält. Was immer noch an Lookout kommt – es ist zu tief. Also kehren wir um. Wir fahren 23 mls zurück. Halt, nein, ich korrigiere, wir fliegen 23 mls zurück. Keine Ahnung, was auf einmal los ist, aber Basti hat den Turbo angemacht. Soll der mir noch mal kommen, dass ich zu schnell unterwegs bin. Das Recht verwirkt er gerade. Und die Überholmanöver sind auch nicht unbedingt alle total legal. Also, es paßt immer, meistens auch noch für mich, aber diese durchgezogene, gelbe Linie in der Mitte… egal, es macht einfach riesig Spaß. Und es lohnt sich dann auch noch richtig, der Lookout ist mitten im Wald, toll angelegt, super Blicke, schöne Wege – alles richtig gemacht.
Wieder zurück, wieder bergab gehen wir es etwas langsamer an, mit der Betonung auf etwas. Der eine oder andere Autofahrer macht uns Platz, nur Harleys haben ja keinen Rückspiegel. Aber auch an denen kommen wir vorbei, allerdings nur um kurz darauf noch mal für ein paar Bilder zu halten, auch wenn die Kamera inzwischen signalisiert, dass die Batterie fast leer ist. Eines geht noch. Und noch eines.
Am Ende halten wir noch dreimal, einmal beim ersten Blick auf den Ross Lake, dann am Ross Dam Lookout und dann nochmal am Diablo Dam. Der See hat eine tolle Farbe, ein helles, fast milchiges Grün. Super gut und durch den Wind sehr lebendig.
Der Ross Dam Lookout ist sehr windig und ich weiß nicht, was mir besser gefällt, der Blick auf den See mit Damm, Inseln und Wind auf dem Wasser oder die Krähen, die sich gegenseitig ihre Flugkünste im starken Wind beweisen. Etwas zerzaust sehen sie aus, vor allem, wenn der Wind von hinten kommt. Aber sie landen „Spot on“ beim Futter.
Als wir zurück zu den Motorrädern gehen, glaube ich erst, noch jemand fährt eine Bumble Bee. Da stehen drei Leute vor –dann doch- meinem Mopped und reden. Hm. Darf ich mal durch, bitte? Es ist albern, aber es stört mich. Warum eigentlich? Vielleicht, weil das Mopped in den letzten Wochen die einzige Konstante war. Ich rede zwar auch leicht bei all den Hotels von „zuhause“, aber wirklich zuhause war ich immer dann, wenn wir das Gepäck aufgeschnallt hatten und wieder unterwegs waren. Also raus aus meinem Vorgarten. Erst beim Fahren stelle ich fest, dass der eine Spiegel verstellt ist.
Die erste Tankstelle, die wir sehen, ist unsere. Direkt daneben ist ein alter Zug-Waggon zu einem Imbiss umgebaut und bietet nur Sachen an, die im Smoker gegart wurden. Der Smoker steht vor dem Waggon und riecht verlockend. Wir haben heute bis auf ein geteiltes Redbull beim Losfahren und ein weiteres jetzt beim Tanken nichts gegessen. Wir teilen uns ein Brisket Beef Burger und ein Smoked Chicken Burger. Beides ist eine riesen Sauerei, denn es ist zerkleinertes Fleisch in tropfender Sosse aber es lohnt sich.
Der Rest ist schnell erzählt, der Weg auch am Rande der berge ist nett, idyllisch, aber es wird schnell sehr städtisch und die letzten 20 mls ist der Hwy 20, bis dahin eine echte Passstraße, eine vierspurige Verkehrsader. Ich bin froh, als wir in Anacortes ankommen.
Basti: Winthrop ist von all den auf alt gemachten Orte die wir auf dieser Reise gesehen haben die sympathischste, ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber es ist sicher eine gute Mischung aus wenig Nippes-Läden, einem Bäcker mit ausgezeichneten Sachen, einer Kneipe mit tollem Biergarten am Fluß (in der wir durch Zufall gelandet sind) und dem Rio Vista Hotel (auch ein Zufallstreffer). Ein schön gemachtes Zimmer mit Balkon in Richtung Fluß macht auch bei nur einer Übernachtung einen Unterschied.
Ich hatte heute beim Start ein wenig Sorge, daß meine Erinnerung den Hwy 20 womöglich genauso verklärt hat wie den Yakima Canyon, aber ich habe Glück. Die Straße und die Landschaft sind immer noch eine Wucht! Auch der Wettergott ist auf unserer Seite, da wir weder östlich noch westlich der Cascades Wolken haben – keine Selbstverständlichkeit. Es läuft gut, Wir machen wieder mehr Fotostopps, weil es erträglich warm ist. Die Straße hat „Swing“ und ist nicht zu klein, also kann ich genug sehen, sowohl Kurvenverlauf als auch Gegenverkehr. Die durchgezogenen Linien sind „Empfehlungen“ solange uns kein Sheriff entgegenkommt, da wir eindeutig eine bessere Beschleunigung haben als die rollenden Hindernisse auf der Straße. Dazu kommt, daß es hier in USA ein paar Verkehrsregeln gibt, die wir in Europa auch einführen sollten (Bild!), wer zu langsam ist muß Platz machen.
Wenn Rena jetzt noch ein paar Orkas morgen bekommt, ist das der perfekte Abschluß für diese Reise.