Das erste Mal, dass meine Landkarte irrt – oder lügt. Jedenfalls zeigt sie am Hwy 14, nördlich vom Columbia grüne Punkte. Das heißt eigentlich „schöne Strecke“, aber das hier ist langweilig. Braune Hügel rechts, ab und an ein Blick auf den Fluß links, später kommen ein paar Weinfelder dazu, alles nichts wirklich sehenswertes, zudem es von großen Strommasten dominiert wird. Der Columbia ist hier auf ca. 80 Meilen gleich zweimal gestaut um Strom zu gewinnen. Was ihre Flüsse angeht, haben Deutschland (vielleicht Europa?) sehr unterschiedliche Konzepte. Die US haben Dämme wie doof gebaut, hauptsächlich zur Stromgewinnung. In Deutschland sind die Flüsse dagegen durchgängig schiffbar.
Als Mount Rainier sich zeigt, wird das Panorama deutlich besser, ein einzelner, schneebedeckter Bergkegel am Horizont. Cool.
Ein Schild sagt „Stonehenge ¼ mls left“. Basti bremst, ich dachte, eine ¼ Meile sei länger. Es paßt aber noch gut, Basti kriegt nichts mit, glaube ich. Stonehenge ist ein Monument, dass ein einzelner Mann auf seinem Grund gebaut hat um ein paar Soldaten aus diesem County, die im ersten Weltkrieg gefallen sind, zu ehren. Ziemlich pathetisch und raumgreifend. Er hatte auch einen General Store und noch ein paar Sachen hier geplant oder gebaut, inzwischen sind nur doch die Stelen und sein eigener Grabstein, ein paar Meter weiter übrig. Aber der Blick auf den Columbia mit Mt Rainier ist super.
Basti nimmt die Kamera, aber er macht keine Fotos, sondern sucht mit dem Tele die nächste Tankstelle. Wir bewegen uns im letzten Viertel meiner Tankanzeige. Basti entdeckt eine Tanke und wir machen nur mal eine kurze Stippvisite nach Orgeon. Mittagspause. Basti ißt Chili con Carne mit Rührei – äh? Beides okay, aber zusammen? Hm.
Dann nehmen wir den Hwy 97 nach Norden. Erst vielversprechend, leer und kurvig, wird es langweilig, sobald wir den Summit und damit die Hochebene erreicht haben. Ab hier ist es langweilig stur geradeaus mit vielen Lastern – und es ist inzwischen warm. Sehr warm. Basti genießt ohne Verkleidung und nur in Jeans den Fahrtwind, ich schwitze mich langsam aber sicher gar.
Toppenish ist unser nächster Stopp, ich will mir die im Reiseführer erwähnten Wandgemälde (murals) ansehen. Damit wir sie nicht verpassen, halten wir vorher am Visitor Center und bekommen einen Plan. Aber sobald wir in der Stadt sind, ist klar, wir hätten nichts übersehen können, die Bilder sind riesig und überall. Auf einem Platz, „The Old Times Plaza“, schallt dazu Cowboy-Musik aus einem Lautsprecher – Yippiyaye. Aber es ist witzig gemacht, die Bilder sind keine hohe Kunst, aber in der Menge durchaus beeindruckend und zeigen alltägliche Szenen genauso wie historische Momente oder Sport.
Aber, hatte ich schon erwähnt, dass es warm ist und in der Innenstadt anscheinend alle Läden mit kalten Getränken um 14 Uhr schließen? Wir halten es kurz und machen die letzten Meilen nach Yakima auch noch, bevor wir im klimatisierten Motelzimmer auf den Betten zusammenbrechen. 36°C sagt das Internet. Mir fällt dazu nur „scheiß-heiß“ ein und ich freue mich auf morgen – in der Nähe von Mt Rainier wird es hoffentlich mal wieder etwas kühler sein.
Basti: Hochmut kommt vor dem Fall….. Ich bestelle ein Omelett mit Käse zum „Frühstück“ gegen 14 Uhr und entscheide mich im letzten Moment für die Variante mit „Chili and Onions“, in Erwartung von frischen Chili-Schoten und Zwiebeln. Aber mein Sprachverständnis ist halt doch nur das eines Ausländers, denn ich bekomme eine Truckerportion Chili-con-Carne unter einem Omelett.
Hier im Ostteil des Staates Washingtons (östlich der Cascades) ist das Obst- und Gemüseanbaugebiet, von Getreide bis Aprikosen wächst hier alles – solange man Wasser drauf gießt. Große Obstplantagen, Hopfenfelder und Blaubeersträucher sind in den Tälern, auf den Hügeln verdorrtes Gras und Windparks. Weiter nördlich an den Bergflanken und an den Seen kommt dann der Wochenend Tourismus der „Küstenbewohner“ die den bedeckten Himmel und den Regen leid sind – und das sind einige! Wir werden die schönste Strecke Richtung Westen über die Cascades nehmen, den nördlichsten der drei Pässe (mehr Übergänge gibt es nicht), der teilweise bis in den Mai wegen Schnee gesperrt ist. Es ist der einzige der wie ein Pass wirkt und nicht wie die Brenner-Autobahn.