Donnerstag, 11. Juli, Whitefish – Eureka –Libby, 141 mls

Wir packen gleichzeitig mit einem Harleyfahrer unsere Sachen auf die Moppeds. Ob dann überhaupt noch Platz für uns ist, fragt er, nur weil er sein Bike mit einer Vielzahl von Koffern ausgestattet hat. Klar, denke ich, aber was sagt der Weber? Dass er mir deswegen ein eigenes Mopped gegönnt hat. Und ich kann noch nicht einmal widersprechen, denn obwohl es meine ist, hat er die Bumble Bee gekauft. Und reitet jetzt darauf rum. Also auf dem Umstand an sich, nicht auf dem Bike.

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Die fahre ich weiterhin und diesmal fast in ein Auto hinein. Wir müssen vom Motel aus links auf eine ziemlich befahrene Straße, ich sehe eine kleine Lücke, die passt auch, dummerweise habe ich übersehen, dass in der Ausfahrt mir gegenüber ein Autofahrer auch denkt, dass es seine Lücke ist. Aber es paßt irgendwie, mit leichtem Herzklopfen fahre ich ein Stück weiter und dann auf den Seitenstreifen, Basti braucht ja auch noch eine Lücke. Aber mit mehr als 6.000 Meilen im Kielwasser nur eine knappe Situation, finde ich gar nicht schlecht. Vielleicht fahren hier deshalb so viele ohne Helm, wenn es meilenlang keine Seitenstraßen gibt, an denen ein Autofahrer Dich übersehen kann, dann kann diese Meilen lang auch nichts passieren. Aber wieso habe ich dann einen Harley Fahrer mit neongelber Warnweste und dem Aufdruck „Do you see me now, asshole?“ gesehen? Egal, alles gut gegangen, weiter.

Durch den späten Start haben wir – ein drittes und letztes Mal- Frühstück in diesem Hotel verpasst. Wir halten in der nächsten Stadt, Eureka. Niedlich und per Zufall oder Glück geraten wir in DEN Laden hier. Solltet Ihr jemals nach Eureka, Montana kommen (es gibt mindestens 3 Eurekas in US), müßt Ihr unbedingt im Cafe Jax essen. Ich hatte einen Huckleberry Shake zum Frühstück plus die geklauten Hash Browns von Basti und Basti hatte Rührei mit Speck, Toast und eben ein paar wenigen Hash Browns. Lecker. Und das, was sie an uns vorbeigetragen haben, sah auch alles sehr, sehr fein aus.

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Weniger fein sieht wenig später die Straße aus, die wir genommen haben. Zuerst war nur der Bahnübergang uneben, dann wird es schlechter Belag, und am Ende ist es Schotter. Und das alles nur um nach 5 Meilen festzustellen,  dass die Straße schön und abgelegen ist, uns aber nicht zum See bringt sondern wieder zurück auf den Hwy 93, den wir gekommen sind.  Auch egal, es übt halt und zeigt viel, viel Gegend. Was haben die hier für Unmengen an Gegend.

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Wir fahren ein zweites Mal durch Eureka und ich bin versucht, ein zweites Mal im Cafe Jax zu halten, aber ein weiterer Milchshake geht beim besten Willen nicht rein. Obwohl…. Aber dann sind wir schon vorbei und treffen die richtige Straße und fahren Kurve um Kurve am See Koocanusa entlang. Schönes, entspanntes fahren, jedenfalls solange wir einigermaßen Windgeschützt sind. Wir kommen an eine Brücke, eine schicke Brücke, allerdings mitten im Nichts. Keine Ahnung, warum sich jemand entscheiden sollte auf dieser oder der anderen Seeseite entlang zu fahren. Jedenfalls wirkt die Brücke seltsam deplatziert und viel zu schick für die Straße auf der wir unterwegs sind und auf der uns kaum ein Auto entgegen kommt. Ein Schild sagt, von der Armee gebaut. Okay. Wozu?

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Vielleicht brauchte man die Brücke beim Staudammbau, einige Meilen später sind wir am Libby Dam. Basti sagt, man sieht es den Mülleimern, die alle wie kleine Bunker aussehen, an, dass der Staudamm auch von der Armee gebaut wurde. Finde ich jetzt nicht so, aber ich gucke auch eher auf das Gras, dass sich im Wind wie Wasser hin und her bewegt. Hier, auf dem Parkplatz neben dem Damm ist es richtig windig.

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Die Amerikaner stellen ja gerne Tafeln aus, über die Historic Sites hatte ich ja schon mal gelästert. Aber ein paar in den Parks fand ich spannend, und hier steht auch eine lesenswerte. Aufgrund des Dammes mußten sie den Hwy 37, den wir gekommen sind höherlegen. Daher also sind wir die ganze Zeit so hoch über dem See, wenn schon, dann richtig. Spannend auch, dass links neben der Straße große Steine und Felsen gelegen haben, von denen ich tippen würde, dass sie vor nicht allzu langer Zeit vom Hang auf die Straße gekracht sind. Man sieht noch die frischen Bruchstellen. Ich bin froh, dass wir hier erst langfahren nachdem das beseitigt ist. Laut Tafel ist ihnen das beim Bau der Straße auch passiert, an einem Sonntag.

