Freitag, 12. Juli, Libby – Sandpoint – Coeur D‘Arlene, 150 mls

Analphabet darf man hier zum Autofahren nicht sein, ständig gibt es etwas am Straßenrand zu lesen. Diesmal beschäftigt mich der Hinweis „Game Crossing“. Hm. Ein Schachspiel, das über die Straße läuft oder doch eher Monopoly? Laufen die einzelnen Steine oder die ganze Schachtel? Und müßte es dann nicht Games heißen? Fragen über Fragen, die Basti mit dem Hinweis, dass „Game“ Wild ist, beendet.

Wir verlassen Montana Richtung Westen, womit die Uhr am Motorrad wieder richtig geht und wir heute eine Stunde gewinnen. Oder mal früh ins Bett gehen. So oder so: Bye bye, Montana, Du hast mir unerwartet gut gefallen.

Die erste Strecke von Libby aus ist Montana pur, erst entlang eines großen Flusses, dann entlang vieler kleiner Seen und mäandernder Flüßchen schwingen wir mit 70 – 80 mph die Straßen entlang. Entspannt und schön. Was für eine angenehme Reisegeschwindigkeit wir da hatten, wird deutlich als wir Idaho erreichen – 55 mph max, zumindest auf dieser Straße.

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Wir halten kurz in Clark Fork, dem ersten Ort in Idaho, um zu frühstücken, aber das Cafe sieht nicht einladen aus und die Bar, in die wir dann gehen hat augenscheinlich nichts zu essen. Also Cola um wenigstens etwas Zucker in den Magen zu kriegen und weiter. Es ist relativ frisch, eigentlich tolles Motorradwetter nach der Schwitzerei, aber wir sind es einfach nicht mehr gewöhnt und vor allem viel zu dünn angezogen.

Sandpoint ist unser nächster Halt, wir hatten überlegt, hier zu bleiben, sind aber schon mittags da. Nettes Städtchen, wir essen in einer Mall, die auf eine alte Holzbrücke gebaut ist. Gut gemacht.

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Weiter geht es ziemlich langweilig und mit viel Verkehr Richtung Süden nach Coeur D’Arlene, wo das Motel 6 leider nur noch ein Raucherzimmer hat. Wir nehmen es, für eine Nacht wird es schon gehen, aber es stinkt schon ziemlich. Daher sitze ich jetzt zum Schreiben auch vor der Tür und hoffe, dass niemand mit Schwung um die Ecke kommt und mich über den Haufen rennt.

Wir sind so früh, dass wir lauter schlaue Dinge machen können: Wir waschen mal wieder Wäsche, wichtig, auch wenn es nicht richtig sauber wird, riecht es zumindest nach Waschmittel. Um die Flecken kümmere ich mich wenn ich wieder in Deutschland bin.

Dann waschen wir die Motorräder. Da keine Bikinischönheiten in der Nähe sind, erledigen wir es selber. Nachdem wir dreimal durch den Schlamm und Sand der Baustelle im Glacier National Park gefahren sind, sehen die Dinger aus wie Sau. So sehr, dass es selbst mich stört. Zudem ich mir angewöhnt habe, meinen Helm auf die Fußraste des Sozius zu hängen, die natürlich auch total dreckig ist. Also tauschen wir Unmengen von Quartern ein, zum Wäsche waschen und trocknen und zum Moppeds waschen und sind vernünftig.

Erst dann gucken wir uns Coeur D’Arlene an. Nette Stadt, groß genug um eine Anzahl von Restaurants und Bars in der Innenstadt zu haben. Also Innenstadt heißt auch hier nur ein Straßenzug, aber der ist fast direkt am Wasser und sehr lebendig. Nett. Außerdem rühmt die Stadt sich, den längsten Boardwalk zu haben, ein Steg auf dem See zum Spazierengehen. Man kommt quasi auf dem Wasser einmal um die Marina herum und damit die Boote rein und raus können, gibt es eine Brücke für die Fußgänger. Hoch muß sie nicht sein, ich sehe kein einziges Segelboot.

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Basti: Gestern war die Planung noch entspannt nach Sandpoint zu fahren, dort zu bleiben und am nächsten Tag weiter nach Coeur d’Arlene zu kommen. Heute Morgen sagt mir meine Liebste beim Aufwachen sie will durchfahren bis Coeur d’Arlene – für alle die sie gut genug kennen, sie wirkt hell wach obwohl es noch keine 9 Uhr ist. Gesagt, getan. Wir sitzen um halb zehn auf den Moppeds und Rena macht Strecke. Ich hatte gestern, glaube ich, das Problem der fehlenden Verkleidung erwähnt, heute haben wir zumindest keinen Gegenwind und ich kann die 80 mph gut mithalten. Dafür habe ich mich seit langem mal wieder richtig verhauen was die Wettereinschätzung angeht, es ist bedeckt und frisch. Habe nur ein Polo an und nur im letzten Moment das Futter in die Jacke geknöpft. Ohne das Futter wäre die erste Pause nach 10 Minuten fällig gewesen, so halte ich durch und habe nur kühle Arme, da die Jacke mit den Sommerhandschuhen nicht dicht abschließt.

Eine Stunde später am Vormittag in eine Bar einzulaufen ist schon etwas komisch, aber es gibt auch Cola und ich kann im Sitzen an der Theke eine rauchen (Seltenheitswert!!). Als wir wieder losfahren wärmt die Sonne auch langsam ein wenig und ich fühl mich wieder wohl.

Mit Coeur d’Arlene kommen wir gefühlt nach Tagen oder Wochen wieder in der „Zivilisation“ an. Es ist das erste Mal seit langem, daß ein Ort nicht mit Campingplätzen und einer Tankstelle beginnt, sondern mit dem üblichen Speckgürtel aus Malls, Home Depot und einer Reihe von Autohändlern. Wir gehen trotzdem nicht in eines der üblichen „Ketten-Restaurants“ sondern in eine Pizzeria die so durchgestylt auch in Seattle Bestand hätte.

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