Kurz hinter Libby Dam ist Libby, unser Ziel für heute. Wir finden ein nettes Motel direkt am Hwy 2 mit ein paar Tischen und Rasen statt nur Parkflächen vor den Türen. Wirklich nett. Wir nutzen einen der großen Tische um unsere Karten auszubreiten und die nächsten Tage zu planen. Nachdem wir noch so viel Zeit haben, entschließen wir uns noch einen Abstecher in den Süden zu machen und Hells Canyon zu besuchen. Ich freu mich, auch wenn ich dafür die Oregonkarten von gaaaaanz unten aus dem Seesack holen muß. Die Planung war so anstrengend, dass Basti sich erst mal hinlegen muß und seinen Mittagsschlaf nachholt. Ich sitze in der Sonne, lese und lasse es mir gut gehen.

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Unser Spaziergang durch Libby zeigt gegensätzliches. Auf der einen Seite, direkt am Hwy 2 ist die Straße belebt, also voller Autos und geöffneter Läden, keine Menschen außer uns. In dem Straßenzug, den sie selber als Downtown bezeichnen, ist der Großteil der Häuser zu vermieten oder zu verkaufen, die Läden geschlossen und die Schule verfällt. Schade, aber wahrscheinlich hat Libby nicht genug Einwohner oder Einzugsgebiet und es macht Sinn auf den Durchgangsverkehr als Einnahmequelle zu setzen.

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Mein letztes Highlight des Tages ist eine Frau, die tatsächlich mit Lockenwicklern im Haar essen geht. Okay, nur Mexican Fastfood, so wie wir, aber ich dachte, mit Lockenwicklern aus dem Haus käme nur in schlechten Fernsehserien vor. Irrtum. Ich schaffe es mühsam, nicht hinzustarren, kann aber nicht umhin zu bemerken, dass die oberen grün und die unteren rosa sind. Es gibt eine klare Farbgrenze. Hm, ist das ein Zugeständnis an ihre Umwelt oder hat das was mit der Größe der Wickler zu tun?

Ach, nee, mein allerletztes Highlight ist ein Huckleberry-Eis. Nicht ganz so gut wie der Milchskake, aber auf jeden Fall lecker. Sind das Blaubeeren oder Heidelbeeren? Gibt es einen Unterschied zwischen Blau- und Heidelbeeren? Ich bin mir nie sicher und vielleicht sind Huckleberries ja weder noch, denn im Gegensatz zu allem, was man in Deutschland bekommt, haben diese hier einen eigenen Geschmack, etwas süß, ziemlich sauer, etwas Wald dazu. Yummi. Wir sind gestern ja zweimal durch Hungry Horse gefahren (der Ort heißt wirklich so) und haben erst am Abend über die Huckleberry-Jam von Hungry Horse im Reiseführer gelesen. Fast hätte ich ein Glas mitgenommen. Aber eben nur fast, denn unsere Platzreserven sind ja vom Bären aufgebraucht.

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Basti: ja, ich muß nach der langen Zeit als Strohwitwer wieder darauf aufpassen was ich sage – und vor Allem wer die Zuhörer sind! Naja, dafür ist Renas „Ausfahrt-Stunt“ aufregend, ich stehe hinter Ihr und sehe das Auto aus der gegenüberliegenden Ausfahrt auch erst als es eigentlich zu spät ist. Aber Beinahe-Unfälle sind eben keine – gut gemacht!

Cafe Jax ist wirklich ein Erlebnis, in so einem verschlafenen Örtchen ein professionell geführtes und gut gemachtes Restaurant mit einer Karte, die so viele Salate wie Burger-Varianten anbietet. Außerdem sind die Hash Browns die besten die ich je hatte.

Das Schottertraining war witzig, wenn auch unnötig. Dafür kann ich mich nicht entsinnen jemals über 70 Kilometer an einem See entlanggefahren zu sein. Nur der Wind ist echt nervig. Heftig, böig und entweder von vorne oder von der Seite, nun bereue ich es keine Verkleidung an der Ninja mehr zu haben. Rena sitzt entspannt hinter ihrer Verkleidung und kann bestimmt stundenlang so weiterfahren, ich bin irgendwann verkrampft und meine Schultern brennen. Dementsprechend bin ich froh, daß wir heute schon gegen vier im Motel sind und keine 200 mls Etappe vor uns haben.

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Rena: Muß ich mir nach der Ergänzung Gedanken darüber machen, was er alles gesagt und erzählt hat wenn ich nicht dabei war? Und ja, ich könnte so weiterfahren – aber der See ist hier zu Ende.

